#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 30. April

30. April 2022, 05:00 Uhr

1925: Hitler wird aus österreichischer Staatsbürgerschaft entlassen

Am 30. April 1925 wird Adolf Hitlers Gesuch auf Entlassung aus dem österreichischen Staatsverband bewilligt. Anschließend lebt er sieben Jahre lang ohne deutsche Staatsangehörigkeit in Deutschland, was vor allem seinen politischen Anhängern missfällt. Er wird bereits zum "Führer der Deutschen" stilisiert, bevor er überhaupt nach geltendem Recht "Deutscher" ist. Nach mehreren erfolglosen Einbürgerungsversuchen, unter anderem in Thüringen, gewährt ihm der Freistaat Braunschweig am 26. Februar 1932 nach zwei Anläufen die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Einbürgerung kommt für Hitler gerade noch rechtzeitig, denn ohne sie kann er sich nicht zur Reichspräsidentschaftswahl aufstellen lassen. Mit dem Einmarsch der Alliierten in Berlin 1945, begeht der "Führer der Deutschen" ebenfalls am 30. April, 13 Jahre nach seiner Einbürgerung, in seinem Schutzbunker Selbstmord und besiegelt damit das Ende des Nationalsozialismus.

1945: "Gruppe Ulbricht" kehrt nach Deutschland zurück

Am 30. April 1945 kehrt eine Gruppe von Exil-Kommunisten im Auftrag der KPD nach Deutschland zurück. Die nach dem leitenden Funktionär Walter Ulbricht benannte "Gruppe Ulbricht" war in Moskau dazu ausgebildet worden, in der neuen sowjetischen Besatzungszone den politischen Wiederaufbau Deutschlands einzuleiten. Bereits zwei Tage nach ihrer Ankunft setzen sie sich mit der Ersten Belorussische Front, einem Großverband der Roten Armee, in Verbindung und halfen bei der Neustrukturierung des öffentlichen Lebens sowie dem Wiederaufbau der Berliner Verwaltung. Sie unterstützen dabei unter anderem die Lebensmittelversorgung. Darüber hinaus setzen sie Gründungsprozesse von Parteien, Gewerkschaften und Organisation in Gang, welche im Juni 1945 mit der Neugründung der KPD als abgeschlossen gelten. 1953 wird nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED, Walter Ulbricht zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees und Staatsratsvorsitzender der DDR vereidigt.

Erich Honecker und Walter Ulbricht winken zur Mai-Parade 1972 in Berlin von der Ehrentribühne
Erich Honecker und Walter Ulbricht auf der Mai-Parade 1972 in Berlin. Bildrechte: imago images / Sven Simon

1976: Michael Gartenschläger stirbt an innerdeutscher Grenze

Am 30. April 1976 versucht der Fluchthelfer Michael Gartenschläger zum dritten Mal, Selbstschussgeräte an der innerdeutschen Grenze abzubauen. Bereits zwei Mal konnte er erfolgreich Splitterminen von Grenzzäunen entfernen. Gartenschläger war dabei auf der Suche nach Beweisen, mit denen er die gezielte Tötung von Menschen an der Landesgrenze belegen kann. Doch dieses Mal war die Stasi zuvor über sein Vorhaben informiert worden. Gartenschläger ist dem Staatssicherheitsdienst schon seit längerem ein Dorn im Auge. Bereits als Jugendlicher wurde er 1961 zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt. Zehn Jahre später kaufte ihn die BRD jedoch als politischen Häftling wieder frei. Eine weitere Haftstrafe kommt für die Stasi nicht länger in Frage. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wird er von einem Sonderkommando erschossen. 2002 und 2003 werden die Verantwortlichen nach mehreren Prozessen freigesprochen.

1991: Letzter Trabant rollt vom Band

Am 30. April läuft in Zwickau der letzte Trabant vom Band. Mit rund 3,6 Millionen verkauften Exemplaren endet mit dem Trabant 1.1 Universal die lange Tradition des Automobilbaus in der DDR. Mit dem in Zwickau entwickelten Kleinwagen wollte die DDR verdeutlichen, dass ihre Automobilindustrie mit den technischen Möglichkeiten des Westens mithalten kann. Und tatsächlich entsprach der ab 1957 von den traditionsreichen Automobilwerken Audi und Horch gebaute P50 dem aktuellen Stand der technischen Entwicklungen. Der Kleinwagen mit Zweitaktmotor besaß eine Kunststoffkarosserie, weil es zeit- und systembedingte Lieferschwierigkeiten bei Stahl gab und fuhr 90 km Höchstgeschwindigkeit pro Stunde. Im Verlauf der Produktionsgeschichte wurden auch Kombis und Lieferwagen gebaut. Im Sommer 1990 begannen die Dreharbeiten für den Film "Go Trabi Go". Die Premiere fand im Januar 1991 statt und setzte dem Fahrzeug, kurz vor Produktionsende, ein filmisches Denkmal.

1991: Interflug stellt den Betrieb ein

Am 30. April 1991 landet die letzte Interflug-Maschine auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Dieser letzte Flug markiert das Ende der DDR-Fluggesellschaft, welche die Treuhand bereits im Februar 1991 liquidiert hatte. Eine Übernahme durch die Lufthansa hatte das Bundeskartellamt 1990 abgelehnt. Zu diesem Zeitpunkt schrieb die Interflug bereits Verluste von einer Million Mark jährlich. Die Interflug war seit 1958 die staatliche Fluggsellschaft der DDR und beschäftigte rund 8.000 Mitarbeiter. Sie flog in erster Linie Ziele im sozialistischen Ausland in Osteuropa an, aber auch andere sozialistische Bruderstaaten wie Vietnam und Kuba. Obwohl es für die meisten DDR-Bürger unmöglich war, weite Reisen mit dem Flugzeug anzutreten, zählte die Interflug 1989 noch 1,5 Millionen Passagiere.

1993: World Wide Web wird öffentlich zugänglich

Am 30. April 1993 gibt die europäische Organisation für Kernforschung CERN das World Wide Web zur kostenlosen Nutzung für die Öffentlichkeit frei. Seit seiner Veröffentlichung 1991 war die Nutzung des WWW Forschungseinrichtungen vorbehalten. Der britische Informatiker Tim Berners-Lee hatte 1989 erstmals die Idee des World Wide Web präsentiert. Es diente als Informationssystem, das den Datenaustausch unter Forschenden möglich machen sollte. Zwar gab es schon andere Vorläufer des Internets, doch mit dem WWW war es möglich, Daten unter einem einheitlichen Übertragungsstandard zu versenden. Das World Wide Web bildet die Grundlage des multimedialen Internets, wie wir es heute in Browsern mit Hilfe von HTML-Seiten nutzen.