"Wer braucht den Osten?" Der Osten als Vorreiter

12. Mai 2020, 11:26 Uhr

Mit dem Beitritt zur Bundesrepublik sind die Gesetze und Strukturen der DDR-Gesellschaft verschwunden. Doch inzwischen wird die eine oder andere Errungenschaft von damals wiederentdeckt.

Ganztagsschulen und gemeinsames Lernen – Alltag im ostdeutschen Schulsystem – setzen sich heute immer mehr durch. Zwar kommt die zehnklassige DDR-Oberschule für alle nicht zurück, aber aus dem streng dreigeteilten West-System ist vielerorts ein durchlässigeres Schulsystem geworden.

Vorbild Betreuungsschlüssel

Und auch der Betreuungsschlüssel in DDR-Kitas von 98 Prozent ist zum Vorbild für ganz Deutschland geworden: 1996 wird im ganzen Land erstmals ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz festgeschrieben.

Rechte von Homosexuellen

Dass Männer Männer lieben und Frauen Frauen, war auch in der DDR Alltag. Die Gesetzgebung in Bezug auf Homosexuelle war liberaler als die der Bundesrepublik. Ende der 1980er-Jahre kickte die Volkskammer der DDR den Strafgesetzparagraphen gegen Schwule und Lesben endgültig aus dem Strafgesetzbuch.

Fünf Jahre lang lebten Ost und West mit getrennten Regelungen – bis 1994 auch für das gesamte Land der Paragraf 175 endlich gestrichen wurde.  Ein Sieg für die Rechte der Homosexuellen.

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Über dieses Thema berichtet der MDR im TV: Wer braucht den Osten? | 12.05.2020 | 22:05 Uhr

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Geschichte

Eduard Stapel
Eduard Stapel war einer der Begründer des ersten Arbeitskreises Homosexualität in Leipzig 1982. In den folgenden Jahren setzte er sich DDR-weit für weitere solche Arbeitsgruppe ein und koordinierte die Homosexuellenbewegung des Ostens. Er ist Mitbegründer des heutigen LSVD. Bildrechte: MDR/Hoferichter & Jacobs