Christian Lindner (FDP)
Wegen geringerer Steuereinnahmen mahnt Bundesfinanzminister Christian Lindner zum Sparen an. Bildrechte: IMAGO / photothek

Bundeshaushalt Schätzung: Steuereinnahmen 2025 niedriger als erwartet

16. Mai 2024, 20:16 Uhr

Die Steuereinnahmen bis 2028 sind schätzungsweise deutlich geringer als noch bis zuletzt erwartet. Bis 2028 stehen dem Bund mehr als 80 Milliarden Euro weniger als gedacht zur Verfügung. Finanzminister Christian Lindner mahnt deshalb Sparmaßnahmen an. Der Streit über den Bundeshaushalt 2025 könnte sich weiter verschärfen.

Bund, Länder und Kommunen können im kommenden Jahr mit 21,9 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen rechnen als im letzten Jahr angenommen. Die Steuerschätzer gehen davon aus, dass der Staat im Jahr 2025 insgesamt 995,2 Milliarden Euro einnimmt, wie das Finanzministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte.

Auch in den weiteren Jahren des Schätzzeitraums bis 2028 sind mit deutlich weniger Steuereinnahmen als bei der letzten Schätzung zu rechnen – insgesamt sind es 80,7 Milliarden Euro weniger. Laut Finanzministerium liegen die Einnahmen im Vergleich zur Erwartung aus dem Oktober 2023 so jährlich um rund 16 Milliarden Euro niedriger.

Das Finanzministerium begründete die Differenz zum Ergebnis der Oktober-Steuerschätzung vor allem mit einer verschlechterten Einschätzung zur Konjunktur. Die wirtschaftliche Erholung habe sich gegenüber den damaligen Erwartungen verzögert.

Lindner mahnt Sparanstrengungen an

Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagte: "Was ich angesichts der exorbitanten politischen Wünsche fast mantraartig wiederhole, liegt jetzt schwarz auf weiß vor: Neue finanzielle Spielräume gibt es absehbar nicht."

Lindner nannte die aktuelle Steuerschätzung einen "Realitätscheck" für den Bundeshaushalt 2025. "Wir müssen uns von unrealistischen Wünschen verabschieden und die Konsolidierung des Haushalts vorantreiben." Das Schätzergebnis belege auch, dass die finanziellen Herausforderungen in den kommenden Jahren größer werden. Der Bund müsse deshalb gegensteuern: "Was wir brauchen, liegt auf der Hand: Mehr Wachstum, wir brauchen die Wirtschaftswende", sagte Lindner.

Außerdem mahnte er erneut stärkere Sparanstrengungen des Staates an und erteilte Ausgabenwünschen anderer Bundesministerien im Haushalt 2025 eine Absage. Mehrere Bundesministerien wollen sich nicht an Sparvorgaben von Lindner halten – was dieser wiederum scharf kritisiert.

Schwierige Verhandlungen für den Haushalt 2025

Die Ergebnisse dürften damit noch mehr Druck in die ohnehin schon schwierigen Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2025 bringen. Dabei müssen Milliardenlöcher gestopft werden. Ziel ist es, bis Anfang Juli im Kabinett eine Einigung über den Haushalt hinzubekommen, dann folgen die Beratungen im Bundestag. Die Ampel-Koalition streitet bereits seit Wochen über die erneute Aussetzung oder Reform der Schuldenbremse.

Der Arbeitskreis Steuerschätzung kommt zweimal im Jahr zusammen, im Frühjahr und Herbst. In dem Gremium sitzen Experten der Bundesregierung, der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, des Statistischen Bundesamts, der Bundesbank, des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland sowie Vertreter der Länderfinanzministerien und der Kommunen.

AFP/dpa (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Mai 2024 | 16:00 Uhr

29 Kommentare

Britta.Weber vor 4 Wochen

Die Steuereinnahmen sind Spitzenwerte. Wir haben ein riesiges Ausgabeproblem, kein Einnahmenproblem! Zurück zu den Kernaufgaben des Staates. An der gewaltigen Verschleuderung von deutschem Steuergeld trägt Lindner Mitschuld- die FDP hat ja alle grünen Projekte mit abgenickt.

Horst vor 4 Wochen

Im letzten Jahr hat man 915 Milliarden Euro eingenommen. Nächstes Jahr schätzt man, dass es 995 Milliarden Euro sein werden. Oder: wenn Weniger dann doch mehr ist....

Wagner vor 4 Wochen

Die Schuldenbremse ist vor allem eine heilige Merkel-und Schäuble-Kuh und ist Verfasungsrecht und auch als Privater gibts Kredite nicht grenzenlos—also auch eine Schuldenbremse.

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