#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 6. Juni

06. Juni 2022, 05:00 Uhr

1944: "D-Day"

Am 6. Juni 1944 landen alliierte Truppen in der Normandie, um eine Großoffensive gegen die Wehrmacht zu starten. Mehr als 150.000 US-amerikanische, britische und kanadische Soldaten lassen sich an diesem Tag von Südengland nach Frankreich übersetzen. Die Truppen sollen im Rahmen der Operation Overlord eine weitere Front gegen das Deutsche Reich errichten und den Atlantikwall, die Verteidigungsposten der Wehrmacht entlang der Küste, durchbrechen. In die Offensive sind mehr als 7.000 Schiffe und Flugzeuge involviert, die die Soldaten in die Normandie bringen. Allein am ersten Tag sterben ungefähr 4.400 Soldaten der Alliierten und bis zu 9.000 Soldaten der Wehrmacht. Die Offensive am "D-Day", der auch Tag der Entscheidung genannt wird, war ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges und markiert das Ende der deutschen Besatzung in Europa.

Ein schwarz-weiß Foto zeigt eine Szene aus dem zweiten Weltkrieg.
Alliierte Soldaten nach der Landung in der Normandie am "D-Day" Bildrechte: IMAGO / UIG

1951: Erste Filmfestspiele Berlin

Am 6. Juni 1951 beginnen die ersten Internationalen Filmfestspiele (Berlinale) in Berlin. Die Festspiele gehen auf Initiative amerikanischer Alliierter zurück, sie erhoffen sich einen Neubeginn des kulturellen Lebens in der Bundesrepublik , und einen Anstoß zum Wiederaufbau der deutschen Filmindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Eröffnungsfilm wird Alfred Hitchcocks Film "Rebecca" im Titania-Palast gezeigt. Die Berlinale stößt auf internationales Interesse und wird ein großer Erfolg. Am 18. Juni 1951 enden die Filmfestspiele mit der Preisverleihung: Die Hauptpreise, die Goldenen Bären, werden in fünf Kategorien vergeben. Den Publikumspreis gewinnt Disneys "Cinderella". Kritik an den Filmfestspielen gibt es aus der DDR, da Filme aus sozialistischen Ländern von den Festspielen ausgeschlossen sind. Den Bewohnern Ost-Berlins ist es möglich, die Berlinale bis zur Grenzschließung zu besuchen.

Menschen stehen zu den ersten Internationalen Filmfestspiele in Berlin 1951 an.
Menschen stehen zu den ersten Internationalen Filmfestspiele in Berlin 1951 an. Bildrechte: imago/Future Image

1961: ZDF gegründet

Am 6. Juni 1961 wird das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) gegründet. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer versucht ab 1959 Einfluss auf die Rundfunkordnung zu nehmen, und möchte ein dem Bund direkt unterstelltes Fernsehprogramm etablieren. Das stößt auf Widerstand in den SPD-geführten Ländern, Bremen, Hamburg, Hessen und Niedersachsen die dagegen klagen: Mit dem 1. Rundfunk-Urteil scheitern die Pläne vor dem Bundesverfassungsgericht. Jedoch wird im gleichen Jahr eine zentrale und gemeinnützige Fernsehanstalt neben der ARD gegründet. Die Länder unterzeichnen den Staatsvertrag über die Errichtung der Anstalt des öffentlichen Rechts "Zweites Deutsches Fernsehen" (ZDF) am 6. Juni 1951. Gründungsintendant ist der Philosoph und Journalist Karl Holzamer. Am 1. April 1963 ist der offizielle Sendebeginn des ZDF.

1971: Kosmonauten starten zur ersten Raumstation

Am 6. Juni 1971 machen sich in der Rakete Sojus 11 drei sowjetische Kosmonauten auf den Weg zur ersten Raumstation, Saljut 1. Es war bereits der zweite Versuch der UdSSR, die Raumstation zu bemannen. Einen Tag später kann die Sojus 11 erfolgreich an die Raumstation andocken und die Saljut 1 geht in Betrieb. 23 Tage halten sich die Kosmonauten im Weltraum auf und führen wissenschaftliche Experimente durch. Während der Rückkehr kann durch ein beschädigtes Ventil der Druck in der Kapsel beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht reguliert werden, die drei Kosmonauten sterben. Die Saljut 1 wird im Oktober desselben Jahres zum kontrollierten Absturz gebracht, weil der Treibstoff knapp wurde. Nachdem die US-Amerikaner 1969 als erste auf dem Mond gelandet waren, erhoffte sich die Sowjetunion mit der ersten Raumstation einen Vorteil beim "Wettlauf ins All". Ihre Nachfolgerin, die Saljut 3, startet 1974 erfolgreich ins All.

1971: Frauen bekennen Abtreibung im "Stern"

Am 6. Juni 1971 macht die Titelgeschichte des "Stern" Schlagzeilen, in der sich 374 Frauen dazu bekennen, abgetrieben zu haben. Zudem fordern sie die Abschaffung des Paragrafen 218, der Abtreibungen in der Bundesrepublik verbietet. Unter ihnen sind viele prominente Frauen, wie zum Beispiel Senta Berger und Romy Schneider. Initiatorin der Aktion ist die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Die Aktion sorgt bundesweit für Aufsehen: Zum ersten Mal sprechen Frauen das Thema Schwangerschaftsabbruch in der Öffentlichkeit an. In der Folge gründen sich mehrere feministische Gruppen. Die öffentliche Debatte bringt eine Reform des Paragrafen 218 in Gang, der seitdem einen Schwangerschaftsabbruch unter Auflagen erlaubt: Die Schwangerschaft muss bis zur zwölften Woche beendet werden und die Frau muss sich vorher ausführlich beraten lassen. In der DDR hingegen war es Frauen seit 1972 erlaubt, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Außerdem waren Abtreibungen kostenlos.

Eine Frau betrachtet in der Ausstellung Body Talks - 100 Jahre BH in Frankfurt am Main das Titelbild des Magazins Stern vom 06.06.1971.
Das "Stern"-Cover vom 6. Juni 1971 war 2015 im Frankfurter Museum für Kommunikation zu betrachten. Bildrechte: IMAGO / epd

1990: RAF-Terroristin 'enttarnt'

Am 6. Juni 1990 wird die ehemalige RAF-Terroristin Susanne Albrecht in Berlin-Marzahn verhaftet. Sie ist die Nichte von Jürgen Ponto, dem Vorstand der Dresdner Bank, der durch RAF-Mitglieder ermordet wurde. Außerdem war Albrecht bei dem Raketenanschlag auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe beteiligt.  Sie ist eine der zehn RAF-Terroristen, die in der DDR mit Hilfe der Stasi untergetaucht sind. Seit Anfang der 1980er-Jahre hat Albrecht mit einer neuen Identität in der DDR gelebt. Im Gegenzug gab sie Informationen an die Stasi weiter. 1990 fliegen alle zehn ehemalige RAF-Mitglieder auf, weil sie durch ehemaligen Stasi-Betreuer verraten werden. So kommt es im Juni 1990 in der DDR zu Verhaftungen, bei denen alle zehn Personen von der DDR-Kriminalpolizei festgenommen werden. Im März 1991 bestätigt das Bundeskriminalamt (BKA) die Unterstützung von RAF-Terroristen durch die Stasi. Heute sind sie wieder auf freiem Fuß.

2011: Kehrtwende in der Atompolitik

Am 6. Juni 2011 beschließt das Bundeskabinett, als Reaktion auf das Reaktorunglück von Fukushima im März 2011, ein Atom- und Energiepaket. Es beinhaltet das sofortige Aus für acht Atomkraftwerke und den stufenweisen Ausstieg aus der Kernenergie. Spätestens Ende 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Am 8. Juni 2011 hatte der Bundesrat dem Gesetzespaket zugestimmt und der Bundestag beschloss den Atomausstieg bis zum Jahr 2022. Angesichts des Russischen Überfalls auf die Ukraine und der damit einhergehenden Energiekrise sprechen sich einge Politiker für eine längere Laufzeit von Atomkraftwerken aus.