Menschen am Strand der Ostsee
Urlauber am Strand von Warnemünde, der "Badewanne" Rostocks, 1966 - mit dem "Teepott" und dem Leuchtturm im Hintergrund Bildrechte: imago images/Frank Sorge

Urlaub in der DDR Warnemünde: Die "Badewanne" Rostocks

21. August 2022, 05:00 Uhr

Warnemünde, die "Badewanne Rostocks", dümpelte als Seebadeort im Schatten der großen Hafenstadt so vor sich hin, bis 1971 das Fünf-Sterne Hotel "Neptun" entstand.

Das Seebad kann mit einer Erfindung glänzen, die es so nur an deutschen Küsten zu sehen gibt: Dem Strandstuhl, der in Warnemünde 1882 als Stuhl mit Windschutz erfunden wurde und seither seinen Siegeszug an Ost- und Nordsee ungeachtet aller Umwälzungen fortgesetzt hat.

Abschalten vom DDR-Alltag in Warnemünde

Restaurant Teepott an der Strandpromenade Warnemünde
Das Restaurant "Teepott" an der Strandpromenade in Warnemünde 1973 Bildrechte: IMAGO / Marco Bertram

Warnemünde, quasi der kleine Bruder des ehemaligen DDR Vorzeigehafens Rostock – ebenfalls als "Tor zur Welt" bezeichnet – galt auch zu Zeiten des FDGB-Feriendienstes als Urlaubermagnet. Der weitläufige Strand, die tolle Seeluft, der über hundertjährige Leuchtturm, die lange Dünenpromenade mit ihren alten Warnemünder Kapitänshäuschen: Das alles ließ den DDR-Alltag vergessen. Und dann konnte man sich auch noch im sogenannten "Teepott", einer geschwungenen Betonkonstruktion, die 1968 als "sozialistische Großgaststätte" errichtet wurde, entspannen.

Der lange Weg zum Urlaubsziel

Hotel Neptun in Rostock-Warnemünde, Meeresbrandungsbad. (Foto aus der DDR-Zeit)
Das Meeresbrandungsbad im Hotel "Neptun" in Rostock-Warnemünde Bildrechte: MDR/Hotel Neptun

Wie auch in den anderen Ostseebadeorten mit einer langen Tradition gab es in Warnemünde kleine Hotels und Pensionen, die nach dem Krieg versuchten, wieder Urlauber zu gewinnen. Aber das kollidierte mit den Anstrengungen des FDGB, den Feriendienst unter der eigenen Flagge zu vereinheitlichen und selber über die Zuteilung der Plätze zu entscheiden. Die Enteignungswelle in den 50er-Jahren brachte dem FDGB auch in Warnemünde manch schöne Bleibe, dennoch wurde der Badeort nicht zielstrebig ausgebaut.

5-Sterne-Standard im Hotel "Neptun"

Legendäres Hotel Neptun an der Strandpromenade in Rostock-Warnemünde
Das Hotel "Neptun" an der Strandpromenade in Rostock-Warnemünde Bildrechte: IMAGO / Werner Otto

Seine besondere Bedeutung erhielt er erst Anfang der 70er-Jahre durch den Bau des Hotels "Neptun", das bewusst nicht der Interhotelkette einverleibt wurde, sondern als HO-Hotel einen Sonderstatus erhielt. Es sollte ein 5-Sterne-Haus zur Devisenbeschaffung werden. Man wollte westliche Geschäftsreisende dort zusammenführen und Urlauber mit harter Währung durch besonders hochwertige Angebote gewinnen.

Badeort mit "Westkontakt"

Auch wenn diese Gäste letztlich doch nur 15 bis 20 Prozent der Hotelgäste ausmachten, weil der Rest durch den FDGB beschickt wurde, verliehen sie nicht nur dem "Neptun", sondern der gesamten Strandpromenade ein gewisses Flair. Ost-West-Kontakte am Strandkorb wurden zum prickelnden Urlaubserlebnis und für die "Sicherheitsorgane" zum kleinen sommerlichen Albtraum.

Dieser Artikel erschien erstmals im Juli 2009.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR DOK: Warnemünde – Fünf Sterne für's Volk | 21. August 2022 | 22:20 Uhr