Geheimnis um die Buchenwald-Geige gelüftet

07. September 2017, 11:47 Uhr

Die Geige, die den Menschen im KZ Buchenwald Mut machte, erklingt am 7. September 2017 in Erfurt erstmals wieder. Der Schriftsteller Bruno Apitz spielte auf der Geige im KZ Lieder, die nur wenige außerhalb des KZ jemals gehört haben.

Sie ist ein Zeugnis der Trauer, die Geige des Schriftstellers Bruno Apitz, der mit seinem Roman "Nackt unter Wölfen" Weltruhm erlangte. Nur wenige wissen, dass Apitz in seiner acht Jahre währenden Gefangenschaft im KZ Buchenwald immer wieder auf dem Instrument spielte. Das wichtigste Ereignis, zu dem die Klänge der Geige erklangen, war die illegale Trauerfeier für Ernst Thälmann. Apitz spielte in Gedenken an den KPD-Vorsitzenden, der am 18. August 1944 in Buchenwald ermordet wurde, das Lied "Unsterbliche Opfer".

Untergrundmusik im Konzentrationslager

Viele weitere Stücke wie das Lied "Kopf hoch" sollen mit Hilfe dieser Geige komponiert worden sein. Die Untergrundmusik sollte die Gefangenen zum Durchhalten ermutigen, erklärt der Vizedirektor der Gedenkstätte Buchenwald, Rikola-Gunnar Lüttgenau. Apitz soll bei Kulturabenden im KZ als Regisseur und Conférencier stets auf der Geige gespielt haben. Bruno Apitz habe das Instrument erst im KZ durch den Tausch gegen ein anderes Instrument erhalten. Als das Lager 1945 befreit wurde, hat Apitz die Geige mit sich genommen. Seine spätere Frau übergab die Geige in den 1990er-Jahren der KZ Buchenwald-Gedenkstätte. Die Geige sei, so Violinist Matthias Wollong, Erster Konzertmeister der Staatskapelle Dresden, mindestens 150 Jahre alt und habe einen hervorragenden Klang.

Weltruhm mit Buchenwald-Roman

Bruno Apitz wurde 1958 mit dem Roman "Nackt unter Wölfen" weltberühmt. Das Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt und mehrmals verfilmt. Im Buch beschreibt Apitz die Rettung eines jüdischen Kindes im Konzentrationslager. In der DDR gehörte das Buch zum Schulstoff - es galt als Beweis für die Widerstandsfähigkeit und den Humanismus der Kommunisten. Apitz hatte es bis zu seinem Tod verwundert, dass er es in so späten Jahren noch zu solchem Ruhm brachte, so seine Frau Marlies Apitz.

Israelischer Geigenbauer inspirierte zum Konzert

Lange war davon die Rede gewesen, dass auf Bruno Apitz' berühmter Geige wieder einmal öffentlich gespielt werden soll. Nun ist es soweit und das Geheimnis gelüftet: Die Geige soll am 7. September in der Peterskirche in Erfurt im Rahmen der Achava Festspiele, die die Deutsch-Israelischen Beziehungen fördern sollen, erklingen. Die Organisatoren der Achava-Festspiele wurden vom israelischen Geigenbauer Amnon Weinstein zu dem Konzert mit Apitz' Geige inspiriert. Weinstein nämlich sammelt Geigen, die mit der Geschichte des Holocaust verbunden sind. Nach 72 Jahren wird die Geige nun erstmals wieder vor Publikum erklingen, gespielt von Matthias Wollong, dem Ersten Konzertmeister der Staatskapelle Dresden. Aufgeführt werden auch die Lieder aus dem KZ und natürlich das Trauerlied für Ernst Thälmann.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV MDR Zeitreise | 05.09.2017 | 21:15 Uhr