Erste SS-Divisionen nach dem Polenfeldzug

Erst Ende 1939 entstehen vollständige SS-Divisionen mit eigener Artillerie und Unterstützungstruppen. So werden die bisherigen VT-Regimenter zur Verfügungstruppen-Division zusammengefasst, aus der später die 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" entsteht.

Aus einberufenen Polizisten wird die SS-Polizeidivision (später 4. SS-Polizeigrenadierdivision) gebildet. Die Leibstandarte wird später zur 1. SS-Panzerdivision "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" aufgerüstet. Als besonders verhängnisvoll für den Ruf der Waffen-SS erweist sich die Zusammenlegung von vier für die KZ-Bewachung aufgestellten "Totenkopfstandarten" zur späteren 3. SS-Panzerdivision "Totenkopf". Der Verband hat großen Anteil daran, dass während des Krieges ein ständiger Personalaustausch zwischen Waffen- und Lager-SS stattfindet. Die Waffen-SS wird auch dadurch in den Holocaust und andere Völkerrechtsverbrechen verstrickt.

Aufbau der Waffen-SS

Werbeplakat der Waffen-SS von 1941
Werbeplakat der Waffen-SS von 1941. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Erst mit dem Befehl des Reichsführers SS vom 1. Dezember 1939 entsteht die Waffen-SS auch dem Namen nach. Neben den bereits genannten Verbänden und den beiden SS-Junkerschulen werden noch eine Reihe anderer Dienststellen in der Organisation verschmolzen. Mitte 1940 umfasst die Waffen-SS rund 100.000 Mann. Zum Vergleich: Im Herbst 1939 waren es gerade mal 18.000. Für eine weitere Expansion stehen die Zeichen aber schlecht. Zwar darf die Waffen-SS mittlerweile, anders als vor 1938, offen um Nachwuchs werben, aber ob und wen sie bekommt, entscheidet immer noch die Wehrmacht.

Personal aus dem Ausland

Das Ergänzungsamt der Waffen-SS unter dem Einfluss des verschlagenen SS-Brigadeführers (Brigadegeneral) Gottlob Berger erschließt daraufhin außerhalb der Reichsgrenzen ein ganz neues Rekrutierungsreservoir. So werden bis Kriegsende bis zu 350.000 sogenannte Volksdeutsche aus den Ländern Südosteuropas angeworben. Nach dem Frankreich-Feldzug 1940 schlagen die SS-Werber auch in Nord- und Westeuropa zu.

Französische Freiwillige der Waffen-SS werden 1941 an die Ostfront in die Sowjetunion verlegt
Französische Freiwillige der Waffen-SS werden 1941 an die Ostfront verlegt. Bildrechte: imago/United Archives International

Besonders begehrt sind Vertreter "germanischer" Völker, die in der NS-Rasseideologie ganz oben stehen. So treten rund 50.000 Niederländer und 20.000 Flamen in die Waffen-SS ein. In Norwegen und Dänemark melden sich je 6.000 Männer zum Dienst in Himmlers Armee. Auch je 20.000 Franzosen und Wallonen folgen den SS-Werbern. Auch aus Schweden, der Schweiz und aus Luxemburg melden sich Freiwillige zur Waffen-SS. Im Verlauf des Krieges gegen die Sowjetunion (1941-45) kommen noch einmal bis zu 200.000 Letten, Esten, Ukrainer, Russen, Kaukasier und Angehörige verschiedener Balkanvölker hinzu, darunter auch muslimische Albaner und Bosniaken.

Unterschiedliche Motivlagen

Norwegische Rekruten der Waffen-SS schwören 1941 ihren Eid
Norwegische Rekruten der Waffen-SS legen 1941 den Treueid ab. Bildrechte: imago/United Archives International

Die Motive, sich zur Waffen-SS zu melden, sind äußerst vielschichtig. Abenteuerlust und - seit dem Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion 1941 - Antibolschewismus dürften genauso eine Rolle gespielt haben wie die Idee des "Pangermanismus" bei West- und Nordeuropäern. Auch darf man nicht vergessen, dass die faschistische Bewegung damals eine europaweite Erscheinung mit zahlreichen Anhängern ist. Aber auch die Vorstellung, durch seinen Beitrag die Stellung des eigenen Landes in einer von Deutschland dominierten neuen europäischen Ordnung aufzuwerten, kann angenommen werden.

Von der Freiwilligkeit zur Wehrpflicht

Obwohl ein Eintritt in die Waffen-SS damals nur freiwillig erfolgen kann, werden ab 1943 auch verstärkt Menschen unter Druck oder gar Zwang in die Waffen-SS gepresst. Unter ihnen sind Volksdeutsche vom Balkan oder aus dem Elsaß, aber auch Angehörige der Hitlerjugend (HJ) oder des Reichsarbeitsdienstes (RAD).

Auch werden Angehörige von Luftwaffe und Marine zur Waffen-SS versetzt. Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 wird SS-Chef Himmler auch Chef des Ersatzheeres. Von da an dürfen auch Wehrpflichtige, die bis dahin der Wehrmacht vorbehalten waren, zur Waffen-SS gezogen werden. Die strengen Musterungskriterien der Vorkriegszeit hinsichtlich Größe und Konstitution gelten da schon längst nicht mehr. Zahlreiche 16- und 17-Jährige werden von der Schulbank weg zur Waffen-SS einberufen. Kurz vor Kriegsende werden sogar 15-Jährige in die Truppe gepresst.