Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Dr. Harald Lamprecht.

Donnerstag, 16.05.2024: Zusammenfassung

Ich liebe Zusammenfassungen. Sie geben einen schnellen Überblick, worauf es ankommt. Die wichtigsten Punkte – auf einen Blick zu erfassen. Wenn ich es dann genauer wissen will, kann ich ja immer noch den ganzen Text lesen. Dazu soll die Zusammenfassung Lust machen.

Harald Lamprecht, 2009 2 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Karlheinz Schindler
2 min

gesprochen von Dr. Harald Lamprecht

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 16.05.2024 05:45Uhr 02:22 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,2 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 4,4 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2633142.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Vom Christentum gibt es auch eine Zusammenfassung. Die stammt sogar von Jesus selbst. Er wurde gefragt, was das Wichtigste im Glauben ist. Das höchste Gebot von Gott. Gewissermaßen die Zusammenfassung des Glaubens. Daraufhin zitiert Jesus zwei Stellen aus dem Alten Testament, die alle Juden kennen: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst." Das bedeutet: Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen gehören auf das Engste zusammen. Der christliche Begriff der "Nächstenliebe" hat dort seinen Ursprung. Jesus spricht von einer Balance: "wie sich selbst". Das fordert nichts Unmögliches. Es geht nicht darum, es zu übertreiben, sich selbst aufzuopfern, sich gar nichts mehr zu gönnen, nur für andere da zu sein. Auf der anderen Seite steht das egoistische Raffen und immer nur den eigenen Vorteil zu suchen. Das ist genauso falsch. Eigentlich ist es ganz einfach: Das, was ich für mich will, weil ich es für gut befunden habe - das soll ich auch für andere wollen.

Das gilt nicht nur im Nahbereich. Zwischen Gruppen von Menschen ist das nicht anders. Es gilt auch zwischen Ländern. Das, was ich für mich wünsche, das sollten andere Menschen ebenso haben können: in Frieden und Freiheit leben, genug zu essen, ein Dach über’m Kopf, sauberes Trinkwasser. Gerechtigkeit ist nicht nur ein Grundprinzip der Bibel. Ich denke, es ist auch ein guter Prüfstein für die anstehende Europawahl. Nationale Sonderinteressen gefährden den Frieden. Gut ist, was für alle gut ist. Das ist doch eine recht kurze Zusammenfassung von dem, was wichtig ist.

Mittwoch, 15.05.2024: Der Kuchen

Es ist Sommer. Sie sitzen mit Ihren Nachbarn beim Kaffeetrinken zusammen. Auf dem Tisch duftet der Kaffee. In der Mitte steht ein herrlicher runder Kuchen. Sie wollen sich ein Stück nehmen. Aber welches?

Der Kuchen ist sehr ungleichmäßig geschnitten. Links das Stück ist in etwa normal. Aber rechts davon, das andere ist beinahe doppelt so groß. Ist es nur vergessen worden durchzuschneiden? So ist es nun mal. Da liegt es. Welches nehmen Sie? Das linke, kleine, anständige? Oder das doppelte Riesenstück?

Harald Lamprecht, 2009 2 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Karlheinz Schindler
2 min

gesprochen von Dr. Harald Lamprecht

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 15.05.2024 05:45Uhr 02:19 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,1 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 4,3 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2633134.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Es wäre eine natürliche Reaktion, sich möglichst schnell das rechte Riesenstück zu krallen. Der Mensch ist von Natur aus egoistisch. Wer weiß, wann ich wieder was bekomme? Wenn ich es nicht nehme, nimmt es jemand anderes. Ob es für alle reicht, ist doch nicht mein Problem. Hauptsache, ich habe genug.

Wer das linke, kleinere Stück nimmt, beweist eine gute Erziehung. Diese dämpft den Egoismus. Das ist ein Stück Zivilisation. Hoffentlich wurde das schon im Kindergarten oder bei der Mutter gelernt: Langfristig gibt es ein besseres Leben, wenn nicht jeder rafft, was er kriegen kann, sondern wenn wir darauf achten, dass es gerecht zugeht: Rücksicht auf andere nehmen, das Gemeinwohl im Blick haben, die Habgier bezähmen.

Was passiert mit Menschen, die sich immer das größte Stück nehmen? Werden die noch oft eingeladen? Haben die viele Freunde?

Ich denke, dass dieses Prinzip nicht nur beim Kuchen gilt. Das ist im größeren Maßstab genauso. Wer das Motto ausruft "Deutschland zuerst" ist in meinen Augen auch nur so ein unerzogener Rüpel, der sich das größte Stück hamstern will, ohne an die Folgen zu denken.

Nationaler Egoismus ist kurzsichtig und dumm. Wir leben in einer größeren Gemeinschaft. Wenn wir dort fair und gerecht miteinander umgehen, leben wir alle besser. Wie schön ist es, eingeladen zu werden! Satt werden wir praktisch immer - nicht nur vom Kuchen, auch von der Gemeinschaft, in der man aufeinander achtet.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Dr. Harald Lamprecht

Dr. Harald Lamprecht

geboren 1970 in Dresden | verheiratet, drei Kinder | 1990 Theologiestudium in Leipzig, Göttingen und Halle | 1996 Wiss. Mitarbeiter am Institut für Ökumenik, Konfessionskunde und Religionswissenschaft der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | 1999 Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes, Landesverband Sachsen

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.