Eine junge Studentin lächelt während eines Interviews. 2 min
Mehr zum geplanten Intel-Studiengang gibt es auch im Video aus MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Neue Studiengänge Geplante Intel-Fabriken: Universität Magdeburg zieht internationale Studenten an

12. Mai 2024, 08:27 Uhr

Seit der Ankündigung der Ansiedlung des US-Konzerns Intel verstärkt die Magdeburger Universität ihre Aktivitäten: Sie will junge Menschen für die Arbeit in der Halbleiterentwicklung in Sachsen-Anhalt ausbilden. Ein Partner ist dabei der Halbleiterhersteller Intel. Die aktuellen Studierenden können sich vorstellen, auch nach dem Abschluss in Magdeburg zu bleiben.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Auch wenn auf dem Acker im Süden Magdeburgs noch nichts vom Chipgiganten zu sehen ist, tut sich im Hintergrund viel. Die Fachhochschulen und Universitäten des Landes haben sich auf die Ansiedlung der Halbleiterindustrie längst eingestellt. Seit Oktober kann man an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg zwei Master-Studiengänge studieren, die sich mit der Halbleiterforschung befassen.

Computational Methods in Engineering verbindet Informatik mit den Ingenieurswissenschaften. Der Schwerpunkt liegt hier in den Bereichen Simulation, Optimierung und Materialanalyse. Das dort erlernte Wissen wird bei der Entwicklung von Produktionsabläufen für neue Chips benötigt, da diese mit verschiedenen leitfähigen Metallen beschichtet werden.

Im Studiengang Advanced Semiconductor Nanotechnologies werden Halbleiter-Nanostrukturen erforscht, um die komplexen Produktionsverfahren für Chips zu verbessern. So sollen die Produkte noch leistungsfähiger gemacht werden.

30 Studienplätze zum Start

Die beiden Studiengänge sind für die Universität ein Erfolg. Der Andrang war ohne große Werbung enorm, sagte Professor Daniel Juhre MDR SACHSEN-ANHALT. 30 internationale Studierende wurden für den Start angenommen. Doppelt so viele haben sich beworben. Beide Studiengänge werden in Englisch gelehrt und die Studierenden kommen aus der ganzen Welt. Die Ankündigung, dass Intel nach Magdeburg kommen werde, hat viele von ihnen hergelockt – ohne zu wissen, worauf sie sich einlassen.

Eine junge Frau mit dunklem Haar gibt ein Interview.
Die Mexikanerin Gabriela Medina studiert in Magdeburg "Computational Methods in Engineering". Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE

Die Studierende Gabriela Medina aus Mexiko kannte weder Magdeburg noch die internationale Gemeinschaft auf dem Campus. Für sie war der Studiengang Computational Methods in Engineering entscheidend und sie ist auch zu Beginn des zweiten Semesters immer noch froh, hier zu sein. Wenn sie nach vier Semestern ihren Aufbaustudiengang beendet hat, könnte sie sich vorstellen, zu bleiben.

Intel ist ein großes Unternehmen und da gibt es viele Möglichkeiten für uns Absolventen.

Gabriela Medina aus Mexiko studiert in Magdeburg

"Ich bin offen für den Arbeitsmarkt und überlege, längere Zeit hier zu bleiben oder vielleicht auch das Land zu wechseln. Intel ist ein großes Unternehmen und da gibt es viele Möglichkeiten für uns Absolventen", sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT.

Sie bedauere aber, dass die Fabriken von Intel 2025 noch nicht produzieren werden, wenn sie mit dem Studium fertig wird. Aber vielleicht ergebe sich doch eine Chance, sagte die Studierende mit einem Lächeln.

Industrie unterstützt Universität

Die Industrie ist ein wichtiger Partner bei der Ausbildung von Fachkräften. Ohne die Unterstützung könnten die Fakultäten nicht mit modernster Technik ihre komplexen Analysen wie Simulationen durchführen. Zu den Partnern gehören Tesa, Continental, Schuberth, Volkswagen und seit neuestem auch Intel.

Für Hochschule und Industrie eine Win-Win Situation: Professor Juhre ist da auch für Impulse aus der Industrie dankbar, die die Forschung weiterbringen würden. Gerade im Bereich Nanoskalen und Quantencomputing seien Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unabdingbar, da die Studierenden unter Realbedingungen in der Praxis forschen könnten. Die Unternehmen unterstützen die Fakultäten finanziell, um am Ende Fachkräfte für den eigenen Bedarf frisch von der Universität zu beziehen.

Ein Mann mit Jacket lächelt in die Kamera.
Daniel Juhre ist Professor an der Fakultät für Maschinenbau in Magdeburg. Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE

Intel finanziert Reinraum und Mikroskope

Für den Aufbau und die Pflege dieser Kooperationen ist Bernard Capraro bei Intel zuständig. Der EU Talent Development Programme Manager ist schon das achte Mal in Magdeburg und schwärmt von der guten Zusammenarbeit. Durch Intel konnte der Reinraum wiederbelebt werden, das Herzstück in Fabriken der Halbleiterproduktion. Die Universität plant mit dem Sponsor einen noch größeren Reinraum, um Studierende dort umfassend mit der Zukunftstechnologie vertraut zu machen. Wichtige Mikroskope und Computerkabinette hat Intel bereits jetzt finanziert.

Ein lachender Mann sitzt neben einem Studenten an einem Computer.
Bernard Capraro (rechts) im Gespräch mit einem Studenten. Der Intel-Manager kommt für seine Arbeit immer wieder nach Magdeburg. Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE

Beim Auf- und Ausbau mit den Hochschulen in Sachsen-Anhalt setzt Intel-Manager Capraro auf seine 25-jährige Erfahrung in Irland. Dort hat das Unternehmen ebenfalls viele Kooperationen aufgebaut und arbeitet eng mit Hochschulen, wie der Technischen Universität Dublin, zusammen. Von dort wurde für acht Wochen ein Gastprofessor nach Magdeburg entsandt. Professor Kevin Berwick lehrt in diesen Wochen im Studiengang Advanced Semiconductor Nanotechnologies.

Studierende begeistert von Studiengängen

Die derzeit Studierenden sind bereits in der Aufbauphase der Studiengänge begeistert und hoffen auf eine berufliche Perspektive in Ostdeutschland.

Smeeta Mahananda aus Bangladesch, die Computational Methods in Engineering studiert, freut sich, dass sie ihre Forschung im Bereich Halbleiterentwicklung fortsetzen und Simulationen mit neuartigen Metallen entwickeln kann. Sie sieht ihre Zukunft in der Automobilindustrie oder bei Intel. Ähnlich geht es ihrem Kommilitonen Hasnat Mosharraf Sami.

Es wäre eine sehr gute Option für mich, wenn ich bei Intel anfangen könnte.

Hasnat Mosharraf Sami Masterstudent in Magdeburg

"Ich denke, Intel ist eine gute Möglichkeit, weil alle Produktionsprozesse von Intel im Bereich der Halbleiter entwickelt werden müssen und dafür sind Simulationen notwendig. Ich glaube, es wäre eine sehr gute Option für mich, wenn ich bei Intel anfangen könnte", sagte Hasnat Mosharraf Sami MDR SACHSEN-ANHALT.

Zwei Studierende sitzen nebeneinander und hören aufmerksam zu.
Auch Smeeta Mahananda und Hasnat Mosharraf Sami studieren einen englischsprachigen Master in Magdeburg. Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE

Uni-Rektor freut sich über Jobs in Sachsen-Anhalt

Dass künftige Fachkräfte nach Sachsen-Anhalt kommen, um sich ausbilden zu lassen und später auch hier in der Region eine berufliche Perspektive haben, ist etwas Neues. Magdeburgs Universitätrektor Professor Jens Strackeljan wünscht sich, dass dieser Trend anhält. Er bemängelte bisher, dass die meisten ausländischen Studierenden nach dem Studium Sachsen-Anhalt den Rücken kehren. Durch Intel und seine Zulieferer könnten die bisher abwandernden Absolventen zu qualifizierten Zuwanderern werden, was das Land in seiner wirtschaftlichen Entwicklung stärken würde.

Der Start der beiden neuen internationalen Studiengänge ist vielversprechend. Im kommenden Wintersemester soll die Studierendenzahl verdoppelt werden und die Talent Pipeline für Fachkräfte weiter wachsen – mit der Unterstützung aus der Halbleiterindustrie.

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MDR (Sebastian Mantei)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 11. Mai 2024 | 19:00 Uhr

10 Kommentare

Anita L. vor 2 Wochen

Interessanterweise geht es im Artikel nicht um Steuerförderung oder Förderung durch Ministerien, sondern um die Synergieeffekte, die offenbar die Ansiedlung von Intel bereits jetzt an der ansässigen Universität spürbar sind, sowie um die finanzielle und materielle Unterstützung der Lehre durch das Unternehmen.
Zur Förderung der medizinischen Betreuung siehe zum Beispiel hier:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/aerztemangel-land-foerderung-100.html
oder über die Internetpräsenz der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (Stichwort: Stipendien); der KfW (Stichwort: Praxiseinrichtung) oder auch über das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt (Stichwort: Landarztquote)

Anita L. vor 2 Wochen

Das, DanielSBK, ist aber weder Schuld der Uni Magdeburg noch liegt es in der Verantwortung von Intel oder den Studierenden. Das, DanielSBK, liegt - und das sage ich Ihnen als Lehrerin - vor allem an der Einstellung der Eltern und Kinder zu Bildung, Lernen, Anstrengung und dem Gehalt von gleichen Bildungschancen für alle. Einen schönen Abend/Tag.

pwsksk vor 2 Wochen

Jetzt müsste unser Kultusministerium nur noch die "Medizin fürs Land" entsprechend fördern, die Lehrerstudiengänge und MINT allgemein mehr in den Focus richten.

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