Faktencheck Schieben Masken Corona-Infektionen nur auf?

18. August 2022, 17:00 Uhr

In einer noch nicht veröffentlichten Studie wird erneut die These aufgestellt, dass Masken Corona-Infektionen nicht verhindern, sondern nur aufschieben. Aber kann das stimmen?

Virologe Klaus Stöhr ist prominenter Vertreter der These

Die These, dass Masken die Infektionen nur zeitlich aufschieben, ist nicht neu. Ihr prominentester Vertreter ist wohl der Virologe Klaus Stöhr, Mitglied des Corona-Sachverständigenausschusses. Beim BVKJ nachgefragt, verweist Bundessprecher Jakob Maske lediglich auf eine erst wenige Wochen alte Studie der Universität Graz. Die, so erklärt es Maske schriftlich, habe gezeigt, "dass man zumindest in Betracht ziehen muss, dass das Tragen von Masken nicht unbedingt dafür sorgt, dass Infektionen auf lange Sicht verhindert werden können".

Neue Studie noch nicht von Experten bewertet

Bei der Studie des Instituts für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit handelt es sich allerdings um einen Preprint, der noch nicht von Experten begutachtet oder ausgewertet wurde – und ausweislich nicht als Richtschnur für die medizinische Praxis verwendet werden soll.

Aber gibt es zum zeitlichen Aufschub von Corona-Infektionen durch Masken weitere Arbeiten? Dem Bremer Epidemiologen Hajo Zeeb sind jedenfalls keine bekannt: "Es gibt natürlich immer viel neue Publikationen, die gerade erst entstanden sind. Aber sehr gute wissenschaftliche Evidenz in diese Richtung habe ich bisher nicht gesehen." Er hält es auch für schwierig, hier einen wissenschaftlichen Nachweis zu erbringen: "Das würde ja bedeuten, wir haben jetzt mit Maske vom 1. September bis zum 10. September keine Infektionen. Und ohne Maske hätten wir die in der Zeit gehabt. Aber wie will man das feststellen, dass das so gewesen wäre?“

Fakt: Maskentragen (nicht nur) in Schulen mit positiver Wirkung

Zeeb, Abteilungsleiter am Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, ist an der Ausarbeitung der neuen S3-Leitlinie beteiligt, in der Fachgesellschaften Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle von Covid an Schulen empfehlen. Dort arbeite man evidenzbasiert, sagt er. Jegliche wissenschaftliche Literatur zu den bestimmten Themen würde gesucht, zusammengeführt und auf dieser Basis würden dann Entscheidungen getroffen. Sicher werde es in diesem Rahmen Diskussionen geben, inwieweit Masken auch weiterhin empfohlen werden. "Aber der jetzige Stand ist, dass sich die Evidenz eher gestärkt hat dafür, dass Masken funktionieren", sagt er.

Dass sie funktionieren, sagt auch Ulrich Pöschl, Atmosphären- und Aerosolforscher am Max-Planck- Institut in Mainz. Er sei zwar nicht per se Befürworter einer Maskenpflicht an Schulen, sagt er. Da müssten noch gesellschaftlich-soziale Aspekte berücksichtigt werden. Die Wirksamkeit der Masken, also der Schutz vor Infektionen, sei aber unbestritten. "Die Wahrscheinlichkeit sinkt um einen Faktor von vier bis 100, wenn alle Personen in dem Raum Masken tragen. Und sie sinkt um einen Faktor zwei bis zehn, wenn nur ich mich selber vor den infektiösen Tröpfchen der anderen Personen schütze", erklärt er.

Die Wahrscheinlichkeit sinkt um einen Faktor von vier bis 100, wenn alle Personen in dem Raum Masken tragen.

Hajo Zeeb, Epidemiologe

Das Argument, dass das Tragen von Masken nur eine aufschiebende Wirkung hätte, könne er wissenschaftlich nicht nachvollziehen. Vielen Menschen sei es schließlich in den vergangenen Jahren gelungen, sich erfolgreich vor einer Infektion zu schützen.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 18. August 2022 | 12:00 Uhr

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