Katrin Saß - Charakterdarstellerin der DEFA
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Als Vorbild die Mutter Marga Heiden, die mit Mundart-Stücken im DDR-Fernsehen berühmt war, so schlägt auch Tochter Katrin Saß, geboren 1956, den Weg in die Schauspielerei ein. Schon mit jungen 23 Jahren wird die gebürtige Schwerinerin für die Hauptrolle im Film "Bis dass der Tod euch scheidet" engagiert und macht sich so als Charakterdarstellerin einen Namen.
Es ist beileibe kein Film, bei dem sich der Zuschauer angenehm entspannt zurücklehnt: Erzählt wird der ungeschönte Alltag von Sonja und Jens, deren Ehe schweitert, nachdem sie Eltern werden. Sonja, nicht länger die kindliche-naive, anschmiegsame Ehegattin verlangt, dass nicht sie allein die Verantwortung für den Familienalltag trägt. Jens unterdrückt und schlägt Sonja. Sonja, im Film gereift zur selbstbestimmten Frau, setzt das Eheversprechen wörtlich um - "bis das der Tod uns scheidet" - und vergiftet Jens. - Verblüffend, dass der Film überhaupt gedreht werden durfte, findet Hauptdarstellerin Katrin Saß rückblickend. Denn das, was der Film zeigt, entsprach keineswegs dem Bild, das die DDR gern vom Leben ihrer Bevölkerung zeichnete:
Eine Frau, die trinkt, mit den Männern, die Kinder werden ihr weggenommen, die versucht die wiederzukriegen, landet wieder in der Gosse. Also das gibt es doch in der DDR gar nicht. War schon erstaunlich, erstaunlich, was wir da durchgekriegt haben.
Für diese zweite große Hauptrolle wird sie 1982 auf der Berlinale mit dem "Silbernen Bären" ausgezeichnet und durfte dazu sogar nach West-Berlin reisen:
Ich war furchtbar naiv damals, habe mich mit allen möglichen Leuten im Westen über Politik unterhalten. Ich muss wohl auch gedacht haben, dass ein Schutzengel über mich wachen würde. Damals wusste ich noch nicht, dass ich in den anschließenden zwei Jahren keine Filmrolle mehr angeboten bekommen sollte.
1987 wurde sie dennoch in der DDR als "Schauspielerin des Jahres" geehrt. Von 1993 bis 1997 verkörpert sie die Hauptkommissarin Tanja Voigt in der Krimireihe "Polizeiruf 110". Ihre Karriere wurde durch ihre Alkoholabhängigkeit unterbrochen, doch der Schauspielerin glückte der Absprung und sie ist bis heute oft auf dem Bildschirm zu sehen.
Fulminanter Neustart mit "Good Bye Lenin"
Ihr Film-Comeback feierte Katrin Saß tatsächlich in einem deutschen Spielfilm, der sich mit dem Thema beschäftigt, dass sie aus persönlicher Erfahrung bestens kannte: Die DDR. In "Good Bye Lenin" (2003) spielt sie die Hauptrolle und verkörpert eine Familienmutter, die plötzlich alleinerziehende Mutter ist, als sich ihr Mann in den Westen absetzt. Nach schwerer Depression muss die Frau, auf Androhung der Entziehung ihrer Kinder, sich aktiv für den Sozialismus einsetzen. Sass glänzt in der Rolle und der Film wird zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres 2003 in Deutschland.
Zuletzt war sie in der ARD-Serie "Weissensee" in der Rolle der Dunja Hausmann zu sehen. Saß verkörpert darin eine idealistische Liedermacherin, die kritische Lieder gegen die Staatsmacht singt. Derzeit ist die vierte Staffel der erfolgreichen Reihe in Arbeit.
Das "verdächtige" Doppel-S im Nachnamen
Wer sich mit Katrin Saß beschäftigt, stolpert unweigerlich über verschiedene Schreibweisen ihres Nachnamens. Hier liest man den Namen mit "ss", da mit "ß". Warum eigentlich? Heute mutet das ziemlich kurios an: Katrin Sass zufolge musste sie ihren Namen in "Saß" verändern. Die Stasi vermutete eine Nazi-Vergangenheit wegen des Doppel-S im Nachnamen. Doch das verordnete "ß" setzte sich nie komplett durch - in DDR- Filmen und Serien wurde ihr Name trotzdem mit Doppel-s geschrieben. Nach der Wende trat Katrin Saß selbst weiter unter dem Namen "Saß" auf und benutzte ihn auch in ihrer Autobiografie "Das Glück wird niemals alt".
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: artour | 22.10.2016 | 22.00 Uhr