Generalfeldmarschall Friedrich Paulus: "Hitlers Hoffnungsträger" und die DDR

02. Februar 2022, 08:57 Uhr

Friedrich Paulus galt als Hitlers Hoffnungsträger und führte die 6. Armee Anfang 1943 in die verheerendste Niederlage des Zweiten Weltkriegs - die Schlacht von Stalingrad. Er überlebte und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Als Kronzeuge und nicht als Angeklagter sagte er bei den Nürnberger Prozessen aus. Er übersiedelte in die DDR und residierte im Dresdner Nobelviertel "Weißer Hirsch". Am 1. Februar 1957 starb Friedrich Paulus.

Unter seinem Oberbefehl wurde die Stadt an der Wolga zum Massengrab, der Tod von Zehntausenden deutschen Soldaten ist für immer mit seinem Namen verbunden: Generalfeldmarschall Friedrich Paulus. Der Sohn einer typischen kleinbürgerlichen Beamtenfamilie der Kaiserzeit beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts seine steile Karriere. 1910 tritt er ein in die preußische Armee, in einer Zeit, in der Militär und Beamtentum gute Aufstiegschancen versprechen.

Steile Karriere als Taktiker

Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg kann Friedrich Paulus seine Laufbahn auch in Hitlers Wehrmacht fortsetzen. Der brillante Taktiker schafft es bis in die obersten Kreise der militärischen Führung, arbeitet maßgeblich am geheimen "Unternehmen Barbarossa" zum Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 mit. Er erhält im Januar 1942 den Oberbefehl über die 6. Armee - einen ursprünglich in Sachsen aufgestellten Kampfverband der Wehrmacht. Er führt sie in den Untergang, weil er Hitlers wahnwitzigen Durchhalteparolen bis zum Schluss folgt. Die Niederlage in Stalingrad im Februar 1943 wird zum Wendepunkt des Krieges.

Meine geliebte Coca! ... Ich stehe als Soldat dort, wo ich jetzt stehe, auf Befehl. Was mein Schicksal sein wird, weiß ich nicht, ich muß aber nehmen, was Gott mir gibt. Dein Fritz.

Aus Paulus' Abschiedsbrief an seine Frau Constance, Januar 1943

Gehorsamer Soldat bis zum bitteren Ende

Paulus wird noch heute vorgeworfen, sich nicht gegen seinen Förderer Hitler gestellt zu haben, der ihn wenige Stunden vor seiner Gefangennahme durch die Sowjets noch zum Generalfeldmarschall befördert hat: Eine kaum verhohlene Aufforderung zum Selbstmord, der Paulus nicht folgt. So geht er als ranghöchster Militär der Wehrmacht in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dort stellt er sich erst nach langem Zögern gegen Adolf Hitler. Nach Stauffenbergs Attentat vom 20. Juli 1944 engagiert er sich aktiv im Widerstand.

Kronzeuge in Nürnberg und die letzten Jahre in der DDR

Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen sitzt er dann nicht auf der Anklagebank, sondern tritt als Zeuge auf. Nach zehn Jahren Kriegsgefangenschaft zieht er 1953 - sechs Monate nach Stalins Tod - in die DDR. Von der Staatsführung hofiert, lebte er unbehelligt in Dresden. Die DDR will mit Paulus Hilfe verhindern, dass die Bundesrepublik der NATO beitritt und so endgültig Teil des US-amerikanischen Machtbereiches wird. Doch sein propagandistisches Engagement scheitert. Viel mehr erreichen ihn Drohbriefe aus Ost und West. Gefragt wird er immer wieder nach seiner Verantwortung in Stalingrad. Am 1. Februar 1957 stirbt Friedrich Paulus in Dresden.

Paulus und die 6. Armee

In der 6. Armee kämpften viele Soldaten aus dem sächsischen Raum, denn der Stab dieser Truppe saß in Leipzig. Ursprünglich lief er unter dem Namen Heeres Gruppenkommando 4, dann wurde aus ihm noch vor dem Überfall auf Polen das Armeeoberkommando 10. Vor dem Frankreich-Feldzug erfolgte die Umbenennung in 6. Armee.

Dieser Artikel wurde erstmals 2011 veröffentlicht.

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