Michail Kalaschnikow und sein legendäres Sturmgewehr AK47

14. August 2020, 15:11 Uhr

Die von Michail Kalaschnikow erfundene AK47 ist das verbreitetste Gewehr weltweit. 100 Millionen Exemplare soll es geben. In Moskau gibt es ein Denkmal für den Waffenkonstrukteur.

Ein überlebensgroßes Denkmal des weltbekannten russischen Waffenkonstrukteurs und Nationalhelden Michail Kalaschnikow, der seine längst legendäre Schöpfung, das Sturmgewehr AK47, in den Händen hält, ist am 19. September 2017 in Moskau enthüllt worden. Russlands Kulturminister Wladimir Medinski sagte bei der Einweihung des Denkmals, Kalaschnikow habe "die besten Charaktereigenschaften" der Russen in sich vereinigt: ein außergewöhnliches Talent, Einfachheit und Integrität. Die von Kalaschnikow konstruierte AK47 sei ein "wichtiger russischer Markenartikel" lobte Präsident Putin, ihren Erfinder hieß er eine "Legende".

"Awtomat Kalaschnikow"

Von dem von Michail Kalaschnikow konstruiertem Sturmgewehr AK47 gibt es weltweit schätzungsweise 100 Millionen Exemplare. Der "Awtomat Kalaschnikow obrasza 1947" ist die weltweit gebräuchlichste Waffe. Sie steht für millionenfaches Leid, Tod und Zerstörung, für Kriege, Aufstände, Revolten und Revolutionen, aber auch für bloße kriminelle Übergriffe überall auf der Welt. Die AK47 wird von den Armeen etlicher Staaten genutzt, aber auch von Terroristen, Piraten, Gangstern, der Mafia und Revolutionären und Aufständischen. Der Grund für die Verbreitung der Kalaschnikow ist ihre einfache Bauweise und Robustheit, durch die sie auch widrigsten Bedingungen trotzen kann.

Waffe zum "Schutz der Heimat"

Die AK47 hatte der 1919 geborene Michail Kalaschnikow während des Zweiten Weltkriegs entwickelt, als er sich von einer Frontverletzung erholte. Er war an der Schulter verletzt worden und tüftelte nun an einer "perfekten Waffe zum Schutz der Heimat" - leicht zu bedienen, von geringem Gewicht und unverwüstlich. Jahre später, 1947, präsentierte der junge Leutnant seine Erfindung. Sie stieß auf reges Interesse der Armeeführung und ging nur zwei Jahre später in Produktion.

Kalaschnikow lebte in bescheidenen Verhältnissen

Der Erfolg seiner Erfindung hatte Kalaschnikow keineswegs zu einem vermögenden Mann gemacht. Von den Erlösen aus dem Verkauf seiner Waffe bekam er nicht eine einzige Kopeke ab. Dafür wurden ihm in schönster Regelmäßigkeit hohe staatliche Auszeichnungen verliehen. Ansonsten lebte er von einer bescheidenen Rente. "Ich hätte mehr davon gehabt, wenn ich einen Rasenmäher erfunden hätte", sagte Kalaschnikow einmal. Und so wohnte er als lebende Legende in bescheidenen Verhältnissen in einer sibirischen Kleinstadt bis zu seinem Tod im Dezember 2013.

Von Gewissensbissen geplagt

Mit zunehmendem Alter dachte Kalaschnikow immer verzweifelter über seine Erfindung nach. In einem Interview hatte er 2007 noch gesagt: "Ich schlafe gut. Es sind die Politiker, die dafür verantwortlich zu machen sind, nicht zu einer Vereinbarung zu kommen und auf Gewalt zurückzugreifen." Kurz vor seinem Tod aber hatte Michail Kalaschnikow einen reumütigen Brief an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche geschrieben. Darin fragte er Patriarch Kiril, ob er für den Tod der Menschen verantwortlich zu machen sei, die mit seinem Sturmgewehr getötet wurden. "Der Schmerz in meiner Seele ist unerträglich", heißt es in dem Brief.

Ich stelle mir immer wieder dieselbe unlösbare Frage: Falls mein Sturmgewehr Menschen das Leben nahm, bedeutet das, dass ich, Michail Kalaschnikow, Sohn eines Bauern und orthodoxen Christen, verantwortlich für den Tod von Menschen bin?

In trauter Eintracht

Die quälenden Fragen, die sich Michail Kalaschnikows in seinen letzten Lebensmonaten stellte, spielten nach seinem Tod in Russland keine Rolle mehr. Ganz im Gegenteil. Als Kalaschnikow am 26. Dezember 2013 mit allen militärischen Ehren beigesetzt wurde, begleiteten Salutschüsse aus AK47-Sturmgewehren die militärische Trauerzeremonie, an der übrigens auch Wladimir Putin teilnahm. Und auch das nun enthüllte Kalaschnikow-Denkmals in Moskau zeigt den Waffenkonstrukteur ungebrochen in trauter Eintracht mit seinem Geschöpf - einer Waffe, mit der mehr Menschen getötet wurden als mit irgendeiner anderen Waffe der Welt.

Über dieses Thema berichtete MDR im TV auch in "Aktuell" 09.12.2016 | 17.45 Uhr