Scheintod
Über die Ungewissheit des Todes und das einzige untrügliche Mittel sich von seiner Wirklichkeit zu überzeugen und das Lebendigbegraben unmöglich zu machen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Medizingeschichte Wer war Christoph Wilhelm Hufeland?

28. Oktober 2020, 11:06 Uhr

Straßen, Kliniken und Apotheken sind nach ihm benannt: Wilhelm Christoph Hufeland. Er brachte Deutschlands erstes Leichenhaus auf den Weg und seine Schlafregeln verkaufen Wellness-Ratgeber von heute als brandneu...

Christoph Wilhelm von Hufeland stammt aus einer Arztfamilie; sowohl Vater als auch Großvater waren Mediziner. So war für den am 12. August 1762 in Bad Langensalza geborenen Jungen die Medizinerlaufbahn vorgezeichnet. Sein Vater, Leibarzt der Herzogin Anna Amalia, praktizierte nicht nur in höfischen Kreisen, sondern behandelte auch arme Patienten in abgelegenen Dörfern - auf eigene Kosten. Sohn Christoph Wilhelm studierte ab 1780 in Jena Medizin. Sein Vater wähnte den Sohn in der Obhut der großen Schwester, die in Jena lebte, in guten Händen. Da sich der Sohn dem munteren Studentenleben Jenas zu intensiv widmete, veranlasste der Vater einen Wechsel - an die Universität in Göttingen. Hier promovierte Christoph Wilhelm 1783 schließlich zum Doktor der Medizin.

Die Angst vor dem Scheintod

"Vom Gebrauch der elektrischen Kraft beim Scheintod" lautet der Titel seiner Doktorarbeit. Der junge Hufeland griff ein aktuelles Thema auf, das die Menschen jener Zeit beschäftigte: Die Angst vor dem Scheintod bzw. davor, lebendig begraben zu werden. Erzählungen, Berichtsammlungen und auch die Literaten jener Zeit schürten die Furcht vor dem Tod im Grab. Hufeland war es, auf dessen Initiative das erste Leichenhaus in Deutschland errichtet wurde, 1792 in Weimar auf dem Jakobsfriedhof.

Hufelands Leichenhaus

Die neuartige Einrichtung war in vielerlei Hinsicht nützlich: Zum einen mussten die Toten bis zu ihrer Beisetzung nicht mehr tagelang in (engen) Privatwohnungen aufbewahrt werden. Zum anderen blieb der Tote im Leichenhaus bis zum Eintreten untrüglicher Todeskennzeichen unter "professioneller" Versorgung: Durch den Leichenwächter, der die eingelieferten Körper tagelang beobachtete, durch ein Notfallsystem, mit dem vermeintlich Tote auf sich aufmerksam machen konnten, und schließlich einen Arzt, der den Tod amtlich diagnostizierte. So wurde hier sichergestellt, dass kein Lebendiger irrtümlich beerdigt wurde.

Scheintod
Hufelands Leichenhaus war ein Novum zur damaligen Zeit. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Hufelands als praktischer Arzt

Der frischgebackene Arzt ging zunächst seinem Vater in der Praxis in Weimar zur Hand. Als dieser 1787 starb, übernahm der 24-Jährige dessen Arbeit und behandelte, wie zuvor sein Vater, Arme und Notleidende auf eigene Kosten. Außerdem gründete er eine Familie und wurde 1789 zum ersten, 1790 zum zweiten Mal Vater.

Seine medizinische Karriere schritt unterdessen voran: 1796 wurde Christoph Wilhelm von Hufeland Hofrat und später Hofmedikus in Weimar. Er behandelte unter anderem Goethe, Schiller und Herder.