NS-Zeit Wer war Martin Bormann?

05. Juli 2016, 18:41 Uhr

Geboren am 17. Juni 1900 in Halberstadt wächst Martin Bormann im kleinbürgerlichen Milieu auf – geprägt durch Kaiserzeit und den Schock der Kriegsniederlage. Ein Feind der Republik und völkisch gesinnt unterstützt er die Freikorps, offiziell verbotene paramilitärische Einheiten, die gewaltsam sozialistische Kreise bekämpfen. Im März 1924 wird er wegen seiner Beteiligung am so genannten Parchimer Fememord vom Reichsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Dabei war der abtrünnige Walter Kadow von seinen "Kameraden" umgebracht worden. Die tödlichen Schüsse kamen von Rudolf Höß, dem späteren Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz. 1926 geht Martin Bormann nach Weimar zurück, dorthin war seine Mutter mit ihrem zweiten Mann, einem höheren Bankangestellten, gezogen.

Die Klassikerstadt gilt inzwischen als Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung.

Bormann tritt in die NSDAP ein

1927 tritt Martin Bormann dort in die NSDAP ein. Zielstrebig arbeitet er sich nach oben. Er versagt zwar als Redner, ordnet aber die Finanzen und strafft die Strukturen seiner Partei. Er schafft es in wenigen Jahren vom kleinen Gaupressewart in Thüringen, über den Posten als Kassenwart zum Stabsleiter bei Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß ab 1933 in München. Auf dem Weg in den Führungszirkel hilft auch die Hochzeit mit der Tochter des alten Hitler-Getreuen Walter Buch. Martin Bormann wird die Verwaltung des Hitlerschen Privatvermögens sowie des "Berghofes" auf dem Obersalzberg übertragen, seit 1923 Hitlers Feriendomizil, später quasi der zweite Regierungssitz.

Bormanns stetiger Weg nach oben

Martin Bormann reißt immer neue Kompetenzen an sich, je mehr Rudolf Heß selbst in den Schatten tritt. Als sich Hitlers Stellvertreter 1941 mit einem Jagdflugzeug auf eigene Faust nach Großbritannien begibt, um die Chancen für einen Friedensschluss auszuloten, ist es soweit: Hitler tobt, lässt seinen alten Weggefährten für geisteskrank erklären. Martin Bormann übernimmt die Dienststelle, die in "Parteikanzlei" umbenannt wird.

Er wird außerdem Reichsleiter der NSDAP, schließlich wird ihm auch das Oberste Parteigericht unterstellt. 1943 wird er zum "Sekretär des Führers" ernannt. An ihm geht kein Weg mehr vorbei. Er wird zum Scharnier zwischen Diktator und Apparat. Geschickt intrigiert er gegen Konkurrenten, kämpft gegen die Kirchen, initiiert Verordnungen zur Verfolgung der Juden und mobilisiert zuletzt den sogenannten "Volkssturm". Fest knüpft Bormann sein Schicksal an den vergötterten "Führer" - und mit ihm geht er unter. Die Gebeine des gesuchten Kriegsverbrechers, über dessen Verbleib nach Kriegsende so viel spekuliert wurde, werden 1972 bei Bauarbeiten am Lehrter Bahnhof in Berlin entdeckt. Die Annahme bestätigt eine gerichtsmedizinische Untersuchung 1998. Vermutlich starb Martin Bormann am 2. Mai 1945 durch den Biss auf eine Giftampulle.