#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 26. Juli

26. Juli 2022, 09:48 Uhr

1977: Kaffeekrise in der DDR

Aufgrund steigender Weltmarktpreise will die DDR Kaffeeimporte zukünftig einzuschränken, um Devisenaufwendungen zu minimieren. Das SED-Politbüro beschließt daher am 26. Juli 1977 eine neue "Versorgungsrichtlinien für Kaffee" und bringt den Kaffee-Mix auf den Mark. Dieser besteht nun nur noch aus 51 Prozent Röstkaffee.

Die Entscheidung des SED-Politbüros sorgt für Proteste in der Bevölkerung. Nach entbehrungsreichen Jahren der Nachkriegszeit in denen sich die Menschen in der sowjetischen Besatzungszone mit Kaffeeersatz helfen mussten oder richtigen Kaffee nur auf dem Schwarzmarkt fanden, war Bohnenkaffee ab Ende der 1940er-Jahre wieder überall erhältlich. Der DDR-Bürger sieht es folglich nicht ein, wieder nur dünne "Plörre", wie besonders dünner Kaffee auch genannt wird, zu trinken. Nach massiven Protesten wird die Produktion des Ersatzkaffees, der im Volksmund "Honeckers Krönung" genannt wird, wieder eingestellt.

Lieber Erich, bei der Behandlung der Vorlage über Kaffee und Kakao habe ich mich sehr über Deinen Einwand gefreut, hier nichts zu übereilen. Hier geht es ja nicht um irgendeine Versorgungsposition, sondern um ein Volksgenußmittel im besten Sinne des Wortes. […] Ich befürchte, die Durchführung der […] Maßnahmen wird auf kein Verständnis stoßen, große Unzufriedenheit auslösen.

Politbüromitglied Albert Norden Brief an Erich Honecker vom 28. Juni 1977
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Kaffeemix - "das war zuviel des Guten", da waren sich nicht nur die Kaffee-Sachsen einig: Landesweit verzogen Kaffeeliebhaber beim Genuss von "Erichs Krönung" das Gesicht.

Di 16.09.2003 22:00Uhr 01:04 min

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1957: Deutsche Bundesbank eingerichtet

Um eine Zentralbank für die noch junge Bundesrepublik zu errichten, verabschiedet der Bundestag 1957 das Gesetz über die Deutsche Bundesbank. Am 1. August tritt es in Kraft und die neue Deutsche Bundesbank nimmt ihre Arbeit auf. Sie löst die bis dahin bestehende Bank deutscher Länder. Die bisherigen Landeszentralbanken werden zu Hauptverwaltungen der Bundesbank. Diese haben sich im Nachkriegsdeutschland formiert, um die Einführung der D-Mark zu ermöglichen.

Säcke der Deutschen Bundesbank liegen auf einem Stapel alter D-Mark-Scheine.
Geldsäcke der Deutschen Bundesbank von 1976 Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Die wichtigste Aufgabe der Bundesbank ist es, die Preisstabilität zu sichern. Sie ist dabei frei von politischen Weisungen der Bundesregierung. In der DDR wird die 1968 entstandene Staatsbank der DDR zur Zentralbank.

Die Deutsche Bundesbank hat bis heute ihren Sitz in Frankfurt am Main und ist Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken.

1957: Walter Janka verurteilt

Wegen "konterrevolutionärer Verschwörung" und "Boykotthetze" verurteilt das Oberste Gericht der DDR 1957 den Verleger Walter Janka zu fünf Jahren Haft. Die Mitangeklagten, die Journalisten Heinz Zöger, Gustav Just und Richard Wolf, müssen ebenfalls ins Gefängnis. Janka ist zu diesem Zeitpunkt Leiter des Aufbau-Verlages, der bis dahin für viele Intellektuelle der DDR ein wichtiges Diskussionsforum gewesen ist. Janka setzt sich mit Beginn der Entstalinisierung für mehr Reformen in der DDR ein. Dies ist der Regierung jedoch zuwider.

Auf Jankas Verurteilung folgt Protest von westlichen Autoren wie Thomas Mann und Leonard Frank. Janka wird vorzeitig entlassen, verbleibt in der DDR und arbeitet bis zu seiner Rente im Untergrund.

1990 hebt dasselbe Gericht das Urteil über Janka auf, das ihn zuvor verurteilte, und sichert ihm materielle Entschädigung zu. Walter Janka stirbt vier Jahre später.

1955: Nikita Chruschtschow verkündet Zwei-Staaten-Theorie

Bei einem Besuch Ost-Berlin verkündet der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow am 26. Juli 1955 die Zwei-Staaten-Theorie. Nach dieser seien auf dem Gebiet des Deutschen Reiches nach dem Zweiten Weltkrieg zwei souveräne Staaten mit unterschiedlicher politischer Ordnung entstanden.

Die Deutschlandpolitik der Sowjetunion ändert sich unter diesem Aspekt. Denn laut Chruschtschow sei eine Wiedervereinigung alleinige Sache der Deutschen und setze zunächst die Annäherung zwischen der Bundesrepublik und der DDR voraus. Zudem müssten die bisherigen "sozialistischen Errungenschaften" der DDR gewahrt werden. Eine baldige Wiedervereinigung nach freien Wahlen ist laut seiner Auffassung nicht zu realisieren.

Für das SED-Regime unter Walter Ulbricht garantiert die Zwei-Staaten-Theorie nun endgültig die Zukunft der DDR. Sie wird fortan noch stärker in das sowjetische Machtgefüge eingebunden.

1921: Inkrafttreten des Vertrag von Trianon

Der "Friedensvertrag von Trianon" zwischen Ungarn und den Alliierten tritt 1921 in Kraft. Dieser ist bereits ein Jahr zuvor, am 4. Juni 1920, beschlossen worden.

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ist Ungarn Teil des Habsburgerreichs und ebenso wie die österreichische Hälfte der Doppelmonarchie ein Vielvölkerstaat. Doch während Wien einen relativ liberalen Kurs einschlägt und den Völkern der österreichischen Reichshälfte viel Autonomie gewährt, setzt Budapest in seiner Reichshälfte auf Unterdrückung.

Die national erwachten Völker nutzen die Niederlage der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg, um sich den Traum von Eigenstaatlichkeit zu erfüllen. Reihenweise sagen sich Gebiete von Wien und Budapest los. Mit Hilfe Frankreichs besetzen die Armeen dieser neuen bzw. wiederhergestellten Länder Territorien, auf die sie Anspruch erheben, wie Siebenbürgen oder Slowakei.

Landkarte zeigt Ungarn in seinem heutigen Staatsgebiet. 2 min
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Als Ungarn Ende 1919 an den Verhandlungstisch eingeladen wird, sind damit also bereits Fakten geschaffen. Nach mehrmonatigen Verhandlungen, bei denen Ungarn nicht als gleichwertiger Partner, sondern Kriegsverlierer behandelt wird, wird der Vertrag von Trianon unterschrieben. Er besiegelt die Aufteilung der ungarischen Reichshälfte unter sechs Staaten. Die größten Gebiete gehen an Rumänien, die Tschechoslowakei und das spätere Jugoslawien. Das einst so mächtige Ungarn schrumpft, ähnlich wie Österreich, zu einem Kleinstaat zusammen – von den ursprünglich 21 Millionen Einwohnern finden sich nur knapp acht Millionen in den neuen Grenzen wieder.