#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 20. Mai

20. Mai 2022, 05:00 Uhr

1873: Hosen-Patent für Levi Strauss

Am 20. Mai 1873 erhält der Stoffhändler Levi Strauss ein Patent auf genietete Arbeitshosen aus groben Stoff, die in markantem Indigo Blau eingefärbt wurden. Bis heute hat sich das Kultunternehmen seinen Platz auf dem Hosenmarkt gesichert. Auch bei DDR-Bürgern sind die Jeanshosen aus Amerika sehr beliebt. Gerade unter Jugendlichen gelten sie als Zeichen einer distanzierten Haltung gegenüber dem DDR-System. In den 1960er-Jahren wird die Levi's 501 als "Hose des Klassenfeindes" verpönt.

1971: Bundespräsident Heinemann besucht Rumänien

Am 20. Mai 1971 endet der zweitägige Besuch von Bundespräsident Gustav Heinemann in Rumänien. Zum ersten Mal ist ein Staatsoberhaupt der Bundesrepublik offiziell zu Besuch in einem kommunistischen Land. Der rumänische Staats- und Parteichef Nikolae Ceaușescu distanziert sich außenpolitisch von der Sowjetunion. 1971 bekommt er von der Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz verliehen. Danach baut Ceaușescu seine Macht und seinen Personenkult weiter aus. Er wird zum Diktator, der seine politischen Gegner von der Geheimpolizei ausschalten lässt. Die zunehmende Isolierung des Landes gipfelt in den 1980er-Jahren in einer Versorgungskrise und der rumänischen Revolution gegen das Ceaușescu-Regime.

1977: Orient-Express tritt die letzte Reise an

Am 20. Mai 1977 startet der Orient-Express die letzte Reise vom Pariser Gare de Lyon nach Istanbul und wieder zurück. Der Luxuszug der Pariser Bahngesellschaft Compagnie Internationale des Wagons-Lits (Internationale Schlafwagengesellschaft) machte sich 1883 das erste Mal auf den Weg Richtung Instanbul – zu Beginn mussten allerdings noch Fähr- und Schiffsverbindungen genutzt werden, da es kein durchgehendes Schienennetz gab.

In den 1960er-Jahren bekam die nostalgische Zugverbindung Konkurrenz: Zunehmender Verkehr durch Gastarbeiter erhöhte den Druck auf Bahngesellschaften, angepasste Strecken und Fahrzeiten bereitzustellen. Der Orient-Express geriet zusehends wegen Unpünktlichkeit und Länge der Fahrzeiten unter Druck. Letztendlich war ein enormer Passagier-Schwund zu verzeichnen. Die letzte Schlafwagenfahrt im Jahr 1977 war jedoch Monate vorher ausgebucht und fand unter großer medialer Aufmerksamkeit statt.

Teile der Bahnstrecke sind bis heute erhalten. Eine reguläre Bahnverbindung mit festen Fahrtzeiten gibt es allerdings nicht. Eisenbahnfans können mit Sonderzügen auf Teilstrecken der originalen Route wieder die Fahrt in einem der historischen Orient-Express-Züge genießen.

Der Venice Simplon-Orient-Express
Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

1992: Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nimmt Arbeit auf

Am 20. Mai 1992 nimmt die Enquete-Kommission zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland ihre Arbeit auf. Die Arbeitsgruppe soll eine Bestandsaufnahme des Wissens über die DDR-Vergangenheit anfertigen und einen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis zwischen Ost- und Westdeutschland hinsichtlich der Wiedervereinigung leisten. Langfristiges Ziel ist außerdem die Entschädigung und Rehabilitierung aller Opfer der SED-Diktatur. Mit ihren 43 Mitgliedern, davon 16 Bundestagsabgeordnete, 16 Stellvertreter und elf Sachverständige, ist die überfraktionelle Arbeitsgruppe die bislang größte in der deutschen Geschichte. 1994 legt die Arbeitsgruppe ihren ersten Bericht vor. Im gleichen Jahr wird eine zweite Kommission zur Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit gegründet. Die daraus entstehenden Handlungsempfehlungen führen 1999 zur Einrichtung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und fließen in die Gedenkstättenkonzeption der Bundesregierung ein.

2016: Schockfotos auf Zigarettenschachteln

Am 20. Mai 2016 wird die neue Tabakrichtlinie in Deutschland eingeführt. Tabakhersteller müssen Schockbilder auf ihre Verpackungen drucken. Die drastischen Fotos und Warnhinweise sollen zwei Drittel der Packung einnehmen und die Menschen vom Rauchen abhalten. Resümee nach fünf Jahren: Insgesamt reagieren junge Nichtraucher mit ablehnender Haltung, nachdem sie die Schockbilder gesehen haben. Aber "Wissenschaftliche Evidenzen belegen, dass das Abschreckungskonzept keine langfristige Wirkung hat", so der Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums.

Zigaretten 3 min
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3 min

Mo 17.05.2021 15:55Uhr 03:10 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/video-519230.html

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2017: Merkel trifft ukrainischen Präsidenten Poroschenko

Am 20. Mai 2017 trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko im Schloss Meseberg in der Nähe von Berlin. Thema ist die Anspannung zwischen den Konfliktparteien Russland und Ukraine sowie die zunehmenden Waffenstillstandsverletzungen in der Ost-Ukraine. Poroschenko beruft sich auf das Minkser Abkommen. Dieses umfasst unter anderem ein Abkommen über einen Waffenstillstand in den Gebieten Donezk und Luhansk, die Sicherstellung von humanitärer Hilfe und die Gewährleistung wichtiger Infrastruktur. Merkel strebt die Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit Russland an. Sie setzt sich für das Format der Vierergesprächsrunde mit der Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich ein - diese Nationen waren bereits alle am Minsker Abkommen beteiligt.

Am 21. Februar 2022 erklärt Präsident Putin das Minsker Abkommen für gescheitert. Er unterzeichnet die Anerkennung der selbstproklamierten und international nicht anerkannten "Volksrepublik Lugansk" und der "Volksrepublik Donezk" als souveräne Staaten. Kurz danach beginnt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.