#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 24. Juni

24. Juni 2022, 05:00 Uhr

1922: Attentat auf Walther Rathenau

Am Morgen des 24. Juni 1922 töten Attentäter den deutschen Außenminister Walther Rathenau in der Berliner Königsallee mit drei Kopfschüssen. Die beiden Täter werden am 17. Juli 1922 auf Burg Saaleck bei Rudolstadt in Sachsen-Anhalt gestellt. Beim Prozess müssen sich auch 13 Helfer vor Gericht verantworten. Der vorsitzende Richter äußert schon damals die Vermutung, dass der Mord aus politischen Motiven von einer Organisation geplant und verübt wurde. Dies kann zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht bewiesen werden. Der Staatsgerichtshof Leipzig reduziert die Beweggründe der Täter auf "blindwütigen Judenhass" und weicht damit der Frage nach dem politischen Motiv des Mordes aus.

Heute ist klar: Verantwortlich für den Mord an Rathenau ist die rechtsradikale "Organisation Consul". Sie war nach dem Scheitern des Kapp-Putsches 1920 von Angehörigen der aufgelösten Brigade des Korvettenkapitäns a.D. Hermann Ehrhardt gegründet worden. Die Ermordung reiht sich in die Linie zahlreicher Terroranschläge der Jahre 1921/22 auf führende Vertreter der noch jungen Weimarer Republik ein.

1945: Moskauer Siegesparade

Auf dem Roten Platz in Moskau findet am 24. Juni 1945 die größte Militärparade der sowjetischen Geschichte statt. Mit 40.000 teilnehmenden Soldaten und einem riesigen Orchester feiert die Sowjetunion ihren Sieg über Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Der sowjetische Diktator Josef Stalin hatte die Siegesparade zwei Tage zuvor, am 22. Juni 1945, in einem im gesamten Land verbreiteten Befehl angeordnet. Die Siegesparade zementierte die Legende vom "militärischen Genie" Stalin, der die Rote Armee von Sieg zu Sieg geführt hatte. 

1948: Beginn der Berlin-Blockade

Infolge der Währungsreform im Westen Deutschlands riegelt die Sowjetunion die Land- und Wasserwege nach West-Berlin ab. Es ist der Beginn der Berlin-Blockade. Als Ursache gilt die Einführung der D-Mark im Westen. Knapp ein Jahr lang müssen mehr als zwei Millionen Einwohner über eine Luftbrücke versorgt werden.

1952: Die Erstausgabe der "Bild" erscheint

Axel Springer bringt am 24. Juni 1952 die erste Ausgabe der Boulevardzeitung "Bild" heraus. Nach Vorbild der englischen "Yellow Press" soll sie eine Zeitung mit leicht verdaulichen Themen für die Massen werden. Zu Beginn besteht die Zeitung aus Fotos, gemischt mit Klatschgeschichten, Horoskopen, Kreuzworträtseln und Preisausschreiben. In den 1960er Jahren schärft die "Bild" ihre politisches Profil, fokussiert sich dann jedoch wieder auf Themen wie Filmstars, Prominente und Sport. Sie ist heute die auflagenstärkste überregionale Tageszeitung in Deutschland. Kritiker werfen der "Bild" regelmäßig die Missachtung von Persönlichkeitsrechten und mangelnde journalistische Sorgfalt vor. In den 1970er Jahren schlich sich der Reporter Günter Walraff bei der Bild ein und arbeitete drei Monate lang in der Redaktion in Hannover. Über seine Erfahrungen schreibt er Bücher und enthüllte journalistische Versäumnisse und unsaubere Recherchemethoden.

Schaufensterdekoration in der Fußgängerzone von Leer (Ostfriesland). Gezeigt wird u.a. die erste Ausgabe der BILD-Zeitung vom 24. Juni 1952.
Die Erstausgabe der "Bild"-Zeitung in einem Schaufenster Bildrechte: IMAGO / Eckhard Stengel

1977: documenta erstmals mit DDR-Kunst

Vom 24. Juni bis 2. Oktober 1977 findet in Kassel die documenta 6 statt. Zum ersten Mal setzt sich die Ausstellung mit dem Sozialistischen Realismus in der bildenden Kunst der DDR auseinander. Sechs der insgesamt 623 Künstler vertreten dabei die DDR: Willi Sitte, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Jo Jastram und Fritz Cremer. Die Teilnahme der "offiziellen" DDR-Künstler ist schon im Vorfeld umstritten, löst dann Diskussionen auf der documenta selbst aus und führt sogar zum Ausstieg bereits berufener anderer Ausstellungs-Teilnehmer.

1977: Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Semperoper

Am 24. Juni 1977 wird der Grundstein für den Wiederaufbau der Semperoper gelegt. Bei den Luftangriffen der Alliierten auf Dresden im Februar 1945 brannte das Gebäude völlig aus, die äußere Hülle blieb jedoch erhalten und wurde notdürftig gesichert. Zum Wiederaufbau fehlten lange die Mittel. Zudem gab es Erwägungen der sozialistischen Stadtplanung anstelle der Semperoper einen Aufmarschplatz einzurichten. Überraschend wurde die Semperoper in den 1970er-Jahren aber zum erstrangigen Objekt der Denkmalpflege erklärt. 1976 gab die SED die Direktive zum Bau. Am 13. Februar 1985 wird die Semperoper wiedereröffnet. Um 19 Uhr, genau vierzig Jahre nach der Zerstörung, erklingen die ersten Takte des "Freischütz".