Demos auf den Kanaren
Zehntausende auf den Kanaren demonstrieren gegen den Massentourismus. Bildrechte: IMAGO / ABACAPRESS

Spanien Zehntausende demonstrieren auf Kanaren gegen Massentourismus

21. April 2024, 14:53 Uhr

Auf den Kanarischen Inseln haben tausende Menschen gegen den Massentourismus demonstriert. Auf den Straßen der großen Städte der spanischen Urlaubsinseln protestierten nach Angaben der Organisatoren 55.000 Menschen. Sie machten ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft. Ein Hungerstreik von sechs Aktivisten der Organisation "Die Kanaren haben genug" ging unterdessen am Sonntag bereits in den elften Tag.

Zehntausende haben auf den Kanaren gegen Massentourismus protestiert. Insgesamt 55.000 Menschen gingen am Samstag nach Angaben der Organisatoren auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln auf die Straße, um unter anderem eine Obergrenze der Zahl der Touristen und bezahlbaren Wohnraum für Einheimische zu fordern. Auf Transparenten war zum Beispiel "Der Tourismus erhöht meine Miete" und "Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht" zu lesen. Ein Hungerstreik von sechs Aktivisten und Aktivistinnen der Organisation "Die Kanaren haben genug" ging unterdessen am Sonntag bereits in den elften Tag.

Umweltsteuer und Begrenzung für Touristen gefordert

"Die Kanaren haben genug"-Sprecher Victor Martín sprach von einem historischen Tag. "Wir sind nicht mehr eine kleine Gruppe, sondern ein ganzes Volk, das auf die Barrikaden geht", wurde er vom staatlichen TV-Sender RTVE zitiert. Der Protest werde nicht aufhören. Die Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln.

Demos auf den Kanaren
Menschen auf den Kanaren demonstrieren gegen Massentourismus. Bildrechte: IMAGO / ABACAPRESS

In erster Linie geht es den Angaben zufolge um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen.

Die Organisatoren der Proteste kritisieren, dass der Tourismus auf den Kanaren in seiner heutigen Form schädlich für die Inselbewohner und die Umwelt ist. Sie verlangen daher, dass die Behörden die Zahl der Touristen begrenzen.

Konkret forderten die Demonstranten einen Baustopp für zwei neue Hotels auf Teneriffa, die größte und touristisch am stärksten erschlossene der sieben Kanareninseln. Außerdem verlangten sie, dass die Insulaner ein Mitspracherecht bei Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Tourismus bekommen.

Proteste auch auf dem Festland

Der Protest beschränkte sich nicht auf die Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Auf dem spanischen Festland fanden in der Hauptstadt Madrid und in der katalanischen Metropole Barcelona Solidaritätskundgebungen statt. Vergangene Woche waren mehrere Aktivisten der Protestbewegung "Kanaren-Ausverkauf" in einen Hungerstreik gegen den Massentourismus getreten, der nun bereits den elften Tag andauert.

16 Millionen Touristen in 2023

Auf den Kanaren leben gut 2,2 Millionen Menschen. Fast siebenmal so viele ausländische Touristen besuchten vergangenes Jahr die Inseln, rund 14 Millionen Besucherinnen und Besucher vor allem aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Hinzu kamen noch einmal etwa gut zwei Millionen Spanier vom Festland. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die größeren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote.

Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Jeder vierte Bewohner der Inselgruppe arbeitet im Tourismus. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Dennoch sind die Kanaren die zweitärmste unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen.

dpa, AFP (das)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. April 2024 | 06:10 Uhr

Mehr aus Politik

Mähdrescher fährt den letzten Weizen ein 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert
Ein Richterhammer mit der Aufschrift EU. 3 min
Bildrechte: IMAGO / Christian Ohde

Mehr aus der Welt

Carles Puigdemont 1 min
Bildrechte: imago images/Lagencia
1 min 13.05.2024 | 20:44 Uhr

Aus französischen Exil Ankündigung für Minderheitsregierung

MDR AKTUELL Mo 13.05.2024 20:26Uhr 01:20 min

https://www.mdr.de/mdr-aktuell-nachrichtenradio/audio/audio-2638012.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio
Ein russischer General 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin, präsentiert das «Bundeslagebild Cybercrime 2023». 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Andreas Arnold
4 min 13.05.2024 | 16:12 Uhr

Cyberkriminalität wächst und dahinter steckt auch Russland. Bundesinnenministerin Nancy Faeser spricht von einer hybriden Kriegsführung. Was uns das neue Lagebild zur Cyberkriminalität zeigt, erklärt Reporter Timo Kurth.

MDR AKTUELL Mo 13.05.2024 13:35Uhr 04:19 min

Audio herunterladen [MP3 | 4 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 8,1 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/interview/audio-cyberangriffe-innenministerin-russland-sicherheit-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio
Luftaufnahme der Stadt Porto Alegre, man sieht die Überschwemmungen im Süden Brasiliens, Wasser zwischen Hochhäusern. 1 min
Überschwemmungen im Süden Brasiliens Bildrechte: Reuters
1 min 13.05.2024 | 13:47 Uhr

Neuer Regen hat am Wochenende die Lage in Brasilien weiter verschärft. 600.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, gut zwei Millionen sind von den Überschwemmungen betroffen. Mindestens 140 Menschen starben.

Mo 13.05.2024 13:35Uhr 01:15 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/panorama/video-brasilien-ueber-schwemmung-flutung100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video