Wissen NewsKlimaerwärmung führt zu größeren Fledermäusen
Tiere haben verschiedene Anpassungsstrategien auf Temperaturschwankungen. Am Beispiel der Bechsteinfledermäuse zeigen Forscher nun, wie diese durch den Klimawandel ad absurdum geführt werden könnten.
Die Körpergröße von Fledermäusen hängt von der Temperatur in den Quartieren der Jungtiere ab. Höhere Temperaturen führen zu größeren Exemplaren, die kürzer leben, dafür aber mehr Nachwuchs produzieren. Das hatte ein Forschungsteam des Zoologischen Instituts der Universität Greifswald bereits in den letzten Jahren gezeigt. Jetzt untersuchten die Wissenschaftler in einer Feldstudie, wie der Klimawandel sich auf dieses Phänomen auswirken könnte.
Bisher war nämlich unklar, ob der beobachtete Effekt sich nicht indirekt durch die Verfügbarkeit von Insekten, der Nahrungsquelle Nummer eins, erklären ließe. Um diesen Faktor auszuschließen, beheizten die Wissenschaftler einige Quartiere freilebender Bechsteinfledermäuse künstlich und verglichen sie mit nicht beheizten Kolonien. Fledermäuse, die unter wärmeren Umständen aufwuchsen, wurden im Schnitt deutlich größer. "Weibliche Fledermäuse dieser Art sind in der Regel etwa fünf Prozent größer als die Männchen, aber in unserem Experiment erreichten die beheizten Männchen eine Körpergröße ähnlich der unbeheizten Weibchen", erklärt Gerald Kerth, der seit drei Jahrzehnten zu Bechsteinfledermäusen forscht.
Dies könnte dramatische Auswirkungen auf die streng geschützte Fledermausart haben, wenn das Insektensterben und die Erderwärmung so weitergehen wie bisher, sagt Janis Wolf von der Universität Greifswald: "Die schnellere Fortpflanzungsstrategie größerer Bechsteinfledermäuse kann nur bei jährlich günstiger Insektenverfügbarkeit funktionieren. Wenn nun die Körpergröße der Fledermäuse direkt von der Temperatur beeinflusst wird und gleichzeitig das Insektensterben anhält, könnten sich die wärmeren Sommer langfristig negativ auf die Population der Bechsteinfledermäuse auswirken, da größere Tiere ihren Nahrungsbedarf nicht mehr stillen können."
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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 11. Dezember 2022 | 22:47 Uhr
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