Rügen: Deutschlands größte Insel

04. August 2022, 12:43 Uhr

Weiße Strände, Kreidefelsen, noble Seebäder, Schlösser und malerische Fischerdörfer – das alles gibt es auf Rügen, der größten Insel Deutschlands.

Kap Arkona ist der nördlichste Punkt der Insel Rügen. Damals war hier auch der nördlichste Punkt der DDR. Es war ein beliebter Ausflugsort. Zwei Leuchttürme stehen hier eng beieinander, der kleinere der beiden ist nach den Plänen des Berliner Stararchitekten Friedrich Schinkel 1827 errichtet worden. Er fehlte früher auf keinem Urlaubsfoto und wurde oft bedichtet.

Nur wenige hundert Meter entfernt, umgeben von knorrigen Eschen und Holunderbüschen, schmiegt sich das alte Fischerdorf Vitt in die leicht hügelige Landschaft. Es besteht nur aus einer Handvoll windschiefer und Schilf gedeckter Katen. Dreiundzwanzig Leute leben noch hier. In der Dorfmitte befindet sich die Dorfschänke, der "Goldene Anker". Es gibt Ostseehering, wie immer. Früher standen im Gastraum genau so viele Stühle, wie Vitt Einwohner hat. Starb einer der Dorfbewohner, wurde ein Stuhl herausgeschafft, gab es eine Geburt, wurde wieder ein Stuhl dazugestellt.

Das FDGB-Ferienheim "Arkona"

Die Insel Rügen zählte zu den beliebtesten Reisezielen der DDR-Bürger. Plätze in den FDGB-Hotels und auf den Zeltplätzen waren heiß begehrt. Nur einmal alle zehn Jahre konnte ein DDR-Bürger, statistisch betrachtet, auf der größten Insel Deutschlands seinen Urlaub verbringen. Die Organisation der Ferien oblag dem Gewerkschaftsbund FDGB.

Zunächst waren die Urlauber in schlichten kleinen Herbergen sowie in Privatquartieren untergebracht worden. In den siebziger Jahren errichtete der FDGB dann große Ferienheime, schmucklose Plattenbauten zumeist, die aber immerhin in Strandnähe lagen. Das größte dieser Heime war das "Arkona" in Binz, dem ältesten Seebad auf der Insel Rügen. Die Heimgäste waren Arbeiter und Angestellte aus den Volkseigenen Betrieben des Landes. "Zu dem Urlaubsplatz im 'Arkona' sind wir über den FDGB gekommen", erinnert sich Monika Surma aus Falkenau bei Dresden, die gemeinsam mit ihrem Mann im Sommer 1989 im "Arkona" Urlaub machte. "Der Urlaubsscheck war eine Auszeichnung meines Betriebes."

1.500 Urlauber waren ständig im "Arkona" untergebracht. Ihre Versorgung war straff geregelt, einigermaßen lieblos und vollzog sich im "Drei-Schicht-System". Die Einrichtung der Zimmer war karg: Bett, Stuhl, Kleiderschrank. Aber kaum einer der Gäste klagte – man war froh, überhaupt einen Ferienplatz auf Rügen ergattert zu haben und der Preis für zwei Wochen Hotel inklusive Vollverpflegung war eher symbolisch: rund 100 Ost-Mark pro Person.

Die Prominenz der DDR im "Kurhaus" Binz

Das Kurhaus von Binz war bis 1989 ein exklusives Ferienhotel, das vom Reisebüro der DDR betrieben wurde. Seine Gäste zählten zur Prominenz des Landes: Professoren, Chefärzte, Generaldirektoren, Schauspieler. Der Physiker Manfred von Ardenne verbrachte hier seinen Urlaub ebenso wie die Schauspieler Armin Müller-Stahl, Fred Delmare, Angelica Domröse oder die Fernsehmoderatorin Carmen Nebel. "Sie konnten sich eben auf Grund ihres Einkommens einen etwas höherwertigen Urlaub leisten", sagt Wilfried Rothkirch, langjähriger Direktor des Hauses. Und waren hier unter sich in einer gediegenen Atmosphäre in unmittelbarer Strandnähe. Nach dem Ende der DDR wurde das einigermaßen heruntergekommene "Kurhaus" aufwendig saniert. Es hat heute fünf Sterne und wird zu den zehn besten Strandhotels der Welt gerechnet.

Kurhaus Binz - Blick vom Meer 3 min
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3 min

Vor 1989 ein exklusives Ferienheim des DDR-Reisebüros, heute eines der weltbesten Strandhotels: das Kurhaus Binz. Der ehemalige Direktor Wilfried Rothkirch erinnert sich.

Di 07.07.2009 15:12Uhr 02:48 min

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Sellin und das ZK der SED

Auch die SED schätzte die romantische Ostseeinsel Rügen. 1978 ließ sie ein Erholungsheim für die Mitglieder des Zentralkomitees in Sellin errichten. Man wählte nicht etwa einen Plattenbau als Architekturvorgabe - bis heute wird auf der Insel gemunkelt, es habe ein Entwurf des Bauhaus-Meisters Mies van der Rohe zu Grunde gelegen. Großzügig sollte alles sein, wenn man die Spitzengenossen empfing: Ein 2.000 m² großes Schwimmbad, ein eigener Kinosaal und eine Kegelbahn zählten zu den Annehmlichkeiten. Gespeist wurde von Meißner Porzellan. Heute zählt das ehemalige ZK-Domizil zu den vornehmsten Adressen auf Rügen und erschließt sich als "Cliff-Hotel" mit fünf Sternen neue Gästeschichten.