#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 27. Oktober

27. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1957: "Bund der Vertriebenen" gegründet

Am 27. Oktober 1957 gründet sich der "Bund der Vertriebenen". Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges untersagten die Besatzungsmächte den Zusammenschluss von Vertriebenen und Geflüchteten. Nachdem dieses Verbot 1948 in Westdeutschland aufgehoben wurde, gründeten sich dort verschiedene Organisationen. Am 27. Oktober 1957 schließen sich dann zwei zum "Bund der Vertriebenen" zusammen. Der Bund versteht sich seitdem als Dachverband und versucht die Interessen von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung betroffenen Deutschen umzusetzen und sich für demokratische Werte und Völkerverständigung einzusetzen.

Bis in die 1960er-Jahre nehmen die Vertreter der Vertriebenen großen Einfluss auf die Außenpolitik der Bundesrepublik. Doch mit dem Gesetz zum Lastenausgleich, das Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte eingliedert und entschädigt, schwindet die Bedeutung des Bundes. Auch Willy Brandts Ostpolitik, die von "Wandel durch Annäherung" geprägt ist, verstärkte dies. In der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR bleiben Zusammenschlüsse von Vertriebenen untersagt. Flucht und Vertreibung sind bis zum Ende der DDR kaum Thema in der Politik. Im Gegenteil: Vertriebene werden verharmlosend "Umsiedler" genannt.

1961: Am Checkpoint Charlie stehen sich Panzer gegenüber

Am 27. Oktober 1961 kommt es, wenige Wochen nach dem Mauerbau, am Grenzübergang "Checkpoint Charlie" in der Friedrichstraße in Berlin zu einer Panzerkonfrontation zwischen den Hauptakteuren des Kalten Krieges. Die DDR-Grenzpolizisten hatten einem US-Major den zuvor üblichen unbehinderten und unkontrollierten Übertritt verweigert. Am 25. Oktober 1961 reagierte die US-Armee darauf mit einem Aufgebot an Panzern. Kurze Zeit später entschloss sich auch die britische Armee, Panzer an den Grenzen in West-Berlin aufzustellen.

Am 27. Oktober 1961 reagiert schließlich die Sowjetunion: Je 30 sowjetische und amerikanische Panzer stehen sich am "Checkpoint Charlie" gegenüber. Nach rund 16 Stunden ziehen sich die Panzer auf beiden Seiten zurück. Den ersten Schritt machte die Sowjetunion.


1990: Treuhand-Chef Rohwedder über Abwicklung im Schnellverfahren

Am 27. Oktober gibt Treuhand-Chef Detlev Rohwedder ein Statement über die Arbeit der Treuhand ab. Die Aufgabe der Treuhand war die Stilllegung, Neuordnung und Privatisierung des Vermögens der volkseigenen DDR-Betriebe. Sie leitete rund 8.000 Betriebe in 370 Kombinaten mit über vier Millionen Beschäftigten. Detlev Rohwedder prognostiziert, dass 500 der insgesamt 8.000 ehemaligen VEB-Betriebe bis zum Ende 1990 verkauft sein würden. Außerdem sagt er, dass auch das ausländische Interesse gestiegen sei.
Im April 1991 wird Rohwedder in seinem Haus bei einem Attentat der linksextremen Terrorgruppe RAF erschossen. In seiner Amtszeit bis April 1991 können rund 500 Betriebe privatisiert werden. Die Bilanz der Treuhand ist allerdings umstritten. Viele Betriebe werden insolvent, eine Großzahl ehemaliger DDR-Bürger wird arbeitslos. Auch Rohwedders Nachfolgerin Birgit Breuel räumt ein, dass den Menschen in der ehemaligen DDR viel zugemutet wurde.

1990: Konstituierung des sächsischen Landtages

Am 27. Oktober 1900 konstituiert sich der sächsische Landtag nach der Wiedervereinigung. Bei den Landtagswahlen vom 14. Oktober 1990 hatte die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Kurt Biedenkopf die meisten Stimmen geholt. Von 1990 bis 2002 "regierte" Biedenkopf als erster Ministerpräsident Sachsens im wiedervereinigten Deutschland. Der 2021 verstorbene Politer wurde auch "König von Sachsen" genannt.

Kurt Biedenkopf, designierter Ministerpraesident von Sachsen am 15 10 1990
Kurt Biedenkopf am 15. Oktober 1990. Bildrechte: imago images/sepp spiegl

In der konstituierenden Sitzung des Landtages wird die offizielle Bezeichnung "Freistaat Sachsen" beschlossen. Unter den sogenannten Neuen Bundesländern ist Sachsen mit rund vier Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste.


1998: Gerhard Schröder (SPD) wird Bundeskanzler

Am 27. Oktober 1998 wirde die erste rot-grüne Koalition der Bundesrepublik vereidigt und SPD-Politiker Gerhard Schröder zum Bundeskanzler gewählt. Zuvor hatte "Einheitskanzler" Helmut Kohl 16 Jahre lang das Land regiert. Schröders Vision: "nicht alles anders, aber vieles besser machen". Schröders Amtszeit ist vom NATO-Einsatz im Kosovo-Krieg, dem geplanten Ausstieg aus der Kernenergie und dem umstrittenen Reformprogramm "Agenda 2010" geprägt, einem Konzept zur Reform des deutschen Sozialsystems und Arbeitsmarktes. Bis 2005 ist er Bundeskanzler, bis CDU-Politikerin Angela Merkel ihn als Nachfolgerin beerbt.

Gerhard Schröder beim Wahlkampf 1998
Gerhard Schröder beim Wahlkampf 1998 Bildrechte: IMAGO / Christian Ditsch

2000: Frauen stehen alle militärischen Laufbahnen offen

Am 27. Oktober 2000 ändert der Bundestag die Verfassung, sodass Frauen alle militärischen Laufbahnen bei der Bundeswehr offen stehen. Bis dahin dienten Frauen bei der Bundeswehr nur im Sanitäts- und Musikdienst. Der Dienst an der Waffe war Frauen verboten. Dagegen hatte die Elektronikerin Tanja Kreil aus Hannover vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt. Dort wurde im Januar 2000 entschieden, dass das Verbot gegen die berufliche Gleichstellung der Geschlechter verstößt. 2001 beginnen die ersten Frauen ihren Dienst an der Waffe.

Eine Soldatin salutiert.
Heute beträgt der Frauenanteil bei der Bundeswehr etwa 12,5 Prozent. Bildrechte: IMAGO / photothek

2017: AirBerlin stellt Flugbetrieb ein

Am 27. Oktober 2017 beendet die Fluggesellschaft Air Berlin ihren Flugbetrieb. Die offiziell letzte Maschine Typ Airbus A320 fliegt von München nach Berlin-Tegel. Das Unternehmen war 1978 vom US-Piloten Kim Lundgren als Charterfluggesellschaft gegründete worden. Im Jahr 2003 stieg es zur zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft auf und flog vor allem Ziele rund um das Mittelmeer an. Nach Verlusten von mehreren hundert Millionen Euro in den Jahren 2015 und 2016 meldete die Fluggesellschaft am 15. August 2017 Insolvenz an. Zunächst war der Flugbetrieb einige Monate mit Hilfe eines Überbrückungskredits der Bundesregierung von 150 Millionen Euro finanziert worden. Nach dem Ende werden Teile der Fluggesellschaft an die Lufthansa und EasyJet verkauft. 2019 zahlt Air Berlin den Bundeskredit vollständig zurück.