#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 28. Oktober

28. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1908: Erster Motorflug in Deutschland

Am 28. Oktober 1908 startet in Magdeburg der erste Motorflug Deutschlands. Der Ingenieur, Maschinenbauer und Unternehmer Hans Grade (1879-1946) fliegt mit seinem selbstgebauten Dreidecker mit 36 PS bis zu acht Meter hoch und knapp 100 Meter weit, bevor er eine Bruchlandung hinlegt. Doch er lässt sich nicht beirren und tüftelt weiter.

Grade gründete 1905 die Grade-Motoren-Werke GmbH in Magdeburg und begann zwei Jahre später mit dem Flugzeugbau. Im Jahr 1909 beginnt er mit dem Bau der deutschen Flugzeugfabrik im heutigen Borkheide, dort eröffnet er im Februar 1910 auch die erste deutsche Pilotenschule.

1938: "Polenaktion" - Der Auftakt der Massenvernichtung

Am 28. Oktober 1938 beginnen die Nationalsozialisten gewaltsam Jüdinnen und Juden polnischer Staatsbürgerschaft aus dem deutschen Reich auszuweisen. Die so genannte Polenaktion gilt als Auftakt der Massenvernichtung. Etwa 17.000 Menschen werden in den darauffolgenden zwei Tagen verhaftet und gewaltsam in bewachten Sonderzügen über die Grenze nach Polen ausgewiesen. Der Großteil der Verhafteten wird zur Grenzstadt Neu-Bentschen gebracht, andere kamen nach Konitz (Pommern) oder Beuthen (Oberschlesien). Die Zwangsausweisung vom 28. und 29. Oktober 1938 ist die erste Massendeportation des NS-Regimes. Heute gilt sie als Probelauf für alle späteren Deportationen sowie als Auftakt für den Holocaust.

1962: Kuba-Krise entspannt sich

Am 28. Oktober 1962 entspannt sich die Kuba-Krise, bei der die Welt am Rand eines Atomkriegs stand. Die Sowjetunion hatte zuvor Atomraketen auf Kuba stationiert, als Gegengewicht zu den US-Atomraketen in Italien und der Türkei. Als amerikanische Aufklärer die Raktenbasen entdeckten, forderte die USA umgehend deren Abbau. Kennedy verhängte eine Seeblockade gegen Kuba. Russland wollte den Abzug von Mittelstreckenraketen in der Türkei, Kennedys Berater waren dagegen. Im Geheimen allerdings ließ Kennedy seinen Bruder mit dem sowjetischen Botschafter in den USA verhandeln. Bevor es zur Eskalation kommt, einigen sich Kennedy und Chruschtschow in geheimen Verhandlungen. Am 28. Oktober erklärt der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow, die Atomraketen aus Kuba abzuziehen. Dafür ziehen die USA Mittelstreckenraketen aus der Türkei ab. Nach der Kuba-Krise wird eine direkte Krisenverbindung, der "Heiße Draht" (eine direkte Fernschreibeverbindung) zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml geschaffen.

1973: Beginn der ersten Ölkrise

Am 28. Oktober 1973 beginnt die erste Ölkrise. Arabische Ölstaaten, die der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) angehören, verhängen ein Embargo gegen die USA und die Niederlande. Außerdem drosseln sie die Ölförderung und exportieren deutlich weniger Öl in die westlichen Länder. Die Araber reagieren damit auf das Verhalten westlicher Staaten im arabisch-isralischen Krieg vom Oktober 1973, bei dem es Israel mit Unterstützung des Westens gelungen war, Syrien und Ägypten zurückzudrängen. Nun fordern die arabischen Staaten den Abzug israelischer Truppen aus den "besetzten Gebieten".

Die Ölkrise entwickelt sich zu einem weltweiten Problem, die Preise steigen auf das Doppelte an. Die Bundesregierung reagiert mit dem Energiesicherungsgesetz auf den Ölmangel und verordnet ein vorübergehendes Tempolimit - 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen. Ende des Jahres 1973 entspannt sich die Lage etwas, die hohen Preise bleiben jedoch. Die nächste Ölpreiskrise 1979 führt zu einem Umdenken in Fragen der Energieversorgung zugunsten der Kernenergie.


1989: Verbotener DEFA-Film "Spur der Steine" wird genehmigt

Am 28. Oktober 1989 wird der DEFA-Film "Spur der Steine" erneut in der DDR erlaubt. 23 Jahre war der verbotene Film von Leinwand und Bildschirm verschwunden. Der Spielfilm von Regisseur Frank Beyer aus dem Jahr 1966, der auf einem gleichnamigen Roman basiert, zeigt das Leben in der DDR in den 1960er-Jahren und die Probleme des sozialistischen Aufbaus. Doch der Film mit Kult-Schauspieler Manfred Krug über die rebellische Zimmermannstruppe "Balla" und ihre Arbeit auf einer Großbaustelle lief nur kurz in den Kinos. Die Zeitung "Neues Deutschland" kritisiert "Spur der Steine" wegen eines angeblich verzerrten Bildes der sozialistischen Wirklichkeit. Kurz darauf wird der Film vom ZK der SED verboten. Die Begründung: "partei- und staatsfeindlich".


1991: Urteile in Waldheimer Prozessen sind nichtig

Am 28. Oktober 1991 werden die Urteile der Waldheimer für nichtig erklärt.Im Zuchthaus der sächsischen Kleinstadt Waldheim haben im Frühjahr 1950 die Prozesse gegen mehr als 3.400 Angeklagte begonnen. Der Vorwurf: Nationalsozialistische Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Bis zu ihrem Prozessbeginn waren die Angeklagten in ehemaligen Konzentrationslagern wie Buchenwald oder Sachsenhausen eingesperrt, die in den Nachkriegsjahren von der SMAD umfunktioniert wurden. Die Prozesse sorgten weltweit für Proteste und Schlagzeilen, denn die DDR-Regierung verurteilte die Inhaftierten ohne Zeugen und ohne Verteidiger in Schnellverfahren zu teils zu Tode oder zu lebenslangen Haftstrafen. Keine Anhörung dauerte länger als 30 Minuten. Außerdem gab die DDR-Führung die zu fällenden Urteile vor. Weniger als fünf Jahre Zuchthaus sollte es nicht geben. Die sogenannten "Volksrichter" urteilten tatsächliche NS-Täter, aber auch über viele Unschuldige.
Die "Waldheimer Prozesse" wurden zu einem Symbol für mangelnde Rechtsstaatlichkeit. Am 28. Oktober 1991 erklärt das Bezirksgericht Dresden die Urteile für nichtig. Am gleichen Tag wird auch ein Gedenkstein für die weiblichen politischen Gefangenen in den Waldheimer Prozessen errichtet.


2020: Chemnitz wird Kulturhauptstadt 2025

Am 28. Oktober 2020 wird die Gewinnerstadt für die Kulturhaupstadt Europas 2025 verkündet: Chemnitz. Unter dem Motto "C the unseen" will die Stadt den Blick auf ungesehene Perspektiven, Orte und Ländergrenzen richten. Für Chemnitz soll der Titel nach den rechten Ausschreitungen um den Fall Daniel H. seit 2018 vor allem Aufbruch demonstrieren.

Dieser Titel ist für Chemnitz die große Chance, viel zu geben und viel zu bekommen, viel vom Ungesehenen zu zeigen. Nicht nur die Bilder von Nazi-Aufmärschen, sondern eine Erzählung von Fleiß und Kreativität für gelebte europäische Werte. Eine aktive, vielfältige Stadtgesellschaft im internationalen Austausch. 

Barbara Ludwig, Ehemalige Bürgermeisterin

Die Stadt hofft mit dem Titel auch Konjunktur und Image zu fördern und neue Energie in die Region zu bringen. Neben Chemnitz waren auch Hildesheim, Nürnberg, Hannover und Magdeburg für die Finalrunde qualifiziert. Bei der Vergabe der Kulturhauptstädte gilt ein Rotationsprinzip. In einer festgelegten Reihenfolge stellen die jeweiligen Staaten die Kulturhauptstädte. 2025 sind Deutschland und Slowenien an der Reihe. Die letzte deutsche Kulturhauptstadt war Essen im Jahr 2010.