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Bildrechte: MDR/Anne Worst

Sachsen-AnhaltStadtgeschichte Wittenberg

14. September 2016, 11:14 Uhr

Ihre Glanzzeit erlebte die Stadt von 1486 bis 1525 unter Friedrichs dem Weisen. Er nahm namhafte Künstler und Gelehrte in seinen Dienst, gründete die Universität, an der Martin Luther seine ersten Vorlesungen hielt.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde "Witteberg" um 1180. Der Name des Siedlungsfleckens leitet sich wahrscheinlich von dem weißen Flussufersand her, auf dem am "Weißen Berg" eine Wehranlage erbaut wurde.

Im 13. Jahrhundert machte Albrecht II. von Sachsen Wittenberg zu seiner Residenz und verlieh dem Ort 1293 die Stadtrechte. Rund 250 Jahre lang regierten fortan askanische Fürsten in Wittenberg. Wegen treuer Dienste belohnte Kaiser Karl IV. 1356 den askanischen Herzog Rudolf I. mit der Kurwürde. Damit wurde Wittenberg Zentrum eines der sieben Kurfürstentümer des Deutschen Reiches. Mit der Kurfürstenwürde war zwar das Recht zur Kaiserwahl verbunden. Wirtschaftlich war sie allerdings ohne Bedeutung. Mit dem Tod Albrechts des Armen wurde 1422 die askanische Herrscherlinie von den wesentlich wohlhabenderen Wettinern abgelöst.

Ihre Glanzzeit erlebte die Stadt von 1486 bis 1525 unter der Herrschaft Friedrichs des Weisen. Er nahm namhafte Künstler und Gelehrte in seinen Dienst und brachte enorme Veränderungen in der Stadt auf den Weg. So gründete er - in Konkurrenz zu Leipzig – die Wittenberger Universität, an der Größen wie Martin Luther oder Philipp Melanchthon lehrten. Im Zuge der Universitätsgründung entwickelte sich Wittenberg zu einem der wichtigsten Orte der Buchproduktion in Deutschland. Außerdem wertete Friedrich die Residenz durch den Neubau eines Schlosses mit Kirche auf. Bei der Ausgestaltung der Schlosskirche wirkten Albrecht Dürer, Lucas Cranach der Ältere und die Werkstatt Tilman Riemenschneider mit.

Martin Luther und Philipp Melanchton - häufig gemalt in Lucas Cranachs Werkstatt Bildrechte: MDR/Oliver Hauswald

1508 kam Martin Luther an die "Leucorea", die Wittenberger Universität. Schon seine ersten Vorlesungen zeigten, wie sehr er sich von der mittelalterlichen Scholastik entfernt hatte. Für ihn zählte nur das biblisch belegte Wort Gottes. Den Mittlerdienst der Kirche sah er als wertlos an. Im Oktober 1517 soll Luther seine Thesen, unter anderem gegen den Ablasshandel, an die Tür der Schlosskirche angeschlagen haben. Damit schuf er die Grundlage für die Reformation in Deutschland und vielen Ländern Europas. Zu Luthers Mitstreitern zählte der bedeutende Humanist Philipp Melanchthon, der ab 1518 in Wittenberg lebte.

In Folge des Schmalkaldischen Krieges von 1546/47 verlor Wittenberg seine Bedeutung als Residenzstadt. In der Schlacht bei Mühlberg wurde das "Haupt der Protestanten", Kurfürst Johann Friedrich, gefangen genommen und verlor die Kurwürde an seinen Kontrahenten Moritz von Sachsen. Dieser regierte das Wittenberger Land vom weit entfernten Dresden aus. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt vor allem durch die Folgen zahlreicher Kriege geprägt. So fiel im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) rund ein Drittel der Stadt der Beschießung durch die Reichsarmee zum Opfer. In den Napoleonischen Befreiungskriegen (1813-1815) wurde die Stadt erneut belagert und besonders Schloss und Schlosskirche wurden schwer beschädigt.

Mitte des 20. Jahrhunderts setzte eine verstärkte Aufarbeitung des reformatorischen Erbes ein. Die Gründung der Luthergesellschaft 1918 und des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes 1922 machen die Rückbesinnung auf Luthers Werk deutlich. Seit 1938 trägt Wittenberg offiziell den Beinamen "Lutherstadt". Heute setzt Wittenberg vor allem auf den Tourismus. Die bedeutende Vergangenheit zieht heute Christen und Kulturinteressierte aus aller Welt in die Stadt im heutigen Sachsen-Anhalt.