Drei, zwei, eins - meins Auktion: Versteigerung von Fundsachen in Leipzig
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27. April 2024, 19:28 Uhr
Im Leben kann jeder von uns so einiges verlieren. Mal sind es die Hausschlüssel, mal das Handy oder die Sportsachen, die aus Versehen und völlig ungewollt liegen gelassen werden. In der Regel landen diese Dinge beim Fundbüro. Damit dort die Lager nicht aus allen Nähten platzen, kommt das Besitzlose von Zeit zu Zeit unter den Hammer. So geschehen am Sonnabend in Leipzig.
- Hunderte Interessanten sind am Sonnabend gekommen, um bei der Versteigerung mitzubieten.
- Neben 70 Fahrrädern wurden auch zahlreiche Überraschungspakete bei der Auktion angeboten.
- Der Versteigerungserlös wird drei Jahre aufbewahrt und fließt dann ans Fundbüro zurück.
Schon eine Stunde bevor es losgeht, steht Holger Schindler mit seinen beiden Kindern Vanessa und Paul vor der Leipziger Kongresshalle am Zoo. Schindler ist ein geübter Schnäppchenjäger. Nicht zum ersten Mal ist er bei Auktionen dabei, wie er MDR SACHSEN erzählt. "Wir haben schon einmal Babysachen für Vanessa ersteigert. Und es waren gute Sachen dabei. Windeln, Kosmetik für Babys, da waren wir gut dabei." Heute haben der Familienvater und sein zehnjähriger Sohn ein Auge auf eine der Überraschungskisten geworfen: Das Gebot A49 mit dem Titel "Marke Eigenbau - das Handwerkerpaket".
Enormer Zuspruch und viele gespannte Gesichter
Inzwischen füllt sich der Platz vor der Leipziger Kongresshalle. Mehrere Hundert Menschen haben sich eingefunden. Neben erprobten Bietern wie Holger Schindler sind auch viele gekommen, die noch nie bei einer Auktion dabei waren. Ramona Schulter zum Beispiel. Sie spekuliert auf eines der Fahrräder. Ihr Sohn soll das bekommen. Aber auch die Überraschungspakete findet sie spannend. "Das macht gerade den Reiz aus, dieses Kitzeln, dieser Überraschungseffekt."
Das macht gerade den Reiz aus, dieses Kitzeln, dieser Überraschungseffekt.
Auch Andrea Scheffler hat noch nie bei einer Versteigerung mitgemacht. Auf ihrem Wunschzettel steht ein Damenrad. Was Sportliches soll es sein. Ein Limit hat sie sich nicht gesetzt. Was sie als günstig empfindet, will sie ersteigern.
Drahtesel und jede Menge Überraschungen
70 Fahrräder stehen brav aufgereiht im großen Saal des Kongresszentrums und warten auf neue Besitzer. "Es ist alles quer durch die Bank vorhanden, Mountainbikes, Rennräder, Damen- und Herrenräder, und Kinderfahrräder", erzählt Sarah Lerch, Chefin des Leipziger Fundbüros.
Neben den Fahrrädern stehen am Kopfende des Saals viele Rucksäcke, Taschen und Kartons. Lerch und ihr Team haben sie nach Themen zusammengestellt. Reinschauen dürfen die Bieter nicht. Dafür lassen die Namen der Überraschungspakete erahnen, was sich darin befinden könnte. Das Paket "Hör mal, wer da hämmert" hat Brauchbares für Heimhandwerker, "Es geht los" verspricht die Ausstattung für die erste Wohnung und im Paket "Die Sonne kommt" scheint Nützliches für den Garten zu stecken. Kurioses ist heute nichts mit dabei. Dennoch gibt es auch solche Fälle, wie die Funbdbüro-Chefin Lerch erzählt. "Mein Lieblings Anruf war jemand, der bei einem Umzug, den er mit der LVB gemacht hatte, seinen Wäschetrockner verloren hatte." Ob sie sich manchmal noch fragt, warum Dinge verloren gehen? "Die Frage, wie man generell manche Sachen verlieren kann, die stellen wir uns im Fundbüro eigentlich auch nicht mehr."
Die Frage, wie man generell manche Sachen verlieren kann, die stellen wir uns im Fundbüro eigentlich auch nicht mehr.
Drei, zwei, eins - meins
Normalerweise sitzt Peer Heinzmann im Büro des Ordnungsamtes, hat eher einen Stempel in der Hand als einen Auktionshammer. Doch heute hat er sein Arbeitsgerät getauscht, wird er zum ersten Mal die Versteigerung leiten. Das Startgebot bei allen Artikeln liegt bei einem Euro. Bis 50 Euro geht es in Ein-Euro-Schritten nach oben, danach in Fünf-Euro-Schritten. Alle, die Interesse am aufgerufenen Artikel haben, halten ihr Bieterschild hoch. "Sobald das Höchstgebot für die einzelnen Personen erreicht ist, nehmen sie ihre Karte runter und der, der am Ende übrig ist, bekommt den Zuschlag", erklärt der Neu-Auktionator das Prozedere.
Dann geht es los und Peer Heinzmann ruft den ersten Artikel auf. Ein Kinderfahhrad. Für 5 Euro findet es einen neuen Besitzer, das nächste, ein Herrenrad, kommt für 115 Euro unter den Hammer, ein anderes für 335 Euro. Das Geld, was bei der Auktion zusammenkommt, wird laut Sarah Lerch für drei Jahre auf einem Verwahrkonto aufbewahrt. Danach fließe es zurück ans Fundbüro und werde dort im Amt verwendet.
Sobald das Höchstgebot für die einzelnen Personen erreicht ist, nehmen sie ihre Karte runter und der, der am Ende übrig ist, bekommt den Zuschlag.
Felix Voß ist einer der Glücklichen. Für 175 Euro hat er für sich ein Herrenrad ersteigert. Auch er war noch nie bei einer Auktion. Es sei schon ein interessantes Gefühl in der Menge zu stehen und mitzubieten, sagt er. Und ein schönes Gefühl sei es gewesen, als er am Ende der Letzte war, der sein Kärtchen noch oben hatte - strahlt und zieht von dannen, mit seinem neuen Fahrrad.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport um 16:30 aus dem Studio Leipzig | 26. April 2024 | 16:30 Uhr