Einführung ins Thema Diktatur des Proletariats

13. September 2019, 09:33 Uhr

Die SED als "Staats-[,] Führungs- [und] Hegemonialpartei" [Weber 2006, S. 168] bestimmte – zumindest gemäß Anspruch und Selbstverständnis – das ganze öffentliche und private Leben in der DDR. Sie bildete das Zentrum von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur.

Der SED und damit der DDR lag eine von unserer heutigen völlig verschiedene Staatsauffassung zu Grunde: Machtkonzentration in den Händen weniger, Gewaltenverknüpfung, Ämterhäufung, weitestgehende Parallelisierung von Gremien und Organen in Staat und Partei. Phänomene, die westlichem Demokratieverständnis zutiefst widersprechen, waren hier nicht nur rein auf Machtgewinn bzw. -erhalt hin ausgerichtet. Sie stellten vielmehr Strategien dar, um die nach marxistisch-leninistischer Auffassung einzige und gewissermaßen naturnotwendige Entwicklung hin zur klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus zu vollziehen. Wenn es nur einen gesetzmäßigen Weg gibt, so reicht folgerichtig auch nur eine Partei aus, diesen Weg zu weisen. In diesem Sinne ist der Propagandaspruch "Die Partei hat immer Recht!" (Material 1) zu verstehen.

Wesentliche Prinzipien, Tendenzen und Methoden der Partei waren dabei seit Gründung der SED 1946 bzw. der DDR 1949 sichtbar oder zumindest in Teilen angelegt worden:

  • die enge Bindung an die Sowjetunion, die als Hauptmacht des sozialistischen Bollwerks galt, hier v.a. die wesentlich von Moskau durchgesetzte Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED,
  • Machtkämpfe und "Säuberungen" in Partei und Gesellschaft – von den stalinistischen Schauprozessen um 1950 über den Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker (Video 1) zu Beginn der 70er-Jahre bis in die 80er-Jahre hinein, wie der "Fall Häber" zeigt (Video 2 und Video 3). Ziel war es, die Gegner auf dem Weg zum sozialistischen Endziel zu bekämpfen.


  • die Einrichtung des "Ministeriums für Staatssicherheit", das, gestützt auf ein engmaschiges Netz von Überwachung und Bespitzelung, die Gesellschaft der DDR praktisch lückenlos durchdrang und durch Angst und Einschüchterung auch kontrollieren half (Video 4, Video 5, Video 6).

Im Zuge der Etablierung eines solchen Systems entstand eine Führungselite von SED-Funktionären, die zuletzt in völliger Verkennung der Verhältnisse an ihrem Volk "vorbeiregierte". Dass auch deren Privatleben in einem starken Gegensatz zu dem der "normalen" DDR-Bürger stand, scheint dabei mehr als symptomatisch (Video 3, Video 7, Video 8, Video 9).

klassenlose Gesellschaft Die klassenlose Gesellschaft ist ein zentraler Begriff des Marxismus. Nach der marxistischen Theorie war die Urgesellschaft als Urkommunismus klassenlos, d. h., alle waren nahezu gleich wohlhabend und übten im Prinzip die gleichen Tätigkeiten aus. Quelle: Wikipedia

Kommunismus Kommunismus bezeichnet politische Lehren und Bewegungen, die in erster Linie die Gütergemeinschaft zum Ziel haben, im weiteren Sinne die klassenlose Gesellschaft, in der das Privateigentum an Produktionsmitteln aufgehoben ist und die Produktion des gesellschaftlichen Lebens rational und gemeinschaftlich geplant und durchgeführt wird. Quelle: Wikipedia

Marxismus-Leninismus Der Begriff Marxismus-Leninismus bezeichnet die offizielle politische Ideologie der Sowjetunion ab Mitte der 1920er-Jahre. Er wurde von Josef Stalin als "die durch Lenin weiterentwickelte Marxsche Lehre unter den neuen Verhältnissen des Klassenkampfes in der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolutionen" definiert. Quelle: Wikipedia