Eine Mitarbeiterin der Landesdarre Annaburg kontrolliert fertig bearbeitete Samen der Weißtanne.
Laut der Landesdarre Sachsen-Anhalt war die Saatgut-Ernte in diesem Jahr schlechter als erwartet. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Christian Modla

Geplante Aufforstungen Mangel beim Saatgut verzögert dringend nötigen Waldumbau in Sachsen-Anhalt

28. Februar 2023, 16:25 Uhr

Wer sehen will, wie schlecht es dem Wald in Teilen von Sachsen-Anhalt geht, muss nur in den Harz fahren. Dort sind viele Bäume wegen Trockenheit und Schädlingen längst abgestorben. Also wird wieder und wieder über Aufforstung gesprochen. Das Problem: Die dafür nötige Ernte von Saatgut ist zu schlecht. Und wird es wohl auch erst einmal bleiben.

Weil das Saatgut für Bäume knapp ist, können die dringend notwendigen Aufforstungen in Sachsen-Anhalt nicht wie geplant umgesetzt werden. Das hat die Landesdarre Sachsen-Anhalt mitgeteilt. Die Anlage in Annaburg im Landkreis Wittenberg versorgt unter anderem Förstereien mit Saatgut. Wie Forstamtsleiter Philipp Nahrstedt MDR SACHSEN-ANHALT sagte, war die diesjährige Saatgut-Ernte mittelmäßig. Lediglich bei den Weißtannen und Eichen seien die Erwartungen erfüllt worden. An eine schnelle Besserung der Situation glaubt Nahrstedt nicht. Durch Trockenheit und Schädlinge seien viele Bäume in einem schlechten Zustand und bildeten weniger Zapfen, Eicheln und Nüsse aus.

Stichwort: Landesdarre Die Landesdarre gibt es seit mehr als 100 Jahren. Dort wird das Saatgut für die wichtigsten bei uns vorkommenden Nadel- und Laubbaumarten angebaut. Die Anlage ist dem Landeszentrum Wald unterstellt.

Landesdarre: Bis zu 70.000 Hektar Wieder-Aufforstung nötig

Da es ohnehin wenig Reserven gebe, könne die Landesdarre etwa für Baumschulen oder Waldbesitzer nicht ausreichend Samen zur Verfügung stellen. Ein Zukauf sei aufgrund gesetzlicher Vorschriften nur in geringem Maße möglich. Nahrstedt zufolge müssen landesweit bis zu 70.000 Hektar Wald aufgeforstet werden. Demnach fallen für die Baum-Pflanzungen Kosten von bis zu 10.000 Euro je Hektar an. Damit werde für die Wieder-Aufforstung im Land insgesamt ein dreistelliger Millionenbetrag fällig.

Schlechte Saatgut-Ernte in den Vorjahren

Der Leiterin der Landesdarre Sachsen-Anhalt, Heike Borchardt, zufolge hat man bereits nach den Hitzesommern der vergangenen Jahre schlechte Saatgut-Ernten erlebt. Das sei bis zu einem gewissen Punkt aber auch normal, weil nicht alle Baum-Arten jedes Jahr viele Früchte bilden. Manche Bäume setzten sogar mehrere Jahre aus, ehe sie wieder Blüten und Früchte ausbildeten. Mittlerweile tragen laut Borchert aber auch Klima und Witterung zu den spärlicheren Ernten bei. - Sie befürchtet, dass der Waldumbau in Sachsen-Anhalt dadurch weiter ins Stocken geraten könnte.

MDR (Martin Krause, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. Februar 2023 | 08:30 Uhr

2 Kommentare

hilflos am 28.02.2023

Geht es auch mal ohne jammern? Jahrzehnte lang wurde auf gewinnträchtige Monokultur gesetzt und jetzt soll der Rest des Volkes auch noch betroffen gucken?

hilflos am 01.03.2023

Sky, sie mögen in vielem Recht haben, aber vor dem Krieg begann das sicher schon

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