tote Maus mit Katze im Haus
Hauskatzen jagen auf kleineren Territorien als ihre wild lebenden Artgenossen. Das kann zu einem Problem für die Artenvielfalt werden, warnen Forscher. Bildrechte: imago/blickwinkel

Bedrohung für Vogelarten Hauskatzen jagen mehr Beutetiere als Wildkatzen

12. März 2020, 13:37 Uhr

Schon seit einigen Jahren ist bekannt: In den USA werden jedes Jahr zwischen 6,9 und 20,7 Milliarden kleine Säugetiere von Katzen getötet. Eine neue Studie zeigt: Hauskatzen sind zehnmal gefährlicher für ihre Beutetiere als die wilden Artgenossen.

Wer hat mehr Beutetiere auf dem Gewissen: Eine Wildkatze oder eine zahme Hauskatze? Wenn Sie jetzt denken, die Hauskatze, haben wir sie auf das Glatteis geführt: Noch erlegen Wildkatzen mehr Beute. Eine neue Studie von US-Forschern im Fachjournal "Animal Conservation" zeigt: Die asiatische Rohrkatze frisst pro Monat rund 390 Beutetiere. Die aktivste Hauskatze schaffte gerade Mal knapp 12, sie wird schließlich von ihren Besitzern zusätzlich gefüttert.

Hauskatzen jagen auf kleineren Gebieten intensiver

Gibt es mit Hauskatzen dennoch ein Problem? Roland Kays ist Direktor des Biodiversitäts-Labs in North Carolina und Erstautor der neuen Studie. Er sagt: Hauskatzen jagen auf sehr kleinem Raum im Vergleich zu Wildkatzen: "Rohrkatzen jagen ihre Beute in einem Gebiet, das rund 605 Hektar umfasst. Das ist 200 Mal größer, als das von Hauskatzen."

Es geht also um die Relation zwischen Räuber und Jagdgrund beziehungsweise der Frage, wie viele Beutetiere pro Hektar sterben. Da sieht die Statistik für die Hauskatze plötzlich anders aus. Und die Bilanz wird noch bedrohlicher, wenn man einbezieht, wie viele Katzen in den dicht besiedelten Gebieten der Menschen leben.

Ökologischer Einfluss von Hauskatzen 4- bis 10 Mal höher als von Wildkatzen

"Das maximale Vorkommen von Hauskatzen in einem Gebiet übersteigt das, welches man von Wildkatzen erwarten würde, um das doppelte. Das erweitert den ökologischen Einfluss der Hauskatzen. Somit ist der tatsächliche Einfluss zwischen vier und zehnmal so hoch, wie wir das erwarten würden von wilden Räubern", sagt Kays.

NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann findet die neuen Ergebnisse wichtig. Schließlich mache die Studie deutlich, dass Hauskatzen einen überproportionalen Druck auf Beutetiere ausüben. Allerdings bleibt eine entscheidende Frage offen: Ist die Hauskatze ein Grund, warum Vogelarten weniger werden, manche gar vom Aussterben bedroht sind?

Wir vermuten, dass Katzen zumindest in Deutschland bei der grundsätzlichen Gefährdung von Vogelarten eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Arten, die bei uns von Katzen gefressen werden, sind die Vögel, die in den Gärten und Parks unserer Dörfer und Städte leben, also in den Siedlungsräumen, wo wir auch unsere Katzen halten. Das sind genau die Vogelarten, denen es in Deutschland vergleichsweise gut geht. Abnehmen tun die Vogelarten eher dort, wo es eher keine Katzen gibt. Vor allem die Vögel der Agrarlandschaft.

Lars Lachmann, Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Ausgehverbot für Freigänger wäre übertrieben

Damit widerspricht der NABU Vogelexperte auch der Schlussfolgerung der Forscher der North Carolina State University. Die sagen: Behalten Sie ihre Katzen drin! Logischerweise bleiben dann viele Beutetiere verschont. Das sei in Deutschland aber noch nicht nötig: "Ein generelles Rausgehverbot für Katzen in Deutschland halte ich für übertrieben. Dafür fehlt uns wirklich die wissenschaftliche Grundlage."

Es gibt aber ein paar Ausnahmen: Die Insel Borkum zum Beispiel. Da sind nachgewiesenermaßen Hauskatzen eine Gefahr für die seltenen Wiesenbrüter. An solchen geschützten Orten sollten Katzen drin bleiben.

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