Vorschulkinder und ihr Erzieher beim Mittagessen in der Kita
Vor zehn Jahren lag der Männeranteil laut dpa bei etwa 6,4 Prozent, im Jahr 2006 sogar nur bei einem Prozent. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Georg Wendt

Bildung Kaum Männer in Thüringens Kindergärten beschäftigt

26. Dezember 2023, 18:48 Uhr

In den Kindergärten des Landes sind Männer klar in der Unterzahl. Nach Ansicht des Linke-Abgeordneten Daniel Reinhardt wären mehr männliche Erzieher wünschenswert, andere Probleme in der frühkindlichen Bildung seien derzeit aber wichtiger.

Kinderbetreuung im Kindergarten bleibt in Thüringen weiterhin vor allem Frauensache. Wie das Bildungsministerium mitteilte, stieg der Anteil der männlichen Erzieher in den vergangenen zehn Jahren zwar leicht.

Dennoch lag er zum Stichtag am 1. März 2023 bei nur 8,9 Prozent. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt 1.669 Männer in den Kitas des Landes beschäftigt. Insgesamt kümmerten sich 18.724 Fachkräfte in den Einrichtungen um die Kleinen.

Traditionell als Frauenberuf wahrgenommen

Daniel Reinhardt ist selbst Erzieher und sitzt für die Linke als Abgeordneter im Thüringer Landtag. Seiner Ansicht nach hat der geringe Männeranteil in den Kindergärten mehrere Gründe.

Daniel Reinhardt
Daniel Reinhardt sagt, dass männliche Erzieher anders an Probleme herangehen als ihre Kolleginnen. Bildrechte: IMAGO / Karina Hessland

"Ja, es ist traditionell eher ein Frauenberuf und das ist noch heute in den Köpfen so drin", sagte der Sprecher für frühkindliche Bildung und Ausbildungspolitik der Linke-Fraktion.

Als Erzieher verdiene man deutlich weniger Geld als in anderen Berufen, die eher von Männern ergriffen werden. "Es gibt nicht wirklich tolle Aufstiegschancen. Entweder bist du Erzieher oder wirst noch Mentor oder Kita-Leiter, aber das war's", so Reinhardt.

Männliche Bezugspersonen können wichtig sein

Laut Reinhardt haben Männer im Kindergarten andere Herangehensweisen als Frauen und machen andere Lösungsvorschläge. Außerdem erhielten etwa Kinder alleinerziehender Mütter so auch die Möglichkeit, eine Beziehung zu einer männlichen Bezugsperson aufbauen zu können.

Für unsere Gesellschaft wäre es sinnvoll, wenn im frühkindlichen Bereich auch Männer sind.

Daniel Reinhardt Landtagsabgeordneter

Läuft zwischen den Eltern zu Hause nicht alles gut, sei für Kinder auch interessant, wie Männer und Frauen im Kindergarten miteinander umgehen. "Für unsere Gesellschaft wäre es sinnvoll, wenn im frühkindlichen Bereich auch Männer sind." Kinder seien bis in den Grundschulbereich hinein die meiste Zeit von Frauen umgeben.

Erzieher sitzt mit Kindern im Kindergarten auf dem Boden.
Männliche Bezugspersonen verändern auch den Alltag im Kindergarten. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Personalschlüssel weiter in der Kritik

Eine Kampagne, um mehr Männer in den Beruf zu locken, braucht es laut Reinhardt aber nicht. "Ich glaube, dass Thüringen im Kindergartenbereich andere Probleme hat als über die Anzahl der männlichen Erzieher zu sprechen." Es gehe vor allem um die Entwicklung des Personalschlüssels.

Linke, SPD und Grüne wollten mit einer Änderung des Kindergartengesetzes die Betreuungsqualität verbessern und erreichen, dass sich eine Erzieherin oder ein Erzieher um weniger Kinder kümmern muss als bisher.

Bildungsexperten kritisieren den Personalschlüssel in Thüringen regelmäßig. Doch das Vorhaben ist teuer und wurde bei den Haushaltsverhandlungen am Ende für 2024 nicht berücksichtigt.

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MDR (dpa/caf/gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. Dezember 2023 | 14:00 Uhr

24 Kommentare

knarf vor 22 Wochen

wwdd:Meinen Sie für Männer ist dieser Beruf zu primitiv und
darum Frauen vorbehalten?Wenn dem so sein sollte haben Sie Gleichberechtigung nicht verstanden.

Sozialberuflerin vor 22 Wochen

Das stellt niemand Frage!!
Ist hier nur nicht das Thema!

Da gibt es nur den kleinen, feinen aber sehr entscheidenden Unterschied :
Frauen leisten mehr Care-Work als Männer und müssen sie o.g. beruflichen Schwierigkeiten mit ihrem "Hausfrauen-Mutter-Dasein" noch vereinbaren! Unbezahlt!!

Soviel übrigens zu "richtig anpacken können"

Studien dazu finden sie, bei Interesse, problemlos im Internet
Aber wenn sie selbst "der Bock" sind, dann wird sie das wahrscheinlich wenig scheren

Sozialberuflerin vor 22 Wochen

Ja ja... Die Vereinbarkeit endet leider ständig da, wo Überstunden, permanenter Dienstwechsel, Lückenfüllung für fehlendes Personal und Verschiebung von Urlaub beginnt!

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