Ferien im FDGB-Heim
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Ein Blick in die Zeit FDGB-Ferienplätze waren begehrt

14. November 2019, 15:48 Uhr

Die Partei- und Staatsführung der DDR feierte den gewerkschaftlich organisierten Familienurlaub als sozialistische Errungenschaft – doch die Plätze reichten nie.

Auf Beschluss des Bundesvorstandes des FDGB wurde 1947 der Feriendienst als gewerkschaftliche Sozialeinrichtung zur Vermittlung von Urlaubsreisen gegründet. Dadurch sollten die Urlaubsmöglichkeiten der Werktätigen schrittweise verbessert und die Attraktivität der Gewerkschaften gesteigert werden. Nach einem festgelegten Verteilerschlüssel, der sich auch an der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Betriebe und Einrichtungen orientierte, erhielten diese von den FDGB-Kreisvorständen die Reisen zugeteilt.

SED bezuschusst Urlaubsreisen

War das Kontingent zunächst recht begrenzt (1947 wurden 17.500 Urlaubsreisen vermittelt), versuchte die SED durch eine erhebliche Steigerung der staatlichen Zuschüsse nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 bei den Arbeitern verlorenes Ansehen zurückzugewinnen. Der FDGB konnte als nunmehr aufgewertete sozialpolitische Verteilungsagentur im Jahr 1956 bereits 600.000 Urlaubsreisen vermitteln, was Subventionen in Höhe von ca. 33 Millionen Mark erforderte.

Campingurlaub war beliebt

Die DDR-Bürger waren im Ostblock in den 70er- und 80er-Jahren Spitzenreiter im Reisen. In den 70er-Jahren boten rund 1.200 FDGB-Ferienheime Plätze in allen Regionen der Republik. Ende der 80er-Jahre standen von den Betrieben finanzierte Ferienplätze für 3,2 Millionen Personen und vom FDGB  Ferienplätze für 1,8 Millionen Personen zur Verfügung. Das staatliche Reisebüro der DDR  bot darüber hinaus jährlich ca. 600.000 teure Reisen ins sozialistische Ausland an. Diese Individualreisen waren überwiegend verbunden mit Visumpflicht und begrenztem Geldumtausch.  In die Sowjetunion waren nur organisierte Gruppenreisen erlaubt. Ein großer Teil der Urlaubssuchenden entschied sich deshalb zum Camping. 1954 gab es ca. 10.000 Urlauber auf Campingplätzen, 1959 bereits 172.000 und 1979 waren es 500.000.

Reisefreiheit nur für Rentner

Westreisen waren für die Masse unerreichbar. London, Paris oder New York blieben für die allermeisten DDR-Bürger bloße Wunschziele. Staat und Partei machten Devisenmangel und den "Klassenfeind" dafür verantwortlich. Reisefreiheit gab es nur für Rentner, die für die sozialistische Wirtschaft keine Bedeutung mehr hatten. Blieben sie im Westen, sparte der Staat die Rente.