Katja Paryle (Hexe), Siegfried Seibt (Rumpelstilzchen) Stefan Lisewski (Riese). (v.re.n.li.)
Bildrechte: MDR/DRA/Zillmer

Märchenfilme mit sozialistischem Alltag: "Spuk unterm Riesenrad"

20. März 2020, 13:16 Uhr

Heute wird der internationale "Erzähle-ein-Märchen-Tag" begangen, an dem man sich gegenseitig Märchen erzählen soll. Anlass für uns, einmal auf einen besonderen Märchenfilm in der DDR zu schauen. Es war 1979, als mit "Spuk unterm Riesenrad" wieder Leben in den DEFA-Märchenfilm kam: Klassische Figuren trafen auf den Sozialismus. Unterwegs in Berlin und bis in den Harz erleben sie viele Abenteuer. Ausgedacht hatte sich die Geschichten der Schriftsteller und Drehbuchautor Claus Ulrich Wiesner.

Als der Schriftsteller und Drehbuchautor Claus Ulrich Wiesner (1933 bis 2016) Ende der 1970er-Jahre das Buch zu "Spuk unterm Riesenrad" vorlegte, konnte niemand ahnen, welchen Erfolg eine ganze Reihe von "Spuk"-Filmen bis zum Ende der DDR haben sollte. Eigentlich als Fernsehfilm in sieben Teilen geplant, wurde der erste Teil "Spuk unterm Riesenrad" zu einem zweiteiligen Kinofilm zusammengeschnitten und sorgte auch in der Bundesrepublik für Furore.

Der Anfang: "Spuk unterm Riesenrad"

Spuk unterm Riesenrad (1)
Szene aus "Spuk unterm Riesenrad" Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mit "Spuk unterm Riesenrad" sollte der Erfolg der "Spuk"-Filme beginnen: In einer Berliner Geisterbahn werden ein Riese, eine Hexe und das Rumpelstilzchen zum Leben erweckt. Auf einer abenteuerlichen Flucht wirbeln sie durch die ganze Stadt, besorgen sich moderne Kleidung, machen aus Strohhalmen Gold und fliegen mit einem Staubsauger durch die Republik. Das war der Stoff, mit dem man nicht nur die Kinder begeistern konnte. Ein wenig Zauber, ein wenig Spuk und ein wenig die öffentliche Ordnung stören, natürlich alles mit einem Augenzwinkern.

Wir wollten einfach die Realität möglichst genau und ungeschönt abbilden und vor allem wollten wir es mit Spaß tun.

C.U. Wiesner

Spuk im Hochhaus: der zweite Streich

Zwei Kinder in kurzen Hosen und T-Shirts hocken in einem Hausflur und lachen
Filmszenen aus "Spuk im Hochhaus". Bildrechte: MDR/DRA

Mit dem Erfolg des ersten Fernseh- und Kinofilms kam der Auftrag für die Fortsetzung: "Spuk im Hochhaus" in sieben Teilen. War schon der erste Film mit bekannten Schauspielern besetzt, wurden nun Fernsehlieblinge wie Heinz Rennhack, Gerry Wolff oder Käthe Reichel für den zweiten Teil eingesetzt. Dieses Mal sollten es jedoch Geister sein, die in einem Hochhaus im Berliner Stadtteil Friedrichshain ihr Unwesen treiben. Der Plott: Zwei Wirtsleute haben sich vor über 200 Jahren etwas zu Schulden kommen lassen und können nicht eher ruhen, bevor sie nicht ausreichend gute Taten vollbracht haben. Da aber statt einer Schänke nun ein Hochhaus an dem Ort steht, müssen sich die beiden Geister dort beweisen. Hier treffen sie auf die unterschiedlichsten Mieter einer Muster-Hausgemeinschaft.

Außerirdisch: Spuk von Draußen

Der dritte Teil der "Spuk"-Filme sollte 1987 folgen. Wiesner, der bereits seit dem zweiten Teil mit dem Regisseur Günter Meyer an der Reihe arbeitete, trat nun auch selber als Erzähler in den Filmen auf. Zusammen verlegten sie den Handlungsort in die Heimat Meyers, in das Erzgebirge. Um drei Außerirdische, den Menschen-Roboter Opa Rodenwald, der Familie Habermann und einem Filmteam drehte sich die Geschichte, die sich im typischen "Spuk"-Stil durch viel Zauber, Verwechselung und Spaß auszeichnet.

Wiesner wie auch Meyer blieben der Reihe nach der Wende treu: drei weitere Teile wurden 1999 im ORB sowie 2000 und 2002 im Kinderkanal ausgestrahlt. Längst sind die Spuk-Geschichten auch auf vielen Theaterbühnen (vor allem im Osten Deutschlands) erfolgreich.

Über dieses Thema berichtete der MDR im TV auch in "Kino Royal" 16.12.2017, 00.14 Uhr