Drei Männer in Anzügen und eine Frau stehen vor einer Glastür, die sich öffnet
Die alte Hartmannfabrik ist als Besucherzentrum der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 eingeweiht worden. Bildrechte: Ernesto Uhlmann

Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025: Besucherzentrum ist eröffnet

03. Mai 2024, 16:01 Uhr

Bei einem Tag der offenen Tür ist am Freitag symbolisch der Schlüssel zur Hartmannfabrik an das Team der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 übergeben worden. Nach aufwendiger Sanierung präsentiert sich die letzte noch erhaltene Produktionsstätte des Chemnitzer Unternehmers Richard Hartmann jetzt als modernes Besuchs- und Informationszentrum. Ab 18. Januar 2025 befindet sich hier die zentrale Anlaufstelle für alle Gäste im Kulturhauptstadtjahr. Doch etwas fehlt.

Wie vermutlich schon zu Zeiten, als in der Hartmannfabrik noch Werkzeugmaschinen und Dampflokomotiven montiert wurden, beeindruckt auch jetzt der Blick von der Galerie vom einstigen Werksleiterbüro hinunter in die lichtdurchflutete Halle. Den Gästen der Europäischen Kulturhauptstadt, wie auch den Chemnitzerinnen und Chemnitzern wird es da sicher ähnlich gehen, wenn sie durch das meterhohe Glasportal ins Besuchs- und Informationszentrum treten.

Besucher- und Schaltzentrale der Kulturhauptstadt 2025

Bereits aufgebaut ist der Counter, an dem die Gäste nach der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres am 18. Januar 2025 empfangen werden und die gewünschten Informationen zu Veranstaltungen, laufenden Projekten oder auch entdeckenswerten Orten in der Stadt bekommen. Ebenso ein Gastro-Tresen und ein Lounge-Bereich, wo man es sich mit einem Kaffee bequem machen kann. Außerdem wurden meterhohe Regale aufgebaut, die als eine Art Raumteiler in der riesigen Halle fungieren und später möglicherweise als Ausstellungfläche dienen können.

Es werde ein sichtbarerer Ort sein, an dem man sehen werde, dass die Kulturhauptstadt stattfindet – das verspricht die kaufmännische Geschäftsführerin Andrea Pier im Gespräch mit MDR KULTUR.

Eine Frau lächelt in die Kamera.
Andrea Pier ist die kaufmännische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH Bildrechte: Fotostudio Urbschat Berlin

Es wird ein sichtbarerer Ort sein, wo man sagt: Ja, die Kulturhauptstadt findet statt!

Andrea Pier, kaufmännische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH

Die Hartmannfabrik ist aber nicht nur Welcome Center, sondern auch Schaltzentrale der Kulturhauptstadt. Ein Teil des Teams hat in den oberen Etagen inzwischen die Büros bezogen, auch die kaufmännische Geschäftsführerin Andrea Pier. Programmchef Stefan Schmidtke hingegen bleibt, da nicht genügend Räume vorhanden sind, mit der Programmabteilung in der Schmidtbank-Passage, der bisherigen Geschäftsstelle.

Stefan Schmidtke 28 min
Bildrechte: Philipp Köhler
28 min

Wie läuft es mit der Vorbereitung für die Europäische Kulturhauptstadt 2025 in Chemnitz? Andreas Berger hat mit Stefan Schmidtke über den aktuellen Stand gesprochen.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 28.08.2023 20:00Uhr 28:06 min

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Zwar sind die Feinarbeiten längst noch nicht abgeschlossen, dennoch ist die Schlüsselübergabe an das Team der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH ein sichtbares Zeichen, dass eine der größten von 30 sogenannten Interventionsflächen, das ambitionierte Stadtentwicklungsprojekt der Stadt Chemnitz, jetzt fertig gestellt ist. Es soll ein Zeichen dafür sein, das Chemnitz Kulturhauptstadt kann, auch in Richtung derjenigen, die an diesem Mammutprojekt noch Zweifel haben. 

Hartmannfabrik vereint Tradition und Zukunft der Stadt

In Chemnitz blickt man mit Stolz auf die Vergangenheit der Stadt als einstiges "sächsisches Manchester" zurück. Untrennbar verbunden ist damit der Name Richard Hartmann und der seiner Sächsischen Maschinenfabrik, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Unternehmen in Sachsen gehörte. Die Halle der Hartmannfabrik wurde 1863 errichtet, heute ist sie die letzte noch erhaltene Produktionsstätte des Chemnitzer "Lokomotiven-Königs".

In einer großen Halle stehen viele Menschen vor einer Bühne an Stehtischen
Die Halle der Hartmannfabrik bei der Eröffnung – 2025 sollen hier die Gäste der Kulturhauptstadt Chemnitz begrüßt werden. Bildrechte: Ernesto Uhlmann

Dass aus der alten Fabrikhalle ein jetzt repräsentatives Empfangszentrum der Kulturhauptstadt geworden ist, ist nicht zuletzt dem Unternehmer Udo Pfeifer zu verdanken. Er kaufte die Industrieruine 2018. Ursprünglich sollte sie ein moderner Coworking-Space für Chemnitzer Startups werden. Mitten im Bewerbungsprozess kristallisierte sich aber dann die Idee heraus, hier einen zentralen Ort der Kulturhauptstadt zu entwickeln.

Sanierung für 11 Millionen Euro, Nutzung nach 2025 noch offen

Die Sanierung der denkmalgeschützten Industriehalle verlief nicht reibungslos. Eine große Herausforderung war unter anderem das historische Shed-Dach. Diese sägezahnähnliche Konstruktion, die für ausreichend Licht in der Halle sorgt, wurde komplett erneuert. Insgesamt musste der Inverstor zehn Millionen Euro für dieses Prestigeobjekt in die Hand nehmen, eine weitere Million steuerten Bund, Land und Kommune bei.

Baugerüst an einem Gebäude
So sah die entkernte Hartmann-Fabrik noch vor zwei Jahren im Mai 2022 aus. Es ist die letzte noch erhaltene Produktionsstätte des "Lokomotiven-Königs" Richard Hartmann. Im 19. Jahrhundert wurden sie in alle Welt exportiert. Bildrechte: MDR/Ines Gruner-Rudelt

Bis 2029 läuft jetzt ein Mietvertrag mit der Stadt. Wie die Halle genutzt werden soll, wenn das Kulturhauptstadtjahr beendet und das Team wieder ausgezogen ist, steht noch nicht fest. Eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft ist damit allerdings schon jetzt hergestellt, denn mit Chemnitz 2025 werden die Macherinnen und Macher, die so genannten Maker ins Zentrum gerückt – Menschen, die tüfteln, forschen oder ein Unternehmen leiten und nicht zuletzt die Kulturschaffenden, die diese Stadt jetzt und künftig gestalten.

Was fehlt: Neuer Plan für Demokratie-Werkstatt

Gemäß dem Bidbook, dem Bewerbungsbuch für die Kulturhauptstadt, sollte auch eine sogenannte Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie in die Hartmannfabrik einziehen. Für dieses Hauptprojekt war ein umfangreiches Workshop- und Schulungsprogramm mit einer breiten gesellschaftlichen Beteiligung angedacht, tatsächlich auch als ein physischer Dreh- und Angelpunkt von Chemnitz 2025.

Inzwischen hat sich diese Idee gewandelt, sie soll als Querschnittsthema bei jedem Projekt mitgedacht werden. Doch damit hat sich die Hoffnung auf eine breit aufgestellte, international vernetzte Anlaufstelle für Demokratiebildung in Chemnitz, die von den Verfasserinnen und Verfassern des Bidbooks auch unter dem Eindruck der gewalttätigen Ausschreitungen 2018 formuliert worden war, nicht erfüllt.

Vier Männer und eine Frau stehen auf einer Bühne und halten einen riesigen Schlüssel
Die symbolische Schlüsselübergabe für die Hartmannfabrik als Besucherzentrum der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Bildrechte: Ernesto Uhlmann

Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: ks, hro, bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Mai 2024 | 08:40 Uhr

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