#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 8. April

08. April 2022, 05:00 Uhr

1874: Impfpflicht gegen Pocken für Kinder

Am 8. April 1874 wird im Deutschen Reich die Impfung gegen Pocken für Kinder verpflichtend eingeführt. Bei der letzten großen Pockenepidemie 1870 und 1873 gab es in Deutschland mehr als 400.000 Erkrankte und 181.000 Tote. Reichskanzler Otto von Bismarck führt mit dem Reichsimpfgesetz erstmals die Impfpflicht in der deutschen Geschichte ein.

1945: Zerstörung Halberstadts im Zweiten Weltkrieg

Am 8. April 1945 fliegen amerikanische Bomberstaffeln einen Angriff auf Halberstadt. 215 Fernbomber haben etwa 80 Prozent der Stadt zerstört, darunter weite Teile der historischen Innenstadt mit ihren Fachwerkhäusern und dem alten Rathaus. In der DDR wird der Stadtkern nicht vollständig wieder aufgebaut. Erst 1998 feiert Halberstadt die Eröffnung des neuen Stadtzentrums. Der Neubau des Halberstädter Zentrums hat rund 180 Millionen D-Mark gekostet.

Gedenken Zerstörung Halberstadt 1945 Franzosenkirche
Die Ruine der Franzosenkirche steht für die Zerstörung der Stadt. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

1989: Letzter bekannter Schusswaffengebrauch an der Mauer

Am 8. April 1989 findet der letzte bekannte Schusswaffengebrauch an der Berliner Mauer statt. Die beiden jungen Männer Bert Greisler und Michael Bachmann versuchen im Sprint den Grenzübergang Chausseestraße zu überwinden. Kurz nachdem die beiden losrennen, reagieren die Grenzsoldaten und lösen Alarm aus. Als die beiden sieben Meter vor dem Ziel sind, fällt ein Schuss. Dabei ist der Schießbefehl zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon aufgehoben. Am 3. und 4. April 1989 waren alle Grenztruppen, zunächst mündlich, angewiesen worden, nur bei Bedrohung des eigenen Lebens zu schießen. Das weiß aber ein Stasi-Mitarbeiter, der für die Passkontrolle zuständig ist, anscheinend nicht und drückt seine Waffe ab. Die beiden Männer bleiben stehen, werden festgenommen und später zu Haftstrafen verurteilt. Die DDR behauptet, dass es sich bei dem Fluchtversuch um eine von West-Berlin aus organisierte Aktion handelt und bezeichnet den Schuss lediglich als "Warnschuss". Der Schießbefehl wird am 12. April 1989 auch schriftlich aufgehoben. Die beiden Männer kommen im November 1989 auf freien Fuß.

1991: Visumzwang für Polen aufgehoben

Am 8. April 1991 wird für Polen die visafreie Einreise in die Bundesrepublik, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg möglich. Rund 50.000 Polen besuchen Deutschland am ersten Tag. Im Vorfeld gibt erhebliche Widerstände gegen die Visaänderung. Die deutschen Bürger befürchteten, dass mit dem Wegfall der Visumpflicht polnische Arbeitskräfte unkontrolliert den deutschen Arbeitsmarkt besetzen werden. In der Nacht auf den 8. April 1991 kommt es in Frankfurt/Oder und in der Neißestadt Guben zu rechtsradikalen Übergriffen. Die polnischen Reisenden werden mit Steinen beworfen und zum Teil schwer verletzt.

Ab 08. April 1991 ist für Polen die visafreie Einreise in die BRD, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg möglich geworden. Der erwartete große Massenansturm blieb aus. 2 min
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Ab 08. April 1991 ist für Polen die visafreie Einreise in die BRD, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg möglich geworden. Der erwartete große Massenansturm blieb aus.

Mi 07.04.2021 13:25Uhr 01:46 min

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1992: Russisch-ukrainischer Flottenstreit

Am 8. April 1992 wird im Streit zwischen Russland und der Ukraine um die ehemalige sowjetische Schwarzmeerflotte auf 30 Schiffen in Sewastopol (Krim) eine russische Fahne gehisst. Beide Staaten beanspruchen die Flotte für sich.  

Die Schwarzmeerflotte befindet sich nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 auf dem Gebiet der Ukraine. Wegen ihrer großen geopolitischen Bedeutung streiten die beiden Länder um deren Aufteilung und die Nutzung der Marinestützpunkte und Häfen. Im August 1992 einigen sich beide Staaten auf eine Übergangszeit, in der sie das Oberkommando über die Flotte gemeinsam ausführen.

2000: Erste Babyklappe in Deutschland

Am 8. April 2000 eröffnet die erste Babyklappe Deutschlands in Hamburg. Auslöser für die Einrichtung der Klappe ist das Schicksal von fünf Neugeborenen: Ein Baby wird tot in einer Recycling-Anlage gefunden, vier weitere werden ausgesetzt.

Inzwischen gibt es bereits 100 Babyklappen in Deutschland. Wenn sich die Klappe öffnet und ein Baby in das Wärmebett gelegt wird, werden Helfer informiert und sind schnell vor Ort. Die Klappe bietet Eltern die Möglichkeit, ihr Kind anonym und straffrei abzugeben. Die Abgabe muss zunächst nicht endgültig sein, innerhalb von acht Wochen können die Eltern sich zurückmelden. Ansonsten können die Kinder zur Adoption freigegeben werden. 2014 tritt das Gesetz zur vertraulichen Geburt in Kraft, das eine Alternative zur Babyklappe schafft.