Eine Frage des Geschlechts Warum Männer häufiger an Krebs erkranken als Frauen
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08. August 2022, 14:57 Uhr
Männer haben ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken als Frauen. Umweltfaktoren haben zwar Einfluss darauf, aber sie allein können das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen nicht erklären. Eine neue US-Studie legt nahe, dass biologische Unterschiede dafür verantwortlich sind.
Krebserkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Allein 2020 sind in Deutschland 231.271 Menschen an Krebs gestorben. 125.891 davon waren Männer. Sie haben ein größeres Risiko an Krebs zu erkranken als Frauen. Warum dieses Ungleichgewicht besteht, weiß die Wissenschaft bisher noch nicht. Eine neue Studie, die nun im Journal der American Cancer Society veröffentlicht wurde, ist dieser Frage erneut nachgegangen.
21 Krebsarten auf dem Prüfstand
Sarah S. Jackson vom National Cancer Institut untersuchte zusammen mit ihren Mitforschenden die Unterschiede im Krebsrisiko für 21 verschiedene Krebsarten bei 171.274 männlichen und 122.826 weiblichen Erwachsenen im Alter von 50 bis 71 Jahren. Diese hatten im Zeitraum von 1995 bis 2011 an Gesundheitsstudien (NIH-AARP Diet and Health Study) teilgenommen und lieferten somit eine umfangreiche Datengrundlage.
Krebsrisiko 1,3 bis 10,8-mal höher
Die Forschenden stellten fest, dass abgesehen von Schilddrüsen- und Gallenblasenkrebs die Inzidenz für eine Krebserkrankung bei Männern an anderen Stellen des Körpers 1,3 bis 10,8-mal höher war als bei Frauen. Das größte Risiko konnten sie dabei für Speiseröhrenkrebs (10,8-fach erhöht), Magenkrebs (3,5-fach erhöht) und Blasenkrebs (3,3-fach erhöht) feststellen.
Risikofaktoren spielen eine Rolle, aber sind keine alleinige Erklärung
Jackson und ihre Kolleginnen und Kollegen berücksichtigten dabei natürlich ein breites Spektrum an Risikoverhaltensweisen, etwa Tabak- oder Alkoholkonsum, sowie körperbezogene Daten, wie etwa den Body-Mass-Index oder die Körpergröße, die bei Krebserkrankungen auch eine Rolle spielen. Diese Risikofaktoren erklären zwar zum Teil einen statistisch signifikanten Anteil des männlichen Überschusses bei Krebserkrankungen wie zum Beispiel der Leber, den Gallenwegen, des Rektums und der Lunge, doch sie allein sind nicht verantwortlich für das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen.
Der Unterschied liegt in der Biologie
Die Ergebnisse der Studie legen vielmehr nahe, dass es biologische, zum Beispiel physiologische, immunologische oder genetische Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, die eine wichtige Rolle bei der Krebsanfälligkeit von Männern und Frauen spielen. Können diese Unterschiede ausfindig gemacht werden, können und sollten sie in Hinblick auf Krebs immer einbezogen werden – von der primären Krebsprävention über die Krebsvorsorge bis hin zur Krebsbehandlung und dem Patientenmanagment.
JeS