#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 16. September

16. September 2022, 05:00 Uhr

1979: Zwei Familien fliehen mit Heißluftballon aus der DDR

Am 16. September 1979 gelingt den Familien Strelzyk und Wetzel die Flucht aus der DDR mit einem selbst gebauten Heißluftballon aus über 1.200 Quadratmetern Stoff. Der Flug vom thüringischen Pößneck dauert 28 Minuten und ist 18 Kilometer lang. Die DDR-Flüchtlinge landen gegen drei Uhr im bayerischen Grenzort Naila. Es ist bereits die dritte Konstruktion, die die Familien in einem Zeitraum von anderthalb Jahren und unzähligen Nachschichten baut. Die Staatssicherheit war bereits im Juli 1979 auf die vorherigen Fluchtversuche aufmerksam geworden. Trotz Fahndungen und Ermittlungen gelingt es den Thüringern, das Material für den Heißluftballon über einen längeren Zeitraum in über 100 Geschäftsstellen zusammenzukaufen.

1991: Markus Wolf beantragt politisches Asyl

Nach knapp einem Jahr Flucht taucht Markus Wolf am 16. September 1991 in Österreich auf, um dort einen Antrag auf politisches Asyl zu stellen. In der DDR war er Leiter der Hauptabteilung Aufklärung (HVA) der Staatssicherheit und Erich Mielkes Stellvertreter. Ein Jahr zuvor erließ die Bundesrepublik einen Haftbefehl gegen den ehemaligen DDR-Spionage-Chef. Markus Wolf floh daraufhin mit seiner Familie über die Tschechoslowakei nach Österreich, dann nach Russland. Als auch die Sowjetunion zusammenbrach, kehrt er nach Österreich zurück und sucht dort Asyl. Nachdem sein Antrag abgelehnt wird, stellt er sich den deutschen Behörden. Unter großem medialen Interesse wird ihm 1993 der Prozess gemacht. Das Urteil: sechs Jahre Freiheitsstrafe. Doch zwei Jahre später fällt das Bundesverfassungsgericht ein Grundsatzurteil: Mitarbeiter der HVA, die in der DDR gelebt haben, werden nicht strafrechtlich verfolgt. Das Urteil gegen Markus Wolf wird damit aufgehoben.


1993: Urteil gegen SED-Funktionäre im Mauerschützenprozess

Am 16. September 1993 verurteilt das Landgericht Berlin den früheren DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler, seinen Stellvertreter Fritz Streletz und Hans Albrecht, den ehemaligen SED-Bezirkschef von Suhl, zu mehrjährigen Haftstrafen. Die SED-Spitzenfunktionäre saßen gemeinsam mit dem einstigen SED-Partei- und Staatschef Erich Honecker auf der Anklagebank. Den Angeklagten wurde Totschlag an insgesamt 68 DDR-Flüchtlingen zwischen 1961 und 1989 an der innerdeutschen Grenze vorgeworfen. Das Hauptverfahren gegen Erich Honecker wurde nicht eröffnet, weil der Parteichef eine erfolgreiche Verfassungsbeschwerde wegen seines Gesundheitszustandes einlegte. Nach 169 Tagen in Untersuchungshaft wurde der 80-Jährige wenige Tage nach Prozessbeginn entlassen und zog sich ins Exil nach Santiago de Chile zu seiner Frau und Tochter zurück.

Zwischen 1991 und 2004 werden in 131 Prozessen insgesamt 385 Urteile wegen Gewalttaten an der innerdeutschen Grenze gesprochen. 110 Angeklagte werden freigesprochen, 275 Täter verurteilt.


2016: Bautzen nach rechtsextremen Ausschreitungen im Ausnahmezustand

Am 16. September gipfelt der Konflikt zwischen Geflüchteten und rechtsextremen Einwohnern in Bautzen auf dem Kornmarkt. In den darauffolgenden Tagen befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand. Es treffen sich mehr als 350 Menschen, hauptsächlich Rechtsextreme, um in der Innenstadt zu demonstrieren. Rechte Gruppen versammeln sich, linke Gegenveranstaltungen folgen. Nach den Krawallen verstärkt die Bautzener Polizei ihre Präsenz auf dem Kornmarkt. Außerdem wird eine abendliche Ausgangssperre für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge verhängt.

2021: Erste Laien-Mission in die Erdumlaufbahn

Am 16. September 2021 starten erstmals vier Laien eigenständig in die Erdumlaufbahn. Sie reisen mit einer Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk. An Bord befindet sich keine Person mit astronautischer Ausbildung, die Kapsel fliegt weitgehend automatisch und umkreist drei Tage lang die Erde.

An Bord der "Inspiration4“ befinden sich der US-Milliardär Jared Isaacman, eine 29-jährige Arzthelferin, ein 41-jähriger Veteran der US-Luftwaffe sowie eine 51-jährige Geowissenschaftlerin. Isaacman hatte den Flug bei SpaceX gechartert. Die drei restlichen Weltraumtouristen wurden mit Hilfe eines Wettbewerbs ausgewählt. Die Kosten für den Weltraumflug werden auf 200 Millionen US-Dollar geschätzt.