Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), spricht bei einer Zeremonie zur Rückführung von Kulturgütern der Vertreterinnen und Vertretern des Volkes der Kaurna.
Zu Besuch im australischen Adelaide machte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock russische Hacker für den Angriff auf die SPD verantwortlich. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Cyberkriminalität Baerbock: Russland für Hackerangriff auf SPD verantwortlich

03. Mai 2024, 14:04 Uhr

Im Januar vergangenen Jahres griffen Hacker E-Mail-Konten der SPD an. Die Bundesregierung macht jetzt Russland dafür verantwortlich und kündigt Konsequenzen an. Hinter dem Angriff soll eine Gruppe des russischen Militärnachrichtendiensts stecken.

Die Bundesregierung sieht Russland als Drahtzieher eines Hackerangriffs auf die SPD im vergangenen Jahr. "Wir können diesen Angriff vom letzten Jahr heute eindeutig der Gruppe APT28 zuordnen, die vom russischen Militärgeheimdienst GRU gesteuert wird", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Freitag bei ihrem Besuch im australischen Adelaide. "Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen. Das ist völlig inakzeptabel und wird nicht ohne Konsequenzen bleiben", sagte die Grünen-Politikerin weiter.

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Die SPD hatte im Juni 2023 bekannt gegeben, dass E-Mail-Konten des SPD-Parteivorstands bereits im Januar Ziel eines Cyberangriffs geworden seien. Möglich sei das durch eine zum Zeitpunkt des Angriffs noch unbekannte Sicherheitslücke beim Softwarekonzern Microsoft gewesen, hieß es damals aus der SPD. Es sei nicht auszuschließen, dass es zu einem Abfluss von Daten aus vereinzelten E-Mail-Postfächern gekommen war. Die Attacke auf die SPD soll nach bisherigen Erkenntnissen Teil einer Kampagne der APT28 in mehreren europäischen Ländern gewesen sein, die gegen Regierungsstellen, aber auch gegen Unternehmen gerichtet ist, die mit Energieversorgung, IT, Rüstung oder Luft- und Raumfahrt zu tun haben.

Angriffe auch auf CDU, deutsche Unternehmen und Tschechien

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren die Angriffe auch gegen deutsche Unternehmen gerichtet, unter anderem aus den Bereichen Rüstung, Luft- und Raumfahrt.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sieht auch seine Partei als Ziel russischer Hackerangriffe. Als Reaktion verstärkte die CDU verstärkt ihre Schutzmaßnahmen. Die CDU stehe in engem Kontakt mit dem Verfassungsschutz und habe "Maßnahmen ergriffen, die wir hochfahren", sagte Linnemann am Freitag in Berlin. Cyber-Attacken seien einer der größten Angriffspunkte, "die wir nicht nur heute, sondern vermutlich in den nächsten Wahlkämpfen erleben werden".

Außerdem seien mehrere tschechische Institutionen Ziel von Cyberattacken dieser Hacker-Gruppe gewesen, erklärte das tschechische Außenministerium am Freitag. Die Angreifer hatten demnach ab 2023 eine bis dahin unbekannte Schwachstelle beim Programm Microsoft Outlook genutzt.

Cyberspionage der Gruppe "APT28"

Die Gruppierung APT28 ist nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes seit mindestens 2004 weltweit vor allem im Bereich Cyberspionage aktiv. Der Gruppe werden weltweit etliche Cyberangriffe vorgeworfen. Sie habe in der Vergangenheit Desinformations- und Propagandakampagnen im Cyberraum geführt.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet APT28 eindeutig dem russischen Militärnachrichtendienst GRU zu. Die Gruppe, die auch unter dem Namen "Fancy Bear" bekannt ist, wurde 2015 für eine große Cyberattacke auf den Bundestag verantwortlich gemacht und später in den USA für eine Attacke auf die Demokratische Partei vor der Präsidentschaftswahl 2017.

Nato besorgt über russische Cyberangriffe

Laut Baerbock sind die Ermittlungen der Bundesregierung unter Federführung des Auswärtigen Amts dazu nun abgeschlossen. Das Auswärtige Amt hat als Reaktion den amtierenden Geschäftsträger der russischen Botschaft einbestellt. Die Einbestellung sei ein deutliches diplomatisches Signal, "Moskau deutlich zu machen, dass wir dieses Vorgehen nicht akzeptieren, deutlich verurteilen und uns da auch Konsequenzen vorbehalten", sagte ein Sprecher des deutschen Außenministeriums.

Innenministerin Nancy Faeser kündigte an, russischen Cyberangriffen entschlossen entgegenzutreten: "Wir werden uns keinesfalls vom russischen Regime einschüchtern lassen. Wir werden die Ukraine weiter massiv unterstützen, die sich gegen Putins mörderischen Krieg verteidigt", versicherte die SPD-Politikerin am Freitag in Berlin.

Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner sagte, die Bundesregierung verurteile die wiederholten und inakzeptablen Cyber-Angriffe durch staatlich gesteuerte russische Akteure auf das Schärfste. Man fordere Russland erneut auf, derartige Handlungen zu unterlassen.

Der Nordatlantikrat, das wichtigste Entscheidungsgremium der Nato, hatte sich bereits am Donnerstagabend "zutiefst besorgt" über zunehmende russische Cyber-Attacken geäußert. In einer Erklärung war von "feindlichen Aktivitäten" die Rede, die gegen Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Großbritannien gerichtet seien und Teil einer größeren Kampagne von russischen Aktivitäten seien. "Dazu gehören Sabotageakte, Gewaltakte, Cyber- und elektronische Störungen, Desinformationskampagnen und andere hybride Operationen", hieß es in der Erklärung. Die Aktivitäten stellten "eine Bedrohung für die Sicherheit der Bündnispartner" dar.

AFP/dpa (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 03. Mai 2024 | 06:06 Uhr

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