#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 10. Juni

10. Juni 2022, 05:00 Uhr

2001: Klaus Wowereit bekennt sich zu seiner Homosexualität

Am 10. Juni 2001 bekennt sich der SPD-Politiker Klaus Wowereit öffentlich zu seiner Homosexualität. "Ich bin schwul und das ist auch gut so" sagt er bei einem Sonderparteitag. Der Satz wird zum geflügelten Wort. Kurz darauf wird er zum Regierenden Bürgermeister Berlins gewählt. Er ist der erste aktive Spitzenpolitiker in Deutschland, der sich outet. Dafür zollten ihm viele seiner Kolleginnen und Kollegen Respekt. Auch die Medien berichten weitgehend positiv über Wowereits unerwartete Bekanntmachung. Frei von Risiken ist sein öffentliches Coming-out jedoch nicht. Mitglieder seiner Partei hatten ihm davon abgeraten. Sie fürchteten die Reaktion der Öffentlichkeit. Obwohl Wowereit auch einige Anfeindungen erhält, schafft sein Outing vor allem eines: Ein lange aufrechterhaltenes Tabu zu brechen und den Weg für nachfolgende, queere Personen in der Politik und Gesellschaft zu ebnen.

1982: Großdemo gegen NATO in Bonn

Am 10. Juni 1982 demonstrieren etwa 400.000 Menschen in Bonn für Frieden und Abrüstung. Anlass ist der dortige Nato-Gipfel mit den Regierungsoberhäuptern der damals 16 NATO-Mitgliedsstaaten. Unter dem Motto "Aufstehn! Für den Frieden" protestieren die Demonstranten gegen den n NATO-Doppelbeschluss von 1979, der die Aufrüstung in der Bundesrepublik vorsah. Es ist eine der bis dahin größten Demonstrationen in der Bundesrepublik.

1942: NS-Massaker von Lidice

Am 10. Juni 1942 wird das tschechische Dorf Lidice von deutschen Ordnungspolizisten, zum Großteil aus Halle an der Saale stammend, zerstört. Das Massaker ist eine Vergeltungsaktion für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich. Sie erschießen alle 173 männlichen Bewohner des Dorfes und deportieren Frauen sowie Kinder in Konzentrationslager. Lidice wird dem Erdboden gleichgemacht. Selbst den Friedhof zerstören die Nationalsozialisten. Nach dem Krieg kehren die Überlebenden in das Dorf zurück und bauen es mit Hilfe von hunderten Freiwilligen wieder auf. Eine Mahn- und Gedenkstätte erinnert an das Verbrechen.

1940: Italien tritt in Zweiten Weltkrieg ein

Am 10. Juni 1940 erklärt Italien unter Mussolini Großbritannien und Frankreich den Krieg und tritt an Deutschlands Seite in den Zweiten Weltkrieg ein. Der im Mai 1939 abgeschlossenen "Stahlpakt" und der sogenannte Dreimächtepakt 1940 mit Japan garantieren eine militärische Zusammenarbeit und Unterstützung im Fall eines Kriegs. Deutschland und Italien kämpfen gemeinsam im Balkanfeldzug und im Afrikafeldzug. Im Juli 1943 wird Mussolini nach der Landung alliierter Truppen in Sizilien von der italienischen Regierung, dem "Großen Faschistischen Rat", abgesetzt. Italien schließt im September 1943 dann einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Anschließend marschieren deutsche Truppen in Italien ein, woraufhin Italien Deutschland am 13. Oktober 1943 den Krieg erklärt und bis Kriegsende gegen Deutschland kämpft. Im Krieg sterben schätzungsweise zwischen 300.000 und 400.000 Italienerinnen und Italiener.

Benito Mussolini verkündet am 10. Juni 1940 auf dem Balkon des Palazzo Venezia die Kriegserklärung an Großbritannien und Frankreich.
Benito Mussolini verkündet am 10. Juni 1940 auf dem Balkon des Palazzo Venezia die Kriegserklärung an Großbritannien und Frankreich. Bildrechte: imago/Milestone Media

1923: Erstes Rennen auf dem Schleizer Dreieck

Am 10. Juni 1923 findet das erste Rennen auf dem Straßendreieck in Schleiz statt. Sieger ist, wer mit fünf Litern Kraftstoff die längste Strecke und die höchste Geschwindigkeit erreicht. Die Rallye war von Beginn an eine Attraktion. Auch in der DDR lockt die Rennstrecke tausende Motorsportfreunde an. Inzwischen wird das Schleizer Dreieck vor allem für Motorrad-, Gespann- und Veteranen-Rennen sowie für das ADAC-Bergrennen genutzt. Als Saisonhöhepunkt gilt der Lauf der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft.

Motorräder beim 57. Internationalen Schleizer Dreiecksrennen am 07.08.1990
Motorräder beim 57. Internationalen Schleizer Dreiecksrennen 1990. Bildrechte: picture-alliance / dpa | ADN Zentralbild

1902: Frauenrechtlerin Auguste Schmidt gestorben

Am 10. Juni 1902 stirbt die Pädagogin, Publizistin und Frauenrechtlerin Auguste Schmidt in Leipzig. Im August 1833 wird sie in Breslau geboren und kam als Lehrerin 1861 nach Leipzig. Dort wurde sie enge Vertraute von Louise Otto-Peters. Gemeinsam gründeten sie am 8. März 1865 den "Frauenbildungsverein", der Hilfe zur Selbsthilfe vermittelt. Auf Initiative des Vereins wird die erste gesamtdeutsche Frauenkonferenz einberufen, auf der im Oktober 1865 die Gründung des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins" (ADF) beschlossen wird. Ziel des Vereins war es, Frauen den Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und damit zur eigenständigen Erwerbsarbeit zu ermöglichen. Von 1866 bis 1902 gaben Peters und Schmidt die Zeitschrift des ADF "Neue Bahnen" heraus und Auguste Schmidt hielt Vorträge zur Frauenfrage in verschiedenen Städten. 1894 wird sie Vorsitzende des "Bundes deutscher Frauenvereine" (BDF), einer Dachorganisation der Frauenbewegung. Parallel zu ihrer ehrenamtlichen Arbeit leitete sie ab 1870 das Steybersche Institut, eine höhere Mädchenschule in Leipzig, an der auch Clara Zetkin lernt.