Partizan Belgrad - der ewige Zweite

05. März 2018, 10:26 Uhr

Der von hohen Offizieren der jugoslawischen Volksarmee gegründete Verein FK Partizan Belgrad erreichte 1966 als erste osteuropäische Elf das Finale des Europapokals der Landesmeister. Doch das Spiel ging knapp verloren.

Brüssel, 11. Mai 1966. Im altehrwürdigen Heysel-Stadion wird das Finale im Europapokal der Landesmeister, dem Vorläufer der Champions Lague, ausgetragen: Real Madrid gegen Partizan Belgrad. Madrid gilt als Favorit. Doch den Partisanen aus Jugoslawiens Hauptstadt werden gute Außenseiterchancen eingeräumt. Sie konnten im laufenden Wettbewerb durchaus überzeugen und hatten im Halbfinale immerhin Manchester United bezwungen, eine der besten Mannschaften der Welt.

Partizan wollte Geschichte schreiben

Die Spieler von Partizan Belgrad agierten von Anfang an überraschend forsch und außerordentlich selbstbewusst gegen das Starensemble von Real Madrid - sie wollten ganz offensichtlich nicht nur die erste Mannschaft aus dem Osten sein, die jemals das Finale des Landesmeister-Pokals erreicht hat, sondern vielmehr der erste Sieger aus dem Osten Europas überhaupt. Sie wollten Geschichte schreiben. Die erfolgverwöhnten Spanier hingegen wollten unbedingt den sechsten Sieg in der "Königsklasse" - la Sexta.

Knapper Sieg für den Favoriten

Die erste Halbzeit der Partie verlief weitestgehend ausgeglichen. In der 55. Minute brachte Velibor Vasovic die Serben nach einem Eckstoß in Führung. Belgrad zog sich nun in die Abwehr zurück und versuchte den Vorsprung über die Zeit zu retten. Sie verließen sich auf ihren Kapitän, Torwart Milutin Soskic, damals einer der besten Keeper der Welt. Das Unterfangen schien auch aufzugehen. Doch 20 Minuten vor dem Schlusspfiff erzielte Reals Torjäger Amaro den Ausgleich, nur fünf Minuten später traf Serena zum 2:1. Partizan warf alles nach vorn - aber es war vergeblich. Real ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. La Sexta, der sechste Triumph war geschafft. Partizan blieb nur der Trost, es als erste osteuropäische Mannschaft ins Finale des Landesmeister-Pokals geschafft zu haben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zerfall des Teams

Mit dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte des 1945 von hohen Offizieren der jugoslawischen Volksarmee gegründeten Vereins begann auch der Abstieg. Nach dem Aufsehen erregenden Finalspiel zerfiel binnen weniger Monate das Team. Fast alle Spieler wechselten zu mehr oder weniger renommierten Clubs im Westen - zum FC Nantes, zu Standard Lüttich oder Eintracht Frankfurt in die Bundesliga... Velibor Vasovic, der das Führungstor im Finale erzielt hatte, ging zu Ajax Amsterdam, Torwart Milutin Soskic nach Deutschland, zum FC Köln.

Ewiger Zweiter

International konnte Partizan Belgrad nie wieder so überzeugend auftrumpfen wie 1966. Im jugoslawischen respektive serbischen Fußball (seit der Saison 1992/1993) spielte und spielt Partizan, wegen der Erfolge auch "die Dampfwalze" genannt, ganz oben mit. Der Verein errang seit seiner Gründung mehr als zwei Dutzend Meisterschaften und etliche Pokalsiege. Aber alles in allem ist Partizan doch der ewige Zweite - hinter dem großen und schier übermächtigen Konkurrenten Roter Stern Belgrad. Der im Vergleich nicht nur mehr nationale Titel errang, sondern auch das wichtigste Spiel seiner Vereinsgeschichte gewinnen konnte - das Finale im Europapokal der Landesmeister 1991.

(SL)


Über dieses Thema berichtete der MDR im TV auch in "Sport im Osten"
06.11.2008 | 18.00 Uhr