LPG – Letzte Private Gaststätte – ab 02:30 Minuten
Die Gaststätte Richter gibt es seit exakt 100 Jahren in Haldensleben, Michael und Birgit Richter führen das Familiengeschäft seit 1984 fort. Davon gab es nicht allzu viele in der DDR, die meisten waren in staatlicher Hand. Denn eigenen Unternehmergeist, das war nicht allzu wohl gelitten. Deshalb, so Richter, nannte man ihre Gaststätte im Volksmund auch LPG – für Letzte Private Gaststätte. Dabei sei ihnen das Nischendasein als Privatunternehmer durchaus zugute gekommen, so Richter. Hier traf sich schon mal der Bürgermeister mit dem Pfarrer oder mit Händlern. Problematisch jedoch sei die Bereitstellung der Ware gewesen. Vor allem im Sommer, sagt Birgit Richter. Dann gab es den typischen Biertest – erst die Flasche auf den Kopf drehen und schauen, ob es flockt.
Aus der Not: DDR-Küche musste kreativer sein – ab 07:41 Minuten
Das größte Problem beim Kochen – ob nun Privat oder als Gastronom – in der DDR war die Mangelwirtschaft. "Es gab nichts, wo Du hingehen konntest, liefert mir mal das oder das", erzählt Richter. Manchmal war das eine Katastrophe, erinnert er sich. Man musste wesentlich kreativer sein. Für den Brathering – ein Klassiker bei Richters – da half ein persönlicher Besuch mit gutem Kaffee oder einer West-Schokolade doch deutlich bei der Beschaffung. Und gekocht, so Birgit Richter, wurde natürlich saisonal. Und tatsächlich viel mit Kohl. Tomaten, was wir heute so kennen, das gab es zu DDR-Zeiten nur im Hochsommer. Beim Kohl stellt der Emsländer Mario Köhne auch gleich die Glaubensfrage – Grünkohl aber erst nach dem Frost – oder? Selbstverständlich – so die Antwort aus Haldensleben
Beim Jägerschnitzel gibt es keine Einheit – ab 12:20 Minuten
Zu den Klassikern in der DDR-Küche gehört neben allen möglichen Kohlgerichten das Jägerschnitzel. Eine panierte Jagdwurstscheibe, dazu Nudeln und Tomatensauce. "Das gab es überall – in Kindergärten, Krankenhäusern und auch Gaststätten." Aus westdeutscher Sicht ist diese Art des Jägerschnitzels für viele ein "totaler Kulturschock", so Köhne. Denn ein echtes Jägerschnitzel ist eben ein Schweineschnitzel mit Champignonrahmsauce – und eben keine Wurstscheibe. Da gibt es bis heute Überraschungen beim Bestellen. Hintergrund dürfte auch hier die Mangelwirtschaft gewesen sein – Schweineschnitzel gab es nicht immer – und Champignons noch seltener.
Restaurants: Zwischen traditionell und exotisch – ab 22:04 Minuten
Was den Familien von Doreen Jonas und Mario Köhne ähnlich ist – ins Restaurant ging es zu besonderen Anlässen. Und dann kommen auch schon die Unterschiede: "Wenn wir weggegangen sind, dann gab es nie deutsche Küche. Eher jugoslawisch oder auch griechisch", erinnert sich Köhne an seine Jugend in Lingen. Da es in der DDR nur äußert begrenzt Restaurants mit ausländischer Küche gab, maximal in Bezirksstätten oder natürlich Berlin, gab es das für Jonas gar nicht. Und überhaupt: Pizza? Gab es nicht! Und Fertigprodukte schon gar nicht.
Die "Sättigungsbeilage" – ab 26:32 Minuten
Die DDR schuf Begrifflichkeiten – auch auf dem Teller – die den Emsländer Köhne große Fragezeichen entlocken. Eine dieser Wortschöpfungen ist die "Sättigungsbeilage". Gab es denn nicht genug von dem Rest des Hauptgerichts, wollte er vom Gastronomen Richter wissen. Der beruhigte – man wurde auch ohne satt. Es gab eben die Fleischbeilage, die Gemüsebeilage und die Sättigungsbeilage. Also Reis, Nudeln, Kartoffeln. Aber, hakt Jonas nach, Pommes gab es doch kaum bei uns. "Nur in besseren Häusern", bestätigt Richter. Und erntet von Köhne ungläubige Blicke. Denn Pommes gab es bei ihm an jeder Ecke.
Pommes und Frikandeln – es wird frittiert! – ab 39:17 Minuten
Lingen, die Heimatstadt von Mario Köhne, liegt nur ein paar Kilometer von den Niederlanden entfernt – da hat der Hang der Nachbarn zum Frittieren in der Küche deutlich abgefärbt. Fleischbällchen, Würstchen und natürlich Pommes in Hülle und Fülle. Jonas war inzwischen auch in Lingen zu Gast – und eigens für sie gab es bei Familie Köhne: Frikandeln – also Bratröllchen - und Co!. Eine interessante Geschmackserfahrung, sagt die Journalistin und lacht. Aber doch ganz schön mächtig.