Wernher-von-Braun-Schulen und -Straßen Der braune Raketenpionier als Namenspatron

15. September 2015, 14:58 Uhr

Wernher von Braun, der Raketenheld. Eine von ihm entwickelte Rakete brachte die ersten Menschen auf den Mond. Grund genug, stolz auf den deutschen Auswanderer zu sein. Zahlreiche Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt. Doch je mehr von seiner braunen Vergangenheit bekannt wird, desto mehr stellt sich die Frage: Sind die Wernher-von-Braun-Schulen und -Straßen noch tragbar?

Mit dem Bekanntwerden der Nazi-Vergangenheit von Wernher von Braun wandelte sich das Bild von ihm in der Öffentlichkeit. Zahlreiche Schulen legten seinen Namen wieder ab. Manche behielten ihn aber bei. Der prominenteste Fall ist der des ehemaligen Wernher-von-Braun Gymnasiums in Friedberg in Bayern. Die Schule trug noch bis Februar 2014 den Namen des V2-Erfinders. Erst auf Druck der Öffentlichkeit und aufgrund mehrerer Medienberichte entschloss sich die Schule letztendlich doch, den Namen Wernher von Brauns abzulegen. Mittlerweile nennt sie sich schlicht "Gymnasium Friedberg".

Die letzte Wernher-von-Braun-Schule

Die letzte Schule, die noch den Namen "Wernher-von-Braun-Schule" trägt, liegt in Neuhof und auch dort haben die Verantwortlichen beschlossen, den Namen abzulegen. Im April 2014 erging dazu der Beschluss. Momentan sucht die Schule nach einem neuen Namen, den sie ihrem Träger vorschlagen kann.

Wernher-von-Braun-Straßen gibt es allerdings noch einige in Deutschland, viele von ihnen in Gewerbegebieten. Auch um einige dieser Straßen sind Debatten entstanden. Die Stadt Bersenbrück bei Münster hat zum Beispiel beschlossen, Schüler damit zu beauftragen, in einem Projekt im Geschichtsunterricht mehr über den Raketenpionier herauszufinden und anschließend eine Empfehlung auszusprechen, ob der Straßenname beibehalten werden soll, oder nicht.

Auch in anderen Städten und Gemeinden gibt es Wernher-von-Braun-Straßen und auch dort regt sich Widerstand. In Gersthofen bei Augsburg will man zum Beispiel die Wernher-von-Braun-Straße loswerden. In Thannhausen im Allgäu sollen die Bürger selbst über die Straße entscheiden. Die Gegner der Widmung wollen nicht, das einem Naziverbrecher eine Straße gewidmet ist, die Befürworter betonen immer wieder, welche technischen Errungenschaften Wernher von Braun zu verdanken sind.

Wernher-von-Braun-Straßen in Deutschland

Wie die Karte unten zeigt, gibt es noch einige Städte und Gemeinden, die sich eine Wernher-von-Braun-Straße leisten.

Eine Suche beim Kartendienst OpenStreetMaps förderte 44 Wernher-von-Braun-Straßen zu Tage. Alle von ihnen in der alten Bundesrepublik. Die meisten dieser Straßen liegen in Industrie- und Gewerbegebieten. In der Umgebung finden sich oft Max-Planck- oder Werner-von-Siemens-Straßen. Allesamt Pioniere in ihren Bereichen. In den ostdeutschen Ländern gibt es laut dem Dienst keine einzige Wernher-von-Braun-Straße. Das liegt daran, dass von Braun in dem russischen Raketeningenieur Sergej Koroljov sowas wie seinen Zwilling auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs hatte und er deswegen nie die selbe Bedeutung erlangte, wie im Westen.

Und dann ist da Wernher von Brauns Nazivergangenheit. Der DDR-Opferanwalt Friedrich Karl Kaul, auf dessen Initiative das Verhör von Wernher von Braun im Essener Dora-Prozess zurückgeht, wollte aufzeigen, dass Kriegsverbrecher auch nach dem Krieg immer noch Karriere in der BRD machen konnten. Die DDR nutzte das wiederum propagandistisch aus und präsentierte sich als antifaschistischer Staat, der NS-Verbrecher verfolgt. Eine Wernher-von-Braun-Straße hätte schlecht in dieses Bild gepasst.