Ein Blick in die Zeit DDR-Akademikern wurde die Arbeit erschwert

03. April 2020, 12:07 Uhr

Bildung und universitäres Leben waren wichtige Aspekte im sozialistischen Denken und dem "real existierenden" Sozialismus. Insofern steht die Entwicklung der Universität, ihre spezielle Förderung und auch Reglementierung im direkten Bezug zu den Phasen politischer Entwicklung in der DDR.

So wurden beispielsweise nach dem Mauerbau die wissenschaftlichen Kontakte zum nicht-sozialistischen Ausland erschwert, sodass der internationale wissenschaftliche Austausch ausgedünnt bzw. zur "Inzucht" im Ostblock wurde.

Alle Reglementierungen und Stasi-Überwachungsmaßnahmen konnten aber nicht die zunehmenden Zweifel gerade von Akademikern an Staat und System verhindern. Selbst bekannte Größen wie Hans Mayer litten unter Repressalien. Obwohl dieser bedeutende Gelehrte nach dem Exil im Jahre 1948 in die SBZ übersiedelte, um den Aufbau des Sozialismus im östlichen Teil Deutschlands zu unterstützen, bekam er ab 1956 immer mehr Schwierigkeiten mit dem SED-Regime, weil er Autoren wie Franz Kafka, James Joyce und Marcel Proust erforschte, die in der DDR als "bürgerlich-dekadent" verurteilt wurden. Aufgrund zunehmender Repressalien kehrte Mayer wie sein Vorbild Ernst Bloch 1963 der DDR den Rücken und übernahm zunächst einen Lehrstuhl in Hannover, dann in Tübingen.

Die Universitätsausbildung war dennoch, gerade in Naturwissenschaften und Technik, von fachlich durchweg hohem Niveau. Die enge Betreuung der Studenten führte auch zu einer bemerkenswert geringen Quote von Studienabbrechern – ganz im Gegensatz zum Westen.