Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 15.04.-20.04.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Mira Körlin.
Sonnabend, 20.04.2024: Zeitrechnung
Seit 40 Jahren gilt man in Deutschland mit 18 als volljährig. Moment, in Westdeutschland! In der DDR waren die 18-Jährigen schon seit 1950 volljährig. Es ist ein kleines Beispiel dafür, dass in beiden deutschen Staaten vieles unterschiedlich lief und heute auch unterschiedlich erinnert wird. Im Grunde lassen sich die Geschehnisse bis 1989 als Geschichte zweier Gesellschaften betrachten, die sich auf getrennten Wegen entwickelten. Wenn auch in vielfacher Hinsicht aufeinander bezogen: durch Konkurrenz, Propaganda gegen den jeweils anderen, aber auch enge familiäre Bande oder Partnerschaften innerhalb der Kirchen.
Die DDR und die BRD gab es nur 40 Jahre lang, und ihre Bewohner sprachen als Nachbarn die gleiche Sprache. So erstaunt es mich, wie schnell man sich trotzdem entfremden konnte, so dass dem einen die Besonderheiten und Jahrestage des anderen wenig bedeuten. Umso faszinierender finde ich es auf diesem Hintergrund, dass die ganze Welt Jesu Geburtsjahr für eine gemeinsame Zeitrechnung akzeptiert. Dabei sind die Länder um so vieles vielfältiger, als die DDR und die BRD es je waren. Der durch Papst Gregors Kalenderreform eingeführte gregorianische Kalender verbreitete sich Ende des 16. Jahrhunderts zunächst in katholischen Ländern wie Spanien, Bayern oder Polen. Das evangelisch geprägte Skandinavien übernahm ihn ab 1700, später Japan und China, zuletzt, 1927, auch die Türkei.
Die Zählung ist so selbstverständlich, dass die meisten über Abkürzungen wie "n. Chr." (nach Christus), "BC" (Before Christ) oder "AD" (anno domini - im Jahre des Herrn) kaum mehr nachdenken. Wann immer ich jedoch eine Jahreszahl lese - im Museum, in Lexika, in Dokus - erinnert sie mich an ein Jesus-Wort: "Ich bin das Licht der Welt." (Joh. 8, 12) Jesus leuchtet mit seinen Taten, mit seinem Leben durch die Zeiten hindurch. Gewissermaßen steht er hinter mir, seit Anbeginn der Zeitzählung, und schenkt mir so Zuversicht. Auch jetzt im Jahr 2024 nach Christus.
Freitag, 19.04.2024: Geschichten erzählen
Wir sitzen bei Knabberzeug und Getränken: Jens erzählt von phantastischen Abenteuern auf einer Insel. Nicole berichtet, wie sie mit 50 ihren Job verliert, neuen Mut fasst und inzwischen, zehn Jahre später, erfolgreich als selbstständige Social-Media-Beraterin arbeitet. Robert nimmt uns mit nach Ägypten, wo er seiner Freundin einen Heiratsantrag machen möchte. Die Irrungen und Wirrungen eines zunächst nicht ganz so romantischen Abends lassen mich mitfiebern und beim Happy End erleichtert aufseufzen.
Wir sind sieben Männer und sieben Frauen und erzählen uns Geschichten. Von durchzechten Nächten, enttäuschter Liebe, einem Vier-Gänge-Menü bei Sonnenuntergang, einem Schulabschluss auf Umwegen, einer verrückten Oma, einem Kuss, … Es ist der unterhaltsamste Abend seit langem: Obwohl wir sonst so geprägt sind von schnellen Bildern, Filmen, allerlei visuellen Eindrücken, fesseln uns an diesem Abend die spontan erzählten Geschichten von lebendigen Menschen.
Ihre Stimmen, die Gestik, ihr Gesichtsausdruck und die Dramatik ganz normaler Lebensläufe. Es ist faszinierend, welche Welten, welche Farben, welche Stimmungen vor dem geistigen Auge entstehen. Manchmal transportieren die Erzählungen auch Botschaften: Zum Beispiel, nicht aufzugeben. An das Gute zu glauben. Die Dinge ein wenig leichter zu nehmen.
An welche gute Geschichte erinnern Sie sich? Und warum? Wer hat sie Ihnen erzählt? Und wem möchten Sie eigene Erfahrungen weitergeben? Vielleicht Ihren Enkeln? Oder Freunden in netter Gesellschaft?
Jesus gilt als großer Erzähler. Seine Geschichten vom Senfkorn; vom Sauerteig; vom Licht unterm Scheffel; vom Kamel und dem Nadelöhr; vom Haus, das auf Sand gebaut ist. Sie haben Generationen geprägt und sind bis heute aktuell, weil sie die Sehnsucht wachhalten nach Gerechtigkeit, Nähe und einem guten Leben. Glaubende lassen sie auf das Reich Gottes hoffen. Geschichten berühren unser Herz, rütteln auf, bringen in Bewegung und stiften Gemeinschaft. Erzählen Sie wieder mehr davon!