Stuttgart, Zeugen Jehovas auf der Königstrasse.
Rund 170.000 Menschen in Deutschland rechnen sich zu den Zeugen Jehovas. Bildrechte: imago/Objektif

Umstrittene Glaubensgemeinschaft Die Zeugen Jehovas - Wer sie sind und woran sie glauben

19. April 2024, 17:56 Uhr

Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit einer eigenen Auslegung der Bibel, in der Gott Jehova heißt. Die Anhänger glauben an ihn als "allmächtigen Gott und Schöpfer". Sie unterwerfen sich strengen Vorschriften und sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht, in der sie als auserwählte Gemeinde verschont werden.

Zeugen Jehovas finanzieren sich über Spenden

Die Wurzeln der streng organisierten Gruppe liegen im 19. Jahrhundert als sie von dem Geschäftsmann Charles Taze Russell in den USA gegründet wurden. In Deutschland war die Glaubensgemeinschaft unter den Nazis verboten und wurde verfolgt. Auch in der DDR waren sie verboten.

Seit 2017 ist die Religionsgemeinschaft in allen Bundesländern als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt, d.h. sie hat theoretisch die Möglichkeit, Religionsunterricht zu erteilen. Die Zeugen Jehovas finanzieren sich durch Spenden.

Etwa 170.000 Mitglieder in Deutschland

Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die "Weltzentrale" befindet sich im US-Bundesstaat New York. Die deutsche Gemeinschaft gehört mit etwa 170.000 Mitgliedern zu den größten in Europa. Ihre Leitung sitzt in Selters im Taunus.

Die Zeugen Jehovas haben keine bezahlten Geistlichen. Ihre Gottesdienste finden in sogenannten "Königreichssälen" statt. Ihre wichtigsten Publikationen sind "Der Wachtturm" und "Erwachet!", die bei Hausbesuchen oder in Fußgängerzonen verteilt werden.

Wachtturm -Broschüre der Zeugen Jehovas
Die Wachtturm-Broschüre zählt zu den wichtigsten Publikationen der Zeugen Jehovas. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Staat als geduldete Übergangsordnung

Dem Staat stehen die Zeugen Jehovas distanziert gegenüber, auch wenn sie ihn als "von Gott geduldete Übergangsordnung" akzeptieren. Sie achten Gesetze, haben jedoch eine kritische Haltung in Bezug auf staatliche Strukturen. An Wahlen nehmen sie nicht teil.



Übermäßiger Alkoholgenuss, Tabak und kirchliche Traditionen und Gebräuche wie das Weihnachtsfest oder die Kindertaufe werden ebenso abgelehnt. Ihre einizge religiöse Feier ist das Abendmahl. Außerdem sind sie dafür bekannt, keine engen Kontakte außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft zu haben.

Ausgaben des "Wachturm" und "Erwachet", Publikationen der Zeugen Jehovas (Handout vom 01.08.2012).
"Der Wachtturm" ist die bekannteste Zeitung der Zeugen Jehovas. Sie wird in vielen Fußgängerzonen verteilt. Bildrechte: picture alliance / dpa | Jehovas Zeugen

Die Zeugen Jehovas sind eine Gemeinschaft, die viel Stabilität und Identität verspricht, aber auch Gehorsam verlangt und nicht zu sehr auf Kritik der Mitglieder setzt.

Florian Breitmeier, NDR-Religionsexperte tagesschau24

Keine Bluttransfusionen

Kritiker werfen der Gruppe eine sektenähnliche Struktur und totalitäres Verhalten vor. Die "Zeugen Jehovas" würden durch psychische Abhängigkeitsverhältnisse eine freie Persönlichkeitsentfaltung verhindern und durch ihre Endzeit-Ideologie Angst schüren. Vor allem die wenigen Aussteiger berichten von solchen Erfahrungen.

Auch die Erziehungsvorstellungen der Organisation und ihre detaillierten Vorschriften wie das Verweigern von Bluttransfusionen stehen immer wieder in der Kritik. Außerdem lehnen die Zeugen Jehovas Homosexualität und Partnerschaften ohne Trauschein ab.

(Dieser Artikel wurde erstmals am 10.03.2023 veröffentlicht.)

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Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 05. September 2023 | 17:15 Uhr

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