Kurt Maetzig privat "Wo der Spaß aufhört, hört auch die Kunst auf"

07. Februar 2011, 11:10 Uhr

Mit 65 Jahren hatte sich Kurt Maetzig 1976 vom Berufsleben verabschiedet und sich nach Malchow in Mecklenburg zurückgezogen. 1979 besuchten ihn dort zwei Filmemacher des DDR-Fernsehens.

Kurt Maetzig in Malchow

1979 besuchten Fred Gehler und Ullrich Kasten den damals 68-jährigen Kurt Maetzig in seinem Haus in Malchow. Die beiden Publizisten und Filmemacher wollten ein Porträt des legendären DEFA-Regisseurs drehen. Kurt Maetzig hatte sich gleich nach seiner Pensionierung in das kleine mecklenburgische Städtchen zurückgezogen. "Genug Kompromisse gemacht", waren seine Abschiedsworte gewesen. Das Porträt von Gehler und Kasten wurde 1980 unter dem Titel "Ich hab gesehn, gesehn und dann versucht" im DDR-Fernsehen ausgestrahlt.

Der Hobbytischler Kurt Maetzig

In der Hoffnung, dass einmal eine Lebensperiode kommt, in der er viel Zeit haben werde, richtete sich der Regisseur Kurt Maetzig in den Siebzigerjahren eine kleine Tischlerwerkstatt im Keller seines Hauses ein. "Das Tischlern macht mir Spaß", sagte Kurt Maetzig, "es ist ein Spiel, das gleichzeitig Arbeit ist." Das Holz, so Maetzig, sei außerdem ein ihm besonders sympathischer Werkstoff: "Es hat einen eigenen Charakter und lässt sich nicht in jede Form bringen ..."

Das tragische Schicksal der Mutter

Maetzigs Film "Ehe im Schatten" geht auf den authentischen Fall des Schauspielerehepaars Gottschalk zurück. Die Rassengesetze der Nazis stellten den "arischen" Ehemann vor die Wahl: Entweder er lässt sich von seiner jüdischen Frau scheiden oder er riskiert den eigenen Untergang. Die Eheleute werden in einen Doppelselbstmord getrieben. Der Film weist Parallelen zu Mätzigs eigener Familiengeschichte auf: Auch sein Vater war mit einer jüdischen Frau verheiratet, doch er ließ sich scheiden. Die Beiden trafen sich zwar weiterhin heimlich - aber unter unwürdigen Bedingungen. Die Mutter nahm sich schließlich das Leben. Der Film ist für Maetzig deshalb auch eine Auseinandersetzung mit seinem Vater.

"Zu pädagogisch ..."

"Wo der Spaß aufhört, hört auch die Kunst auf", zitiert Kurt Maetzig den Dramatiker Bertolt Brecht. Das habe er, Maetzig, und das habe man auch sonst bei der DEFA oft genug "nicht beherzigt" - dass Kunst Spaß machen muss. Vieles sei zu belehrend, "zu pädagogisch" gewesen und demzufolge keine Kunst. Gleichwohl, fügt Maetzig an: "Es gibt überall Gold und Eloxan ..."