#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 8. Juni

08. Juni 2022, 05:00 Uhr

2000: Tschetschenien unter russische Verwaltung gestellt

Am 8. Juni 2000 stellt der russische Präsident Wladimir Putin Tschetschenien im Zuge des Zweiten Tschetschenienkrieges "vorrübergehend" unter seine direkte Verwaltung. Vier Tage später ernennt der Kreml den prorussischen Mufti Achmat Kadyrow zum Verwaltungschef in Tschetschenien, der 2003 Präsident wird.
Tschetschenien erklärte im Zuge des Verfalls der Sowjetunion 1991 seine Unabhängigkeit. 1994 marschierten erstmals russische Truppen in Tschetschenien ein, was zum Ersten Tschetschenienkrieg bis 1996 führte. Am 1. Oktober 1999 kommt es erneut zu einem Einmarsch russischer Truppen und der Zweite Tschetschenienkrieg begann. Die Angaben über die Opferzahlen in den beiden Tschetschenienkriegen belaufen sich schätzungsweise auf 160.000 bis 190.000 Tote. Im Jahr 2009 wird der Krieg von Medwedew offiziell für beendet erklärt und besiegelt den Verbleib Tschetscheniens in der russischen Förderation. Heute ist Tschetschenien eine autonome russische Teilrepublik. Präsident ist seit 2007 der Sohn von Achmat Kadyrow, Ramsam Kadyrow, dem schwere Menschenrechtverletzungen und ein diktatorischer Regierungsstil vorgeworfen werden.

1983: Roland Jahn wird in den Westen abgeschoben

Am 8. Juni 1983 wird Roland Jahn in die Bundesrepublik abgeschoben. Die Stasi schafft den Aktivisten gewaltsam in den Interzonenzug nach München. Er bleibt geknebelt und in einem Wagenabteil eingesperrt, bis die Grenze zur Bundesrepublik überquert war. Vor seiner Zwangsabschiebung war die DDR bereits mehrfach gegen den "feindlich-negativen" Jenaer vorgegangen. Jahn hatte jahrelang gegen das SED-Regime protestiert. 1983 gründete er mit anderen Oppositionellen die Jenaer Friedensgemeinschaft. Viele der Aktivistinnen und Aktivisten wurden wie Jahn in den Westen abgeschoben. Bis 2021 ist Roland Jahn Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR.

1972: Nick Út schießt die Fotografie-Ikone "The Terror of War"

Am 8. Juni 1972 nimmt Nick Út die berühmte Fotografie "The Terror of War" im Vietnamkrieg auf. Das Bild entsteht während eines Napalm-Angriffs der südvietnamesischen Armee auf das Dorf Trảng Bàng. Es zeigt das damals neunjährige Mädchen Kim Phúc bei ihrer Flucht aus dem Ort. Der Fotograf Huynh Cong – genannt Nick – Út war gerade mal 21 Jahre alt, als er das Foto für die Associated Press schießt. Die "New York Times" druckt die Momentaufnahme bereits am Folgetag auf ihrer Titelseite. Für die Veröffentlichung wird ein Teil des Originalbildes abgeschnitten. Der Ausschnitt zeigt Fotografen, die ihre Filme wechseln. Sie machen keine Anstalten, den verängstigten Kindern zu helfen. 1973 erhielt Út den Pulitzer-Preis für das zugeschnittene Bild. Kim Phúc lebt heute in Kanada. Sie engagiert sich als UNESCO-Botschaftlerin und setzt sich für Kinder ein, die Kriegsopfer wurden. Dafür erhält sie 2019 den Dresdner Friedenspreis.

1962: Premiere des DEFA-Films "Königskinder"

Am 8. Juni 1962 feiert der DEFA-Film "Königskinder" zum Beginn der vierten DDR-Arbeiterfestspiele im damaligen Bezirk Erfurt Premiere. Der Film von Frank Beyer spielt im Nationalsozialismus und erzählt die Geschichte der im Widerstand aktiven Arbeiterkinder Magdalena und Michael, sowie ihrem Freund Jürgen, der in die SA eingetreten ist. Die verliebten "Königskinder" Magdalena und Michael werden von Annekatrin Bürger und Armin Mueller-Stahl gespielt. Aufgrund einer Haftstrafe von Michael werden sie getrennt und hoffen, sich irgendwann wiederzusehen.

Von März bis September 1961 wurde der Film in Berlin, Sebnitz und Dresden gedreht. Er basiert auf persönlichen Erlebnissen des Drehbuchautors Walter Gorrish, der das Drehbuch gemeinsam mit seiner Frau Edith verfasste. Ursprünglich sollte der Film mit sowjetischer Unterstützung realisiert werden, doch die Zusammenarbeit scheiterte unter anderem daran, dass der Regisseur Beyer keine Änderungswünsche der Sowjetunion übernehmen wollte.

1948: Geburtsstunde der Marke Porsche

Am 8. Juni 1948 erhält der erste Sportwagen mit dem Namen "Porsche" die Zulassung zum öffentlichen Straßenverkehr. Die Marke Porsche war geboren. Entworfen und gebaut wird der Prototyp 356 unter der Leitung von "Ferry" Porsche im Werk Gmünd. Wegen zunehmender Luftangriffe war die Konstruktions- und Produktionsstätte 1944 dorthin verlegt worden. Die "Nr. 1" ist immer noch intakt und steht im Porsche Museum in Stuttgart.

1935: Brecht auf NS-Ausbürgerungsliste

Am 8. Juni 1935 veröffentlicht das Reichsinnenministerium eine Ausbürgerungsliste, auf der bekannt gegeben wird, dass Bertold Brecht und 40 weiteren Personen die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen wird. Die Ausgebürgerten verlieren politische Rechte und diplomatischen Schutz, und wer keine andere Staatsbürgerschaft hat, wird staatenlos. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges werden über 350 Ausbürgerungslisten veröffentlicht. Prominente Betroffene der nationalsozialistischen Ausbürgerung sind unter anderem Hannah Arendt, Willy Brandt und Albert Einstein.

Bertolt Brecht, einer der damals bekanntesten Theaterautoren in Deutschland, war bereits im Februar 1933 nach dem Reichstagsbrand aus Deutschland emigriert. Über Prag, Wien, Zürich und Paris zog er zunächst nach Dänemark. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Dänemark siedelte er nach Finnland und anschließend in die USA über. Im Jahr 1948 kommt er als Staatenloser nach Berlin zurück. Im April 1950 erhält er die österreichische Staatsbürgerschaft und im Juni die der DDR. Heute verbietet das Grundgesetz, einem deutschen Staatsbürger, seine Staatsbürgerschaft zu entziehen.

1815: Gründung Deutscher Bund

Am 8. Juni 1815 wird der Deutsche Bund gegründet. Er ist ein Ergebnis der Beratungen und Verhandlungen auf dem Wiener Kongress. Das Ziel des losen Verbundes ist es, die äußere und innere Sicherheit der deutschen Staaten und ihre Unverletzlichkeit und Unabhängigkeit zu gewährleisten. Für Kritik sorgt die Gründung bei den Befürwortern eines geeinten Nationalstaates. Das einzige Organ des Deutschen Bundes ist die Bundesversammlung, die aus Bevollmächtigten der Mitgliedsstaaten besteht und unter dem Vorsitz Österreichs in Frankfurt am Main tagt. Im Jahr 1820 gehören dem Deutsche Bund 41 Mitglieder an. Während der Revolution 1848 beendet die Bundesversammlung ihre Tätigkeit. Nach der gescheiterten Revolution wird der Bund 1850 neu belebt und im Jahr 1866, nach dem Sieg Preußens über Österreich im sogenannten Deutsch-Deutschen Krieg aufgelöst.

Der Wiener Kongress, der vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 stattfand, wurde von den Bevollmächtigten der acht am Pariser Frieden beteiligten Mächte besucht, digitale verbesserte Datei eines Originaldrucks aus dem 19. Jahrhundert
Der Wiener Kongress fand vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 statt. Bildrechte: IMAGO / H. Tschanz-Hofmann