Porträts Hitlers Adlatus: Martin Bormann

21. September 2016, 12:55 Uhr

Er ist kein großer Redner, aber ein guter Buchhalter und Organisator. Wie Martin Bormann in wenigen Jahren vom kleinen Gaupressewart zum Sekretär Adolf Hitlers aufsteigt und wie die Frau an seiner Seite ihm dabei hilft, lesen Sie hier.

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Martin Bormann

Geboren am 17. Juni 1900 in Halberstadt wächst Martin Bormann im kleinbürgerlichen Milieu auf – geprägt durch Kaiserzeit und den Schock der Kriegsniederlage. Ein Feind der Republik und völkisch gesinnt unterstützt er die Freikorps, offiziell verbotene paramilitärische Einheiten, die gewaltsam sozialistische Kreise bekämpfen. Im März 1924 wird er wegen seiner Beteiligung am so genannten Parchimer Fememord vom Reichsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Dabei war der abtrünnige Walter Kadow von seinen "Kameraden" umgebracht worden. Die tödlichen Schüsse kamen von Rudolf Höß, dem späteren Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz. 1926 geht Martin Bormann nach Weimar zurück, dorthin war seine Mutter mit ihrem zweiten Mann, einem höheren Bankangestellten, gezogen. Die Klassikerstadt gilt inzwischen als Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung.

1927 tritt Martin Bormann dort in die NSDAP ein. Zielstrebig arbeitet er sich nach oben. Er versagt zwar als Redner, ordnet aber die Finanzen und strafft die Strukturen seiner Partei. Er schafft es in wenigen Jahren vom kleinen Gaupressewart in Thüringen, über den Kassenwart zum Stabsleiter bei Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß ab 1933 in München. Auf dem Weg in den Führungszirkel hilft auch die Hochzeit mit der Tochter des alten Hitler-Getreuen Walter Buch. Martin Bormann wird die Verwaltung des Hitlerschen Privatvermögens sowie des "Berghofes" auf dem Obersalzberg übertragen, seit 1923 Hitlers Feriendomizil, später quasi der zweite Regierungssitz.

Martin Bormann reißt immer neue Kompetenzen an sich, je mehr Rudolf Heß selbst in den Schatten tritt. Als sich Hitlers Stellvertreter 1941 mit einem Jagdflugzeug auf eigene Faust nach Großbritannien begibt, um die Chancen für einen Friedensschluss auszuloten, ist es soweit: Hitler tobt, lässt seinen alten Weggefährten für geisteskrank erklären. Martin Bormann übernimmt die Dienststelle, die in "Parteikanzlei" umbenannt wird. Er wird außerdem Reichsleiter der NSDAP, schließlich wird ihm auch das Oberste Parteigericht unterstellt. 1943 wird er zum "Sekretär des Führers" ernannt. An ihm geht kein Weg mehr vorbei. Er wird zum "Scharnier zwischen Diktator und Apparat". Geschickt intrigiert er gegen Konkurrenten, kämpft gegen die Kirchen, initiiert Verordnungen zur Verfolgung der Juden und mobilisiert zuletzt den "Volkssturm". Fest knüpft Bormann sein Schicksal an den vergötterten "Führer". Und mit ihm geht er unter. Die Gebeine des gesuchten Kriegsverbrechers, über dessen Verbleib nach Kriegsende so viel spekuliert wurde, werden 1972 bei Bauarbeiten am Lehrter Bahnhof in Berlin entdeckt. Die Annahme bestätigt eine gerichtsmedizinische Untersuchung 1998. Vermutlich starb Martin Bormann am 2. Mai 1945 durch den Biss auf eine Giftampulle.

Gerda Bormann

Am 23. Oktober 1909 wird Gerda Bormann in Konstanz am Bodensee geboren. Die Eltern entstammen dem gutbürgerlichen Milieu. Der Vater, Walter Buch, knüpft schon während des Ersten Weltkrieges Kontakte zu den Nationalsozialisten und macht bald Bekanntschaft mit Adolf Hitler. Im Jahre 1927 wird der Vater Vorsitzender des USCHLA, des Untersuchungs- und Schlichtungsausschusses der Reichsleitung der NSDAP. Die ausgebildete Kindergärtnerin und Hortnerin trifft Martin Bormann zum ersten Mal auf einer Parteiversammlung der NSDAP zur Jahreswende 1928/1929. Danach bittet sie ihren Vater, Bormann zu sich nach Hause einzuladen. Der scheint zunächst nicht sehr angetan. Doch dann gibt er nach. Im April 1929 hält Martin Bormann um die Hand von Gerda an und schon im September desselben Jahres findet die Hochzeit statt. Adolf Hitler und Rudolf Heß sind Trauzeugen. Am 14. April 1930 wird der erste Sohn, Adolf Martin Bormann, geboren. Seine Taufpaten sind Adolf Hitler und Ilse Heß, die Frau von Rudolf Heß. Es folgen noch acht weitere Kinder. Familie Bormann findet so Aufnahme in den "Reichsbund der Kinderreichen". Seit Kriegsbeginn kümmert sich Gerda allein um die Erziehung der Kinder, da ihr Mann nun nicht von des Führers Seite weicht. In der Öffentlichkeit zeigt sich Martin Bormann oft ohne seine Gattin. Sie billigt seine Liebesaffären zu Frauen wie Manja Behrens, einer UFA-Schauspielerin. Das belegt ein umfänglicher Briefwechsel zwischen den beiden. Sie plädiert sogar für die Abschaffung der Monogamie und für die Einführung der "Volksnotehe".

Nach dem ersten Großangriff auf den Obersalzberg im April 1945 flüchtet Gerda Bormann nach Südtirol. Auf der Flucht erkrankt sie, die Ärzte diagnostizieren Krebs. Nachdem sie den Amerikanern ihre wahre Identität preisgibt, wird sie unter größter Geheimhaltung ins Kriegslazarett nach Merane gebracht. Am 23. März 1946 verstirbt sie dort, ohne Ahnung über den Verbleib ihres Mannes. Ihre Kinder überlässt sie zunächst der Obhut eines katholischen Priesters.

Eva Braun

Die gebürtige Münchnerin Eva Braun, geboren am 6. Februar 1912, arbeitet als Bürokraft bei Heinrich Hoffmann, dem "Hoffotografen" des Dritten Reiches. Dort lernt sie Adolf Hitler kennen. Auf den ersten Kontakt folgen weitere Begegnungen. Doch Hitler bleibt distanziert. Sie leidet darunter. 1931 begeht Eva Braun einen ersten Selbstmordversuch, 1935 folgt ein zweiter. Daraufhin verstärkt Hitler den Kontakt und vermacht ihr sogar ein Haus in München, nebst Wagen und einer regelmäßigen Rente. Ab 1936 wohnt Eva Braun mit auf dem Obersalzberg, jedoch tritt sie dort nie in der Rolle der Gastgeberin auf. Die Geliebte wird erst gesellschaftsfähig, als ihre Schwester 1945 den persönlichen Vertreter Heinrich Himmlers bei Hitler, Hermann Fegelein, heiratet. Sie betätigt sich auf dem Obersalzberg als Hobbyfilmerin. Ein dankbares Motiv bieten nicht zuletzt die zahlreichen Kinder der Bormanns. Von ihr stammen die wenigen bewegten Bilder, die Bormann als Adlatus an der Seite Hitlers zeigen.



In den letzten Kriegstagen, im Frühjahr 1945, fährt Eva Braun trotz des ausdrücklichen Verbotes von Hitler nach Berlin. Sie bezieht ein Zimmer im Bunker der Reichskanzlei. In der Nacht vom 28. zum 29. April, kurz vor Mitternacht, werden Eva Braun und Adolf Hitler, von einem Gauamtsleiter getraut. Joseph Goebbels und Martin Bormann sind die Trauzeugen. Einen Tag später, am 30. April, begeht das frisch vermählte Paar gemeinsam Selbstmord. Ihre Leichen werden anschließend, gemäß dem Befehl Hitlers, im Garten der Reichskanzlei, verbrannt.