Zwei Fahrräder stehen in einem Bus
Egal ob im Bus oder in der Bahn: Die Mitnahme des Fahrrads ist in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nicht immer einfach oder gar selbstverständlich. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Öffentlicher Nahverkehr Fahrrad in Bus und Bahn mitnehmen: So funktioniert es in Mitteldeutschland

05. September 2023, 10:20 Uhr

Wer das Fahrrad in Sachsen-Anhalt, Sachsen oder Thüringen im Zug, Bus oder in der Straßenbahn mitnehmen will, muss wissen: Nicht immer ist Platz fürs Rad. In Straßenbahnen oder Bussen wird gelegentlich ein Entgelt fällig. Die Fahrradmitnahme im ÖPNV im Dreiländervergleich.

Bevor es daran geht, das eigene Fahrrad im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen mitzunehmen, stellt sich die Frage: Wie groß ist mein Rad? Kann das Fahrrad zusammengeklappt werden, gilt es in einigen Bussen oder Straßenbahnen als "Handgepäck" und kann kostenlos mitgenommen werden, so zum Beispiel in Leipzig.

Auch die Uhrzeit kann entscheidend sein: In Halle können Fahrgäste abends von 21 bis morgens um 4 Uhr ihr Fahrrad kostenlos im ÖPNV mitnehmen. Am Wochenende gilt das sogar am Samstag bis 8 Uhr und am Sonntag bis 9 Uhr morgens. In Magdeburg geht es von wochentags von 8 bis 14 Uhr und nachts von 18 bis 6 Uhr, kostet dann aber zwei Euro extra. Das gilt auch für Tretroller, die nicht zusammengeklappt sind.

Markus Haubold vom Fahrgastverband Pro Bahn wünscht sich: "Im Bereich der Tarife wäre eine im besten Falle bundesweite Vereinheitlichung der Tarifbestimmungen wünschenswert. Vor allem im Hinblick auf das Deutschlandticket wäre auch ein einheitliches Zusatzticket oder einheitliche Mitnahmeregelungen erforderlich, um das Tarifsystem für die Fahrgäste mit Fahrrad übersichtlicher zu gestalten."

Es fehlt an Platz in den Zügen

In den Bahnen im Regionalverkehr ist das Mitnehmen eines Fahrrads grundsätzlich möglich. Aber: Es muss genug Platz sein. "Eine Mitnahmepflicht von Fahrrädern besteht grundsätzlich nicht", schreibt zum Beispiel der Mitteldeutsche Verkehrsverbund auf seiner Webseite. Kinderwägen und Rollstühle hätten Vorrang. "Es dürfen nur so viele Fahrräder mitgenommen werden, wie ohne Gefährdung oder Belästigung anderer Gäste möglich ist." Das führt jedoch auf stark frequentierten Pendlerstrecken wie beispielsweise zwischen Leipzig und Halle regelmäßig zu Problemen.

Der Zugbetreiber Abellio schreibt auf MDR-Nachfrage: "Während des Berufsverkehrs rund um die größeren Städte wird es enger, und am Wochenende sind die Strecken bei Fahrradfahrerinnen und -fahrern am beliebtesten, entlang derer beliebte Ausflugsziele liegen, die zum Radeln einladen. In unseren Netzen sind das zum Beispiel die Verbindungen ab Halle und Leipzig ins Saaletal und Saale-Unstrut-Gebiet oder von Magdeburg und Halle in den Harz."

Mehr oder längere Züge keine Lösung

Mal eben einen neuen Zug aufs Gleis setzen, ist für Bahnbetreiber kaum möglich. Auf MDR-Anfrage heißt es zum Beispiel aus Thüringen: "Neue und zusätzliche Fahrzeuge mit mehr Kapazität für Fahrräder sind derzeit auf dem Markt im Prinzip nicht zu kaufen", schreibt die Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen. Hinzu komme, dass auch das entsprechende Personal für den Einsatz von zusätzlichen Fahrzeugen gar nicht vorhanden wäre. "Außerdem müssten dafür zusätzliche öffentliche Mittel in erheblichem Umfang für den Ausbau des ÖPNV zur Verfügung gestellt werden."

Das sieht auch der Fahrgastverband Pro Bahn so. Ein weiteres Problem ist, dass die Züge mit mehr Platz für Räder auch länger würden: "In einigen Fällen scheitert es dann zudem an zu kurzen Bahnsteigen der Bahnhöfe und insbesondere Haltepunkte."

Ein Bahnwaggon steht vollgestellt mit Fahrrädern. 6 min
Bildrechte: MDR/André Plaul

Pro Bahn wünscht sich Konzepte, die ineinandergreifen

Selbst der Fahrgastverband Pro Bahn sagt, die Bahn könne nicht von heute auf morgen längere Züge aufs Gleis stellen. Es seien darum auch Lösungen erforderlich, die darauf abzielten, insbesondere für Pendler Alternativen zur Mitnahme des eigenen Rads zu schaffen. "Dazu gehören ordentliche und vor allem sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an den Bahnhöfen und Haltepunkten sowie die Etablierung von günstigen Leih- und Sharingsystemen für Fahrräder, welche im besten Fall in den ÖPNV-Tarif integriert sind. So können Anreize gesetzt werden, diese Systeme zu nutzen."

In Leipzig gibt es das schon: Über die App leipzigMove kann man ein Leihrad buchen und bekommt monatlich zehn Fahrten à 30 Minuten geschenkt.

Trotzdem wünscht sich der Fahrgastverband Pro Bahn, dass gerade an Bahnhöfen zumindest mehr gemacht wird, um den eigenen Drahtesel sicher unterzustellen. Hier muss es statt Fahrradgarage oft nur der Bügel am Bahnhof sein.

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MDR (Lars Frohmüller) | Erstmals veröffentlicht am 04.09.2023

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