Die Bedeutung der Konsumwirtschaft: Der Trabi Lehrerinformation zum Thema

21. August 2019, 13:51 Uhr

Der Trabant stellte für seinen Besitzer den heißersehnten Schritt in die mobile Gesellschaft dar. Dem entsprechend lang waren die Bestelllisten für den Kleinwagen aus Zwickau. Ein volljährig gewordener DDR-Bürger bestellte sich in der Regel unmittelbar nach seinem Geburtstag einen Trabi, um ihn dann an seinem 30. Geburtstag zu bekommen. Die Wartezeiten betrugen ca. 12- 15 Jahre. Daher bestellten alle dazu berechtigten Familienmitglieder sich einen PKW, um sicher zu gehen, irgendwann einmal ein Auto in der Familie zu haben.

Die Motorisierung in der DDR hatte schlechte Startchancen, weil man von den Stahlrevieren in Oberschlesien und im Ruhrgebiet abgeschnitten war. Um den Konsumwünschen der Bevölkerung entgegenzukommen, die den Erfolg des VW-Käfers in Westdeutschland sehnsüchtig und bewundernd miterlebte, beschloss das Politbüro 1954 die Produktion eines preiswerten Kleinwagens. Ab 1957 bauten die beiden ehemaligen Zwickauer Traditionsfirmen Audi und Horch (zusammengeschlossen im „VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau“) den Trabi P 50.

Den Namen „Trabant“ erhielt das Auto nach einer Wettbewerbsausschreibung. Er erinnerte an den Start des ersten künstlichen Erdtrabanten „Sputnik“ im Jahre 1957, der die Fortschrittlichkeit des Ostblocks auf dem Gebiet von Forschung und Technik verdeutlicht und im Westen einen Schock ausgelöst hatte. So sollte auch die Produktion des Trabant den Erfolg der Automobilindustrie in der DDR demonstrieren.

Technische Besonderheiten waren die Kunststoffkarosserie aus Duroplast, um Metall zu sparen, und ein Zweitaktmotor. Bis in die 60er Jahre war der Trabant technisch auf ähnlichem Stand wie die Automobile aus dem Westen. Da sich die SED aufgrund der Schwerpunksetzungen auf Chemie- und Schwerindustrie gegen die Weiterentwicklung sperrte, richteten sich die Aktivitäten der Automobilwerke eher auf Steigerung der Stückzahl als auf Veränderung des Modells. Dennoch entwickelten die Zwickauer Ingenieure den Trabi weiter, aber die DDR-Führung stellte nicht die nötigen Investitionen zur Umsetzung bereit. In den 80er Jahren konnten die durch den Zweitaktmotor verursachten Umweltschäden nicht mehr verschleiert werden. Um die Umstellung auf den Viertaktmotor in die Wege zu leiten, wurden Lizenzen mit VW abgeschlossen. Aber erst 1988 lief der erste Wartburg mit Viertaktmotor vom Band, 1990, also nach der Wende, folgte der Trabant.

Die große Diskrepanz zwischen Bedarf und Nachfrage sorgte für großen Unmut in der Bevölkerung. Dazu kam, dass auch die Ersatzteillieferung nicht funktionierte. Die DDR-Bürger entwickelten daher ein erstaunliches Knowhow darin, den Trabi zu pflegen und zu reparieren. Unterstützt wurden sie von einer Fülle von Ratgeberliteratur und von Ratgebersendungen im Fernsehen.

Nach der Wende war das Ende des Trabanten gekommen. Allerdings besitzt er heute einen gewissen Kultstatus und zahlreiche Fanclubs pflegen sein Andenken.

Schülerinnen und Schüler können am Beispiel der Produktion und des Vertriebs des Trabant beispielhaft Wesensmerkmale und Probleme der Mangelwirtschaft in der DDR kennen lernen.