ab 1815 Sachsens Abstieg nach dem Wiener Kongress

15. September 2015, 11:39 Uhr

Auf dem Wiener Kongress nehmen die Sieger der Völkerschlacht die Neuordnung Europas vor. Sachsen zählt zu den Verlierern, verliert das Herzogtum Warschau und drei Fünftel seines alten Staatsgebietes und fast zwei Millionen seiner Einwohner, hauptsächlich an Preußen, das damit zur Großmacht aufsteigt.

Nach der Völkerschlacht im Oktober 1813 bei Leipzig zieht sich Napoleon auf französischen Boden zurück. Friedrich August schickt Briefe an die Sieger; an den russischen Zaren, den Preußenkönig und den Kaiser von Österreich. Doch keiner der drei Monarchen antwortet. Sachsen wird unter russische Verwaltung gestellt. König Friedrich August I. wird im Berliner Schloss Friedrichsfelde interniert. Bis zum Jahresende löst sich der Rheinbund auf.

Restauration in Europa

Derweil stürmen Napoleons Gegner bis nach Paris. Die Verbündeten ziehen 1814 siegreich in Paris ein. Napoleon wird abgesetzt und als souveräner Fürst auf die Mittelmeerinsel Elba geschickt. Auf dem Wiener Kongress verhandeln die europäischen Fürsten ab November 1814 über die Neuordnung Europas. Die eben noch im Kampf gegen Napoleon vereinten Herrscher beginnen jetzt, erbittert, um Grenzen und Einflussphäre zu feilschen. Friedrich Augusts Reich steht zur Disposition. Die polnischen Gebite soll der Zar bekommen, den Rest der Preußenkönig. Ansonsten wird das politische System von 1792 wieder installiert. In Frankreich, das ebenfalls am Kongress teilnimmt, wird Ludwig XVIII. von Bourbon als König eingesetzt.

Doch Napoleon kehrt 1815 aus dem Exil zurück und marschiert auf Paris. Die Verbündeten nehmen den Kampf gegen ihn wieder auf. Am 18. Juni 1815 wird Napoleon bei Waterloo endgültig besiegt und auf die britische Atlantikinsel St. Helena verbannt.

Russland, Preußen und Österreich schließen die so genannte "Heilige Allianz". Beinahe alle europäischen Staaten treten ihr bei. Sie wird wegen ihrer Verteidigung des sozial-konservativen Systems unter Metternich zum Inbegriff der Restauration.

Sachsen als Verlierer - Preußens Aufstieg zur Großmacht

Am 21. Mai 1815 ratifiziert Friedrich August I. die Wiener Beschlüsse. Sachsen verliert damit das Herzogtum Warschau und drei Fünftel seines alten Staatsgebietes und fast zwei Millionen seiner Einwohner, hauptsächlich an Preußen, das damit zur Großmacht aufsteigt.

Mit der Wiener Kongressakte wird der Deutsche Bund gegründet. Er besteht aus 37 souveränen Fürstentümern sowie vier freien Städten und wird als Gegenpart zur national-liberal-konstitutionellen Bewegung in Deutschland gegründet. Vertreter der deutschen Nationalbewegung sehen ihre Hoffnung auf ein einiges Deutschland enttäuscht, für das sie gegen Napoleon gekämpft hatten. Noch 1815 wird in Jena die (Ur-)Burschenschaft gegründet, die die Farben Schwarz-Rot-Gold trägt und die nationale Einigung Deutschlands unter liberalen Vorzeichen erreichen will.

Szenen aus "Sachsen am Abgrund - Friedrich August I. und Napoleon" in der GMD Reihe zur Geschichte Mitteldeutschlands 2013
Die letzte Ruhestätte Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In Sachsen ist davon nicht viel zu spüren. Als Friedrich August endlich wieder in seine Residenz heimkehren darf, wird er von den Dresdnern begeistert empfangen. Nach den Monaten der russischen und preußischen Besatzung sind die Sachsen ernüchtert. Die vermeintlichen Befreier hatten sich kaum besser aufgeführt als Napoleons Truppen. Er verfällt wieder in den alten Trott, bekommt den Beinamen der Gerechte verliehen.

Er stirbt 76jährig im Mai 1827. Mehr als sechs Jahrzehnte saß er auf dem Thron. In der Dresdner Hofkirche findet der König seine letzte Ruhestätte. Vor dem Schloss steht heute wieder sein Denkmal.

Sachsens Verluste Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach wird zum Großherzogtum erhoben und gewinnt mehrere bis dato sächsische Territorien hinzu. Vom heutigen thüringischen Gebiet gehören nach dem Wiener Kongress rund 22 Prozent zu Preußen. Das Königreich Sachsen besitzt keinen Anteil an Thüringen mehr. Sachsen kompensiert diese Verluste durch den verstärkten Ausbau des Landes in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Durch die verstärkt einsetzende Industrialisierung kann Sachsen zwar die wirtschaftlichen Verluste ausgleichen, wird jedoch auch stärker mit sozialen Problemen konfrontiert, welche die Entwicklung der Arbeiterbewegung fördern.