Nach dem Mauerfall Sportförderung nach 1989

11. Januar 2022, 12:55 Uhr

Nach 1989 brach das bestehende System der Sportförderung in der DDR fast komplett zusammen. Anfangs schlugen die Skandale um den Einsatz von Dopingmitteln zunächst hohe Wellen, versachlichte sich die Debatte bald.

Mit der Wende brach das bestehende System der Sportförderung in der DDR nahezu vollständig zusammen. Auch die einstigen Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) blieben davon nicht verschont: Die ehemaligen Hochleistungszentren wurden als Gesamtschulen oder Gymnasien mit sportlichem Schwerpunkt weitergeführt, konnten jedoch in inhaltlicher und personeller Hinsicht nicht mehr an die Zeit vor der Wende anknüpfen. Etwa ein Drittel der KJS-Führungskräfte waren Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit und damit in der Ausbildung von jungen Spitzensportlern nicht länger tragbar.

Dopingausmaß wird bekannt

Zudem wurde in der Zeit nach der Wende das wahre Ausmaß des staatlichen Dopingprogramms der DDR öf - fentlich gemacht. Die Berichterstattung war dabei nicht immer differenziert und brachte schnell das gesamte System der DDR-Sportförderung in Verruf. Das Vertrauen der Nachwuchssportler beziehungsweise der Eltern war dahin: In einigen Jahrgangsstufen der ehemaligen Kinder- und Jugendsportschulen mussten die Klassen zum Teil mit sportlich weniger begabten Schülern aufgefüllt werden, um die vorgeschriebene Mindestklassenstärke zu erreichen. Darunter hatte wiederum die Qualität der Ausbildung zu leiden.

Späte Erkenntnis: Erfolge nicht allein durch Doping

Erst spät setzte sich im wiedervereinigten Deutschland die Erkenntnis durch, dass die Erfolge der DDR-Sportförderung nicht allein mit staatlich betriebenem Doping und menschenunwürdigem Drill zu erklären seien. Angesichts der herausragenden Leistungen, die ehemalige KJS-Schüler in den 90er Jahren erbrachten, hatten auch die Funktionäre der bundesdeutschen Sportverbände ein Interesse daran, die Diskussion um die Kinder- und Jugendsportschulen zu versachlichen. Mehr als die Hälfte der deutschen Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta waren ehemalige Schülerinnen und Schüler der Kinder- und Jugendsportschulen.

Doping-Debatte versachlicht sich

Die junge ostdeutsche Schwimmerin Franziska van Almsick stand bei den Olympischen Spielen in Barcelona und Atlanta gleich mehrfach auf dem Treppchen, holte bei den Weltmeisterschaften 1994 in Rom und 1998 in Perth Gold und avancierte schon bald zum bundesdeutschen Sportstar. Halbschwergewichts-Boxer Henry Maske, der bereits bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul als Amateurboxer eine Goldmedaille für die DDR erkämpft hatte, begann in den 90er-Jahren seine Profikarriere und wurde medienwirksam als "Gentleman-Boxer" gefeiert. All dies hat dazu beigetragen, die Diskussion um die DDR-Sportförderung und die Kinder- und Jugendsportschulen zu versachlichen.

2014: Bundesweit 41 Sport-Eliteschulen

Die meisten der ehemaligen KJS sind inzwischen durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit dem Prädikat Eliteschule des Sports ausgezeichnet worden. Deutschlandweit exiistieren aktuell 41 dieser besonderen Bildungseinrichtungen, die allesamt über ein Internat verfügen und an einen Olympiastützpunkt angebunden sind. Etwa die Hälfte dieser Spezialschulen befindet sich in den neuen Bundesländern. So ist etwa das Sächsische Landesgymnasium für Sport aus der Kindersportschule Leipzig hervorgegangen, die am 1. September 1952 als eine der ersten KJS im Leipziger Stadtteil Dölitz eröffnet wurde. 1971 zog die Sportschule in einen Neubau in unmittelbarer Nähe zu den Trainingsanlagen und Räumlichkeiten der Deutschen Hochschule für Körperkultur um.

Land als Träger der Sportschulen

Nach der Wende wurde die ehemalige KJS am selben Standort zunächst als Spezialschule für Sport und später als Sportgymnasium weitergeführt, bis sie 1994 schließlich in Landesträgerschaft vom Freistaat Sachsen übernommen wurde. 1998 erfolgte die Auszeichnung durch den DOSB als Eliteschule des Sports – und damit gewissermaßen die offizielle Rehabilitation der Einrichtung. Dass die Schule ihre Vergangenheit heute keineswegs leugnet, sondern vielmehr bestrebt ist, die langjährige Tradition zu pflegen, wurde zuletzt zur 60-Jahrfeier 2012 deutlich: Sportschüler, Ehemalige, Lehrer und Trainer stellten im Rahmen einer generationsübergreifenden Sportshow eindrucksvoll ihr Können unter Beweis.

Quellen: laptopwerk.de;Spiegel-online.de;mdr.de;deutschlandfunk.de